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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2014

Neubau eines Ganzjahresbades

3. Preis

Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB

Architektur

Landschaftsarchitektur und Ökologie - Angela Bezzenberger

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Um möglichst viele zusammenhängende Freiflächen zu erhalten wird das neue Ganzjahresbad gegenüber der Realschule und den weiteren Sporteinrichtungen angeordnet. So entsteht ein spannungsvoller Dialog zwischen den drei Baukörpern öffentlicher Nutzungen. Der vorhandene Erschließungsraum wird zu einem baumbestandenen Vorplatz für das neue Bad erweitert, dem auch ein Teil der Fahrradstellplätze zugeordnet werden.

Durch Ausnutzung der Hangneigung mit einem erdschollenartigen Sockelgeschoss und der Stapelung der Funktionen wird das sicht- und wahrnehmbare Bauvolumen reduziert, so dass sich dieses sehr gut in die Maßstäblichkeit der angrenzenden Bauten einfügt. Aus der Dichte und der Kompaktheit ergeben sich zugleich die besonderen räumlichen und funktionalen sowie vor allem auch energetischen Qualitäten des neuen Ganzjahresbads.

Entlang der Mühl- und der Seelstraße wird die ‚Erdscholle‘ in einen eingeschossigen Sockel fortgeführt der das Freibadgelände als ‚Schutzwall’ umschließt und so den gewünschten Einblick- aber auch Schallschutz sicherstellt. Die vorhandenen Liegewiesen im ruhigen Binnenbereich, sonnenbelichtet im Süden, bleiben erhalten bzw. werden erweitert, wobei aufgrund des ansteigenden, arenaartigen Geländes immer der Blick auf die Wasserbecken ermöglicht wird. Die vorhandene Baumallee wird genutzt um die Sportfelder mit Beachvolleyball etc. abzuschirmen. Zwischen den abgetreppt angeordneten Spielfeldern ergeben sich Sitz-stufen für die Zuschauer. Nach Osten schließt der Spielplatz sowie in unmittelbarer Nähe das Planschbecken an. Eine begrünte, schallabsorbierende Einfriedung schirmt das Freibadgelände zur Sandstraße ab.

Mit der Anordnung des Eingangs ist die bestmögliche Anbindung an den öffentlichen Nahver-kehr sichergestellt. Die gewünschten PKW-Stellplätze werden in einer Tiefgarage unterhalb des Sockelgeschoßes angeordnet, die verkehrstechnisch gut gelegen mit kurzer Rampe an der Ecke Mühlstraße/Seeltstraße erschlossen wird und mit der Vertikalerschließung unmittelbar an den Eingangsbereich angebunden ist. Weitere 84 PKW-Stellplätze werden als Außenstellplätze südlich des Bestandgebäudes in der Seelstraße vorgeschlagen; nördlich des Bestands zum Freibadeingang ebenfalls gut gelegen, sind weitere Fahrradstellplätze vorgesehen. Optional wäre statt der PKW-Außenstellplätze auch eine 2. Tiefgaragenebene möglich.

Vom gut auffindbaren, direkt an der Ecke gelegenen Eingang öffnet sich über die volle Foyer-länge ein eindrucksvoller, großzügiger Einblick in den Luftraum der Beckenhalle - hier trifft man sich oder wartet gerne vor und nach dem Badbesuch. Die Kasse mit langgezogener Theke und Nebenräumen, sowie Shop mit zweiseitiger Schaufensterfront bilden zur Mühlstraße eine funktionale Einheit. Die Büroflächen sind stirnseitig als Großraum oder in Einzelbüros vorge-sehen.

Belebt wird das Foyer durch das Café mit Sitzbereich für die externen Besucher das mit einer straßenseitigen Terrasse erweitert werden kann. Mit einer verschiebbaren Glastrennwand ist auch der Cafébetrieb außerhalb der Öffnungszeiten des Bads möglich. Der Sitzbereich für die internen Badbesucher ist als Galerie in der Beckenhalle angeordnet, mit Blick auf das Nichtschwimmerbecken, die Sprungtürme und den Freibadbereich sowie vorgelagerter Sonnenterrasse. Das Café ist von allen Funktionsbereichen – Hallen-, Freibad und Sauna ohne Kreuzung der Schließbereiche getrennt erreichbar. Küche und Ausgabetheke trennen internen und externen Cafébereich – die schwellenlose Andienung ist zum Straßenraum sichergestellt.

Beckenebene mit Umkleiden und Saunabereich sind über eine markant gewendelte zentrale Treppe räumlich und funktional mit der Eingangsebene verbunden. Die Orientierung ist einfach – der erneute Einblick in die Beckenhalle stimuliert den Badegenuß und gewährleistet ein Höchstmaß an Übersichtlichkeit und so eine einfache und gute Orientierung. Die Gelände-neigung wird genutzt und die Becken und die zugehörigen Umkleiden sind auf Ebene der äußeren Becken angeordnet. Die Umkleiden sind bewusst zweigeteilt angeordnet um auf verschiedene Besucherfrequenzen oder für getrennte Nutzung durch Schulkassen reagieren zu können. Auch die Sanitärbereiche sind in dezentral eingestellte zylindrische Körper aufgeteilt und können je nach Frequenz genutzt werden. Innen- und Außenbecken sind aus den Umkleidebereichen mit kurzem Weg stufenlos erreichbar.

Die Beckenhalle öffnet sich mit raumhoher Verglasung vollflächig, transparent zum Freibad-bereich, so dass Innen und Außen in einander übergehen und durch die enge räumliche und funktionale Verknüpfung eine vielgestaltige Schwimmlandschaft entsteht. Nach Süden und Osten schließt der Hang an, die großzügige Belichtung wird jedoch obergadenartig in der Eingangsebene fortgesetzt. Die Atmosphäre der Beckenhalle entsteht so aus dem Gegensatz zwischen Transparenz und Geborgenheit. Sprungbecken und Nichtschwimmerbecken sind zu den Außenbecken hin angeordnet, während das große Schwimmbecken (mit Hubboden) im Inneren zum konzentrierten Schwimmen einlädt. Längs- und stirnseitig des Schwimmbeckens schieben sich Wärmebänke und 2 Grotten mit Regenwaldduschen und Tauchbecken in das Erdreich. Die Sprungtürme und die Breitrutsche im Nichtschwimmerbecken schirmen zudem die räumlich unterschiedlich erfahrbaren Funktionsbereiche ab, ohne dass die Großzügigkeit und der energetische Verbund verloren geht. Auch erlaubt die Konfiguration der Becken eine leichte Trennung durch mobile Elemente oder Trennwandvorhänge für evtl. getrennte Nutzungen (Klassen o.ä.).

Das Planschbecken ist abgesetzt im niedrigeren Hallenbereich angeordnet ebenso der Zugang zum Außenbecken. Dieses erhält seine besondere Anmutung durch die Lage im Erdreich mit kreisrunder Öffnung zum Himmel und den in den Umfassungswänden integrierten Massage-düsen. Von den Liegeplätzen im Ruhebereich blickt man nach dem Badegenuß gerne zum Außenschwimmbecken wie auch zum Freibadbereich.

Die architektonische Gestalt erhält die Beckenhalle durch die Deckenkonstruktion aus den im Dreicksraster verlegten Betonunterzügen. Durch die hochwirksamen Absorptionsflächen oberhalb der Holzlamellen die in die Deckenfeldern ebenso wie die Beleuchtung integriert werden, wird eine trotz der Hallengröße sehr gute Bedämpfung und damit sehr gute Rauma-kustik erreicht. Die notwendige Überhöhung über dem Sprungbecken zeichnet sich im Saunagarten als Sitzhügel ab.

Die von außen auch getrennt erschließbaren Vereinsräume liegen direkt am Umkleidebereich auf Beckenebene, so dass von hier sowohl der Frei- als auch der Hallenbadbereich mit kurzen Wegen erreichbar wird. Gleichzeitig öffnen sich diese schaufensterartig in den öffentlichen Raum und laden so zum Mitmachen ein.

Die Saunalandschaft mit Saunagarten ist als leichte Holzkonstruktion auf den betonierten ‚Tisch’ der Beckenhalle konzipiert – daraus wird die gestaltprägende und unverwechselbare Anmutung abgeleitet. Auch hier ist die Zonierung und damit die Orientierung einfach: Umkleiden mit Vorreinigung und Kommunikationsbereich im westlichen Bereich, Sauna, Abkühlstraße und Ruhebereich im östlichen Bereich. Die Erschließungs- und die Kommunikationsflächen öffnen sich raumhoch in die beidseits an die Längsseiten angrenzenden Saunagarten, wobei horizontale Holzlamellen umlaufend vor Einblick und Wind schützen. Über den westlichen Treppenturm sind sowohl der interne Cafeteriabereich, als auch die Umkleiden bzw.
die Innen- und Außenbecken angebunden.

Die äußere Gestalt ist durch die große Glasflächen der Beckenlandschaft, das hölzerne Saunageschoß und das die flächtartigen Öffnungen des Sockelgeschosses mit schönen Lichtreflexen im Inneren geprägt. Die vielfältigen Einblicke machen neugierig und laden zum Badbesuch ein. Die im Inneren erzielte lichtdurchflutete, helle und zugleich heiter freundliche Atmosphäre der Offenheit und Kommunikation, wird wesentlich durch die im Kontrast zu den Sichtbetonflächen hell geölten Oberflächen der Holzbauteile bestimmt. Sämtliche Oberflächen sind strapazierfähig und so für die Nutzung dauerhaft geeignet – bei der Materialwahl sind die Nachhaltigkeit, Lebenszyklus und die Schonung der natürlichen Ressourcen besonders berücksichtigt.

Das klare, über alle Geschosse durchgehende Stützenraster mit wirtschaftlichen Spannweiten und aussteifenden Kernen ist einfach herstellbar. Sämtliche unverrückbare Infrastrukturein-richtungen (Aufzug, WC, Vertikalschächte) sind in den Kernen zusammengefasst. Alle Stahl-betonflächen werden mit Ihrer Speicherfähigkeit zur Bauteilaktivierung herangezogen. Die dreifach verglasten transparenten Flächen ermöglichen optimale passive Sonnenenergie-nutzung, durch die großflächigen Formate werden Wärmebrücken reduziert. Die horizontalen Lärchenholzlamellen im Obergeschoss und Screens im Erdgeschoss stellen den sommerlichen Wärmeschutz sicher.

Die kompakte Baukörperdisposition gewährleistet energetisch minimale Transmissionswärme-verluste. Die Lüftung erfolgt quellluftartig direkt aus den umlaufend angeordneten Technik-zentralen. Die hohe Tageslichtautonomie aller Nutzungsbereiche sowie effiziente Beleuchtungs-komponenten reduzieren den Primärenergiebedarf weiter. Effiziente Anlagentechnik (Wärme-rückgewinnung, Niedertemperatursysteme etc.) unter Verwendung von regenerativen bzw. primärenergetisch günstigen Energieträgern und ein in der Herstellung und im Betrieb wirtschaftliches Haustechnikkonzept ermöglichen einen sehr guten Energiestandard.