Offener Wettbewerb | 06/2014
Neugestaltung des Innenraums der St. Hedwig-Kathedrale und des baulichen Umfeldes
©o5 Architekten BDA - Raab Hafke Lang
St. Hedwigs-Kathedrale
ein 3. Preis
Preisgeld: 32.000 EUR
o5 Architekten BDA - Raab Hafke Lang
Architektur
Architektur
Kunst
ErlÀuterungstext
Rick Scheppat und Hyun-Mee Ahn (Bildende KĂŒnstlerin)
Projektteam
Jan-Henrik Hafke, Joachim Raab
Marcel Balsen, Claudia Rothe, Chris Hafner, Marina Hokari, Melanie Nathan, Steffen Kunkel
Die St. Hedwigs-Kathedrale. Lebendige Kirche in einer lebendigen Stadt
Ziel unseres Beitrages ist es durch eine Neustrukturierung des Innenraumes die St. Hedwigs-Kathedrale zu einem Ort zu machen, der den vielfĂ€ltigen Anforderungen an eine Bischofskirche gerecht wird und hinsichtlich seiner AtmosphĂ€re einerseits WuÌrde und gleichzeitig eine einladende Offenheit symbolisiert.
Hinsichtlich der bestehenden Raumfassung durch Hans Schwippert sieht unser Beitrag zwar eine SchlieĂung der groĂen zentralen Ăffnung vor, mit dem Ziel einen Kathedralraum zu gewinnen der als ein Raum wahrgenommen wird. Hinsichtlich der MaterialitĂ€t, der OberflĂ€chen und Farbigkeit hingegen, vor allem der WĂ€nde und der Kuppel, schlagen wir eine RuÌckfuÌhrung auf die Fassung Schwippert`s vor, um die Klarheit und strahlende WuÌrde des Raumes wieder zu gewinnen.
Mit dem groĂen Kathedralraum verbunden und von ihm aus zugĂ€nglich erschlieĂen sich weitere RĂ€ume die durch ihre andere Dimension und Proportion vielfĂ€ltige Nutzungen ermöglichen. In einem Gesamtensemble entstehen drei RĂ€ume unterschiedlicher Bedeutung und AtmosphĂ€re:
- der groĂe Kirchenraum als wuÌrdiger Kathedralraum der Erzdiözese
- die Kapelle der Eucharistie als feierlicher Raum fuÌr kleine, intime Gottesdienste
- die Unterkirche als einzigartiger Ort der Einkehr
Der groĂe Kirchenraum als wuÌrdiger Kathedralraum der Erzdiözese
ist einerseits Körper fuÌr die unterschiedlichen Gottesdienste, die durch die Funktion der Kathedrale als bauliches Haupt der Erzdiözese entstehen und fuÌr die groĂen feierlichen Gottesdienste im Kirchenjahraber auch fuÌr den wöchentlichen Gottesdienst der Domgemeinde. Gleichzeitig ist dieser Raum verortet im urbanen Kontext, ein Raum der durch seine Lage im Stadtraum Berlins und durch seine Bedeutung eine Vielzahl von tĂ€glichen Besuchern anlockt und der durch Helligkeit und strahlende Freundlichkeit einladend fuÌr den Interessierten, den Passanten und Suchenden ist.
Der groĂe Kathedralraum wird uÌber die Vorhalle betreten. Ebenso aus der Vorhalle gelangt man uÌber zwei Treppen bzw. barrierefrei uÌber einen Aufzug in die Unterkirche. In die WĂ€nde eingelassene Tablare bieten FlĂ€chen fuÌr das Infomaterial zur Kirche. Der zentrale Gottesdienstraum wird uÌber die drei vorhandenen ZugĂ€nge betreten. Unmittelbar nach dem Eintreten in den Kirchenraum befinden sich die Weihwasserbecken und die Ablagen fuÌr die GesangbuÌcher. Der Kathedralraum gliedert sich in den inneren Raum mit den SitzplĂ€tzen und dem Altarraum, einen umschlieĂenden Umgang und die daran angrenzenden Fensternischen, Orte fuÌr besondere Funktionen im kirchlichen Alltag.
Der innere Kirchenraum.
Gottesdienstgemeinde und Altarraum als liturgischer Handlungsraum
Mittelpunkt des inneren Kirchenraumes ist der groĂzuÌgige Altarraum mit der um eine Stufe
erhöhten runden Altarinsel. Auf ihr befindet sich ein von allen Seiten zugĂ€nglicher und umschreitbarer Altar, als zentrale Elemente fuÌr Leitung und VerkuÌndigung der Ambo, die Kathedra, der Priestersitz, die Sedilien und ein Vortragekreuz. Der Ambo ist so gestaltet, dass nach der VerkuÌndigung das Evangeliar auf der Gemeinde zugewandten Seite abgelegt werden kann. Altarkerzen unmittelbar hinter der Altarinsel, die PlĂ€tze des Domkapitels in den beiden angrenzenden Fensternischen, der Aufstellort fuÌr die Osterkerze und die am Durchgang in die Sakramentskapelle aufgestellten beiden Kredenzen gehören, wenngleich weniger zentral, ebenfalls zum Altarraum. Die BĂ€nke fuÌr die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde sind radial angeordnet und auf den Altar
als Mittelpunkt des gottesdienstlichen Raumes ausgerichtet. Alle BĂ€nke sind mit KniebĂ€nken ausgestattet, erreicht wird eine Anzahl von 462 SitzplĂ€tzen. Durch zusĂ€tzliche Bestuhlung in Richtung des Altarraumes kann die Zahl der SitzplĂ€tze auf uÌber 500 erhöht werden.
Chor und Orchester. Ein Teil der Gemeinde an einem besonderen Ort
Der Chor ist ein Teil der Gemeinde. Die AufstellflĂ€che fuÌr den Chor und das Orchester befindet sich seitlich des Altarraumes, bringt so den besonderen liturgischen Dienst zur Geltung und gewĂ€hrleistet die volle Teilnahme am Gottesdienst. Ăber Hubpodien ansteigende Stufen bieten Platz fuÌr ca. 80 Chormitglieder, davor ist ausreichend Platz fuÌr das Orchester. Eine in der Fensternische vorgesehene Chororgel und ein fahrbarer Spieltisch in unmittelbarer NĂ€he gewĂ€hrleisten die rĂ€umliche NĂ€he des Organisten zum Chor und eine Bedienung der groĂen Orgel sowie der Chororgel. Die vorhandene Orgel bleibt an ihrer bestehenden Position. Sie kann bei Bedarf auf den beiden seitlichen Emporen erweitert werden.
FunktionsrĂ€ume fuÌr den Chor befinden sich einerseits im neu entstehenden Untergeschoss zwischen St. Hedwigs-Kathedrale und Bernhard-Lichtenberg-Haus, als auch im Bernhard-Lichtenberg-Haus selbst. Ein Chorsaal im dritten Obergeschoss des neuen Bernhard-Lichtenberg-Hauses bietet Raum fuÌr die Anspielprobe. Dort befinden sich ebenfalls UmkleiderĂ€ume zum Umziehen unmittelbar vor dem Einsingen und SchrĂ€nke fuÌr die Chorkutten. Raum zur Aufbewahrung der OrchesterstuÌhle und der OrchesternotenstĂ€nder gibt es im Untergeschoss am Ăbergang zwischen Bernhard-Lichtenberg-Haus und Unterkirche.
UmschlieĂender Umgang und Orte fuÌr besondere Funktionen im kirchlichen Alltag
Dem Rund der AuĂenwĂ€nde folgend markiert ein im Boden eingelassener und in seiner MaterialitĂ€t differenzierter Ring die Schwelle zwischen innerem Kirchenraum und Umgang. Eine Differenzierung im Bodenbelag und bauliche Elemente an der Schnittstelle zwischen Umgang und innerem Raumschaffen eine rĂ€umliche Differenzierung. Der Umgang erschlieĂt die Bankreihen uÌber ZwischengĂ€nge, gewĂ€hrleistet den Zugang zur Eucharistiekapelle, er verbindet uÌber zwei Treppen die Unterkirche mit dem Kathedralraum und an ihn lagern sich wichtige Funktionsorte. Es sind Orte, die vor allem kleinere Gruppen oder einzelne Personen ansprechen: der Ort der Taufe, der Ort der Marienverehrung(mit Mondsichelmadonna), ein Ort fuÌr das Sakrament der Versöhnung und die Kreuzwegstationen.
Auf Grund seiner besonderen liturgischen Bedeutung befindet sich der Ort der Taufe in
unmittelbarer NĂ€he zum Altarraum. Die AblĂ€ufe wĂ€hrend des Taufgottesdienstes, die liturgischen Handlungen an Altar, Ambo und Taufstein sind so gut zu vollziehen. Vor dem Taufstein gibt es ausreichend FlĂ€che fuÌr die Versammlung einer Taufgemeinde.
Unterschiedliche Einbauten im gleichen Material prĂ€gen die Gestaltung der jeweiligen Funktionsorte in den Fensternischen. Jeweils aus der RuÌckwand der Nische direkt unter dem jeweiligen Fenster sind die entsprechenden Funktionen in Mobiliar eingearbeitet: der Beichtstuhl, ein Schrank fuÌr die Aufbewahrung der heiligen Ăle hinter dem Taufstein, der Sockel fuÌr die Marienstatue mit davor befindlichem Kerzentisch, die Chororgel und die PlĂ€tze fuÌr das Domkapitel in den Fensternischen angrenzend an den Altarraum.
An der Schnittstelle zwischen Umgang und innerem Kirchenraum befinden sich die
Kreuzwegstationen, vertikale Stelen mit den entsprechenden Kreuzwegmotiven.
Die Kapelle der Eucharistie als feierlicher Raum fuÌr kleine Gottesdienste
Wie in der Zeit vor dem Umbau durch Hans Schwippert ist die zentrale Achse hinter dem Altar geöffnet mit einem Durchgang zur Rotunde. Dort befindet sich das Tabernakel, die Rotunde wird zur Kapelle fuÌr die Eucharistie. GeschuÌtzt vom allgemeinen Besucherstrom im Alltag einer Kathedrale wird sie neben der Unterkirche zum zweiten Raum der sich auf Grund seiner GröĂe und Lage als Ort fuÌr kleinere Feiern und Gottesdienste eignet. Das Tabernakel bildet Ă€hnlich der Anlage im Entwurf Clemens Holzmeisters eine Stele. Sie wird aus dem Kirchenraum hinter dem Altar sichtbar und betont damit die liturgische Bedeutung der Eucharistie im Zusammenhang zwischen Kirchenraum und Sakramentskapelle. Trotz rĂ€umlicher Distanz ist die eucharistische PrĂ€senz im
liturgischen Feierraum gewÀhrleistet.
Die Unterkirche als einzigartiger Ort der Einkehr
wird zu einem besonderen Ort der sich vom hellen Kirchenraum deutlich und bewusst unterscheidet und damit die Vielfalt des rĂ€umlichen Angebots unterstuÌtzt. Als Ort mit deutlich introvertierter AtmosphĂ€re erhĂ€lt sie ihre Bedeutung einerseits als Memorialort, mit den Grablegen der Bischöfe, dem Grab des seligen Domprobstes Bernhard Lichtenberg, der St. Hedwigs-Kapelle und der Otto Kapelle, andererseits bietet sie Raum fuÌr kleinere Gottesdienste und kann einzelnen Besuchern alsOrt der Einkehr einen besonderen RuÌckzugsort bieten. Hier befinden sich auch RĂ€umlichkeiten die dem Sakrament der Versöhnung dienen und durch ihre Abgeschiedenheit eine hohe Vertraulichkeit gewĂ€hrleisten. Neben dem traditionellen Beichtstuhl im Kathedralraum handelt es sich hier um ein rĂ€umliches Angebot fuÌr das BeichtgesprĂ€ch oder zum vertraulichen GesprĂ€ch in einer kleinen Gruppe.
GeprĂ€gt wird der Raum durch die leichte Wölbung der Decke, ihre Kanten markieren die ehemalige Ăffnung zur Oberkirche in der Fassung von Hans Schwippert. Ăhnlich einer Tontopfdecke wird die Decke von massiven Glaszylindern durchdrungen, die ehemalige Ăffnung bleibt als Spur lesbar. Man erreicht die Unterkirche direkt uÌber die Vorhalle mittels zwei Treppen oder barrierefrei uÌber einen Aufzug. Mit dem zentralen Kirchenraumist die Unterkirche uÌber Treppen aus zwei Fensternischen erreichbar.
Die Gliederung der Unterkirche folgt einem Ă€hnlichen Prinzip wie der Kirchenraum. Ein zentraler Bereich mitPlatz fuÌr 60-70 Personen dient zur Feier kleiner Gottesdienste oder kann im Alltag Ort sein fuÌr das stille Gebet. Ein Umgang ermöglicht Zugang zu den anliegenden Gedenkorten. Die kleinen Kapellen sind zum inneren Rund jeweils bogenförmig geöffnet und sind dadurch stĂ€rker im Raum prĂ€sent. StuÌtzen an der Schwelle zum mittleren Gottesdienstbereich bilden dennoch einen Filter, sodass die Gedenkorte ihre IntimitĂ€t behalten.
Unter der Sakramentskapelle befindet sich die Schatzkammer. Die Besonderheit der rÀumlichen Situation korrespondiert mit der Bedeutung der Aufbewahrung bedeutender KunstgegenstÀnde aus der Geschichte der St. Hedwigs-Kathedrale.
Sakristei (siehe auch ErlÀuterungsbericht Bernhard-Lichtenberg-Haus)
Angegliedert an die Unterkirche befinden sich die RĂ€ume der Sakristei. Ein kleiner Teil fuÌr die unmittelbare Vorbereitung in einem der umliegenden RĂ€ume an der Unterkirche, der gröĂere Teil befindet sich im Untergeschoss zwischen Bernhard-Lichtenberg-Haus und Kathedrale. Durch groĂe, plastisch sich an der OberflĂ€che abzeichnende Ăffnungen werden die RĂ€umlichkeiten natuÌrlich belichtet. Hochwertiges Mobiliar und eine sorgfĂ€ltige Behandlung der OberflĂ€chen schaffen eine der Bedeutung dieser RĂ€umlichkeiten angemessene AtmosphĂ€re. Die Lage in der unmittelbaren NĂ€he der Rotunde ermöglicht einen Zugang der Zelebranten uÌber das Untergeschoss der Rotunde in die Kapelle der Eucharistie und von dort direkt zum Altarbereich oder bei groĂen EinzuÌgen uÌber die
Treppen aus der Unterkirche in die Vorhalle und von dort uÌber den Mittelgang nach vorne zum Altarbereich.
Haltung zu Materialen, OberflÀchen und Farbe. Bestand und neue Elemente
Im Umgang mit den vorhandenen Materialien und OberflĂ€chen steht zunĂ€chst eine Reinigung der eingestaubten WĂ€nde, der Kuppel und sĂ€mtlicher weiterer OberflĂ€chen im Vordergrund und in weiten Teilen eine RuÌckfuÌhrung auf die urspruÌngliche MaterialitĂ€t und Farbigkeit zur Zeit des Umbaus durch Hans Schwippert. Ziel ist es einen hellen, einladenden Kirchenraum zuruÌck zu gewinnen der durch MaĂnahmen im Sinne des Weiterbauens und durch behutsame Integration neuer Elemente eine der heutigen Funktion der Kathedrale angemessene Wirkung erhĂ€lt.
Kuppel
Wesentliches Merkmal der Innenansicht der Kuppel der St. Hedwigs-Kathedrale ist die
Struktur der vertikalen Stahlbetonsegmente. Sie stehen sinnbildlich fuÌr die Zerstörung der Kathedrale im 2. Weltkrieg und in ihrer konstruktiven Klarheit und Einfachheit durch serielle Fertigteile fuÌr den Wiederaufbau in den 1950er Jahren. Aus diesem Grund sieht unser Beitrag eine RuÌckfuÌhrung auf die urspruÌngliche Deckenkonstruktion durch Entnahme der dazwischen liegenden perforierten Aluminiumbleche aus der Umbau- und Renovierungsphase zwischen 1976-1979 vor. Eine ĂberpruÌfung auf die akustische Wirksamkeit bei geschlossenem Boden wĂ€re zu pruÌfen und weitere akustische MaĂnahmen wĂ€ren in sorgfĂ€ltiger Abstimmung in Bezug auf die prĂ€gende Kuppelwirkung der Rippenstruktur zu treffen. Möglich wĂ€re eine Behandlung der BetonoberflĂ€chen zwischen den vertikalen Rippen durch einen groben Putz oder eine zwischen die Rippen eingesetzte eigens gestaltete Metallstruktur. Neben dem grauen Farbton der Rippen sind hellgraue oder weiĂe Töne vorstellbar um den hellen, entruÌckten Raumeindruck des Kathedralraums zu unterstuÌtzen.
WĂ€nde und SĂ€ulen
Das zurzeit Raum bestimmende helle steingruÌn des Schachbrettrasters hinter den
SĂ€ulen stammt ebenfalls, wie die perforierten Aluminiumbleche in der Kuppel, aus der Zeit des Umbaus Ende der 1970er Jahre. Wir schlagen eine Wiederherstellung der urspruÌnglichen PutzoberflĂ€chen und Farbigkeit, vornehmlich in WeiĂ-und Grautönen aus der Umbauzeit Schwippert`s vor: z.B. fuÌr den WuÌrfelfries hinter den SĂ€ulen eine weiĂgraue Farbigkeit, den unmittelbar daran anschlieĂenden Glattputzbereich der Wand, als Fassung der Fensternischen, eine durchfĂ€rbte graue Materialsichtigkeit und ebenso eine graue, materialsichtige Rauhputzstruktur der Fensternischen, sowie geglĂ€ttete weiĂe OberflĂ€chen fuÌr die SĂ€ulen.
Fenster
Motiv und Konstruktion Fenster sind TrÀger des Lichts und wesentliche Mittler zwischen
auĂen und innen. Wir empfehlen eine Neugestaltung der Fenster sowohl im Kathedralraum als auch in der Sakramentskapelle. Abstrakte und dennoch erzĂ€hlerische Motive mit auf die Gesamtstimmung im Raum abgestimmter Farbigkeit spiegeln mit Verlauf von Farbe und Form die lebendige Begegnung der Menschen zwischen Himmel und Erde. Mit ihrer Abstraktheit und gleichzeitig erzĂ€hlerischen Motiven wagen sie die Balance zwischen der offenen Unbestimmtheit des menschlichen Lebens in einer multikulturellen und multireligiösen Welt und dem Verweis auf die Transzendenz göttlicher Wirklichkeit. Eine neue Rahmenkonstruktion aus Bronze verbessert zusammen mit eine Ă€uĂeren Isolierverglasung die wĂ€rmeschutztechnischen Eigenschaften der Fenster und verleiht den Fenstern in der AuĂenansicht die entsprechende Wertigkeit. Die Motivebene befindet sich auf der dem Raum zugewandten Seite.
Boden
Ebenso wie bei den Fenstern schlagen wir auch beim Boden eine Neufassung vor. Ein
sandstein-farbenerTerrazzo mit hellgrauen Einsprengseln lehnt sich farblich an die NatursteinoberflĂ€chen der AuĂenfassade an und unterstuÌtzt die warme, helle und freundliche AtmosphĂ€re im Innenraum. Eine Ănderung der Farbigkeit oder Körnung in bestimmten Bereichen, z.B. an der Schnittstelle zwischen innerem Kirchenraum und Umgang bietet die Möglichkeit zur rĂ€umlichen Zonierung.
Die ehemalige Ăffnung in der Fassung von Hans Schwippert bleibt lesbar, einerseits durch eine leichte Ănderung des Farbtons im Terrazzo, andererseits durch die durch die Decke gesteckten massiven Glaszylinder.
Umgang mit der vorhandenen Kunst
Im Sinne einer KontinuitÀt sehen möglichst die Verwendung der als erhaltenswert beschriebenen KunstgegenstÀnde im neuen Kirchenraum vor.
Ideenwettbewerb Bernhard-Lichtenberg-Haus. ErlÀuterungsbericht
Neubeginn und Synergie - Ein neues GebÀude als offenes Haus der Kirche mit vielfÀltigem Nutzungsangebot und Synergien zwischen Kathedrale und Bernhard-Lichtenberg-Haus
Eine Neuordnung des Angebots rund um die St. Hedwig Kathedrale stellt Anforderungen an die damit im Zusammenhang stehenden GebĂ€ude. Eine kritische ĂberpruÌfung des vorhandenen GebĂ€udebestands lĂ€sst die Defizite der bestehenden GebĂ€ude erkennen. Der urspruÌngliche GebĂ€udebestand wurde im zweiten Weltkrieg zu groĂen Teilen zerstört und ist im Anschluss von erheblichen Umbauten geprĂ€gt. Er erfuÌllt damit nur schwer die Anforderungen eines multifunktionalen GebĂ€udes.
Unser Beitrag sieht deshalb einen Neubau vor, der auf die erhöhten Anforderungen zugeschnitten ist und auf Grund seiner Dimensionen, vor Allem hinsichtlich der GebĂ€udetiefe, eine Vielzahl an Nutzungen aufnehmen kann und in seiner Grundstruktur groĂe FlexibilitĂ€t ermöglicht. Gleichzeitig bietet sich mit einem Neubau die Chance zu einem Neuanfang mit einem GebĂ€ude, dass die Rolle der Kirche in einer sich wandelnden Gesellschaft und die rĂ€umlichen Angebote die damit verbunden sind nach AuĂen zum Ausdruck bringt.
StĂ€dtebauliche Position. Kathedrale und Bernhard-Lichtenberg-Haus als Ensemble zwischen Französischer StraĂe und Bebelplatz
Die St. Hedwigs-Kathedrale orientiert sich mit ihrer Hauptseite zum Bebelplatz. Das Bernhard-Lichtenberg-Haus ist das Gesicht der Kirche mit ihren vielfĂ€ltigen Angeboten zur Französischen StraĂe. Mit der Kathedrale im Hintergrund zeigt sich Kirche hier mit ihrer öffentlichen Bedeutung in einer sich wandelnden Gesellschaft. Das neue Haus der Kirche folgt den baulichen Kanten der Französischen StraĂe und bindet sich in das stĂ€dtische GefuÌge ein. Als fuÌnfgeschossiges GebĂ€ude nutzt es die maximale Höhe der Berliner Bauordnung mit einer Traufhöhe von 22 Metern.
Im AuĂenbereich bindet ein gestalteter Freiraum das Bernhard-Lichtenberg-Haus und die
Kathedrale zusammen. Hier befindet sich auch der Eingang. Die FreiflĂ€che bietet dem Bernhard-Lichtenberg-Haus ein qualitativ hochwertiges Pendant zur Französischen StraĂe, verhindert eine RuÌckseitenwirkung auf der SuÌdseite der Kathedrale und erweitert das rĂ€umliche Angebot fuÌr unterschiedliche Nutzungen, seien es FestivitĂ€ten im Zusammenhang mit dem Bischofssitz, der Domgemeinde oder als RuÌckzugsort fuÌr Besucher im Alltag.
Eine einheitliche Gestaltung der OberflĂ€chen fasst Kathedrale und Bernhard-Lichtenberg-Haus zusammen, durch BĂ€ume an den östlichen Grenzen des GrundstuÌcks und eine kleine Baumgruppe an der Hedwigskirchgasse wird zusĂ€tzlich die Ensemblewirkung unterstuÌtzt.
Struktur und Gestalt - prÀgende Merkmale des GebÀudes
Das neue GebĂ€ude verfuÌgt uÌber eine effiziente GebĂ€udestruktur. Ein gleichmĂ€Ăiges Raster gewĂ€hrleistet einen hohen Grad an Vorfertigung unterschiedlicher Bauteile. Eine
Natursteinfassade verspricht eine lang anhaltend hohe Wertigkeit und ist damit nachhaltig
wirtschaftlich. Die gewÀhlte GebÀudetiefe von 15 Metern gewÀhrleistet unterschiedliche
Grundrissdispositionen. Eine einfache Tragstruktur und zwei ErschlieĂungskerne gewĂ€hrleisten die FlexibilitĂ€t des inneren Aufbaus. Sowohl gröĂere RĂ€ume wie beispielsweise ein groĂer Veranstaltungsraum oder ein Proberaum fuÌr den Domchor, Seminar- bzw. BesprechungsrĂ€ume, unterschiedlich groĂe BuÌroeinheiten, als auch Wohnungen fuÌr GĂ€ste eines Wissenschaftskollegs sind denkbar.
Dargestellt sind das Erdgeschoss und drei der vier Obergeschosse, um die KapazitÀt der FlÀchen zuzeigen. Ein weiteres Geschoss kann zusÀtzlichen FlÀchenbedarf abdecken.
Als kontinuierliches Thema wirken die Decken in allen Geschossen des GebÀudes Gestalt
prĂ€gend. Dabei variieren die Deckenformen je nach Funktion und Raumanforderungen. So ist die Decke uÌber dem Untergeschoss im Platzbereich sowie die Decke uÌber dem Erdgeschoss als Segmentbogen-Tonnendecke konzipiert. Oberlichter in Gewölbemitte ermöglichen die Tageslichtversorgung in Museum und Sakristei und wirken uÌber ihre formale Ausbildung als Platz gliedernde (Aufenthalts-)Elemente auf dem Kirchhof.
Im Erdgeschoss bilden die Tonnen-Deckensegmente dabei gleichzeitig an den LĂ€ngsseiten des GebĂ€udes die Form der Ăffnungen. Im Stadtbild nehmen diese Bögen Motive der Französischen StraĂe auf und verweisen mit groĂen Ăffnungen auf die dahinter liegenden öffentlichen Angebote und einen groĂen Veranstaltungsraum im GebĂ€ude sowie, in der Fortsetzung, auf die Raumfolge aus Stadtraum, Saal, Kirchhof und St. Hedwigs Kathedrale.
In den Obergeschossen wird das Deckenthema variiert: Entsprechend der vielfÀltigen und
unterschiedlichen rÀumlichen Anforderungen sind die kappenförmigen Decken im Ausbauraster dimensioniert und ermöglichen so eine flexible Grundzonierung.
Anordnung der Funktionen
Erdgeschoss. Betreten wird das GebĂ€ude uÌber den zwischen Bernhard-Lichtenberg-Haus und Kathedrale liegenden Freiraum. Im Erdgeschoss befindet sich ein groĂer Veranstaltungssaal mit ca. 270 PlĂ€tzen, ein kleines Cafe und eine Buchhandlung.
Das Untergeschoss bindet das Bernhard-Lichtenberg-Haus und die Kathedrale zusammen und bereichert die inhaltliche Beziehung. Man erreicht es uÌber eine Treppe aus dem Foyer. Im unmittelbar unter dem Bernhard-Lichtenberg-Haus liegenden Teil des Untergeschosses befinden sich die Garderoben fuÌr den groĂen Multifunktionssaal, die SanitĂ€rbereiche und Archiv bzw. TechnikflĂ€chen.
Eine Erweiterung in die FlĂ€che zwischen Bernhard-Lichtenberg-Haus und Kathedrale nimmt die von der Kathedrale ausgelagerte Sakristei, einen Museumsbereich und einen Funktionsraum fuÌr Zubehör des Orchesters auf. Der Museumsbereich bietet AusstellungsflĂ€chen zur Geschichte der St.- Hedwigs-Kathedrale und der Erzdiözese. Durch die Anbindung des Museumsbereiches an die unter der Rotunde befindliche Schatzkammer entstehen rĂ€umliche und inhaltliche Synergien. Ein zweite Verbindung zur Unterkirche gibt es uÌber die Sakristei. Die fuÌr die Aufbewahrung der Paramente und liturgischen GegenstĂ€nde erforderlichen SchrĂ€nke befinden sich in einem groĂen
Raum der uÌber Oberlichter belichtet wird. Von dort erreicht man einen weiteren Teil der Sakristei in der Unterkirche der fuÌr die unmittelbare Einstimmung auf den Gottesdienst genutzt werden kann. Hochwertiges Mobiliar und eine sorgfĂ€ltige Behandlung der OberflĂ€chen schaffen eine der Bedeutung dieser RĂ€umlichkeiten angemessene AtmosphĂ€re. In einem ersten Bauabschnitt kann im Zusammenhang mit der Neustrukturierung der St. Hedwigs-Kathedrale der spĂ€tere Museumsbereich realisiert und zunĂ€chst als Sakristei genutzt werden.
Im 2. Obergeschoss befinden sich RĂ€ume fuÌr die Hedwigsgemeinde und fuÌr denDomchor, zum einen unterschiedlich groĂe BuÌroeinheiten, fuÌr MitarbeiterInnen des Seelsorgeamts, die Leitung des Katholischen Bibelwerks oder BuÌros von Domkapitularen, aber auch ein Proberaum fuÌr den Domchor, das Instrumentenlager, die UmkleiderĂ€ume fuÌr die Vorbereitung vor der Messe und RĂ€ume fuÌr die Einzelprobe.
Das 3. Obergeschoss nimmt die RĂ€ume des Wissenschaftskollegs auf, eine kleine Handbibliothek mit Lesebereich, unterschiedlich groĂe Seminar- bzw. BesprechungsrĂ€ume, einen Meditations- und Gebetsraum und kleine BuÌroeinheiten fuÌr die Administration des Kollegs, fuÌr Gast-Fellows und die wissenschaftlichen Mitarbeiter bzw. Sekretariate.
Das 4. Obergeschoss ergĂ€nzt mit der Möglichkeit fuÌr unterschiedlich groĂe Wohnungen das rĂ€umliche Angebot, seien es Dienstwohnungen oder Wohnungen bzw. kleine Appartements fuÌr GĂ€ste des Wissenschaftskollegs.
©o5 Architekten BDA - Raab Hafke Lang
Kapelle
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Unterkirche
Modell Kircheninnenraum
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Grundriss Kirche - Kapelle
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Grundriss Unterkirche
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LĂ€ngsschnitt St. Hedwigs-Kathedrale - Bernhard-Lichtenberg-Haus
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Querschnitt St. Hedwigs-Kathedrale
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Musterachse St. Hedwigs-Kathedrale
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Lageplan St. Hedwigs-Kathedrale - Bernhard-Lichtenberg-Haus
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Kirchhof - Bernhard-Lichtenberg-Haus
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Französische StraĂe - Bernhard-Lichtenberg-Haus
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Gemeindesaal - Bernhard-Lichtenberg-Haus
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Grundriss EG - Bernhard-Lichtenberg-Haus
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Schnitt Sakristei und Ausstellung Bernhard-Lichtenberg-Haus