Award / Auszeichnung | 07/2014
Auszeichnung „Vorbildliche Bauten“ im Land Hessen
©Thomas Herrmann, Stuttgart
Nachtaufnahme
Haus S
Besondere Anerkennung
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Wohnungsbau
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Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
Realisiert
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Termine:
Fertigstellung: 01/2011
Projektbeschreibung
Diese Bauaufgabe ist ein zentrales Thema heutiger Stadtentwicklung: die Dachfläche als Grundstück, auf dem eigenständige Baukörper errichtet werden können – städtische Nachverdichtung durch Nutzung der Dachlandschaft als wertvolles Bauland.
Dabei wird der Architekt stets vor die Frage des zeitgenössischen Umgangs mit der bestehenden Bausubstanz gestellt. In dem vorliegenden Fall war es ein bungalowartiges Wohnhaus aus den 60er Jahren, errichtet vom Wiesbadener Innenarchitekt Wilfried Hilger für sich und seine Familie.
Die neuen Besitzer, eine vierköpfige Familie, brauchten mehr Platz, daher wurde die Entscheidung getroffen, das bestehende Gebäude zu erweitern. Das Ergebnis ist eine Aufstockung sowie der komplette Umbau und die Sanierung des Bestandsgebäudes.
Um durch die Aufstockung den Charakter des bestehenden Gebäudes nicht zu beeinträchtigen, wurden auf das weit auskragende Flachdach drei einzelne Baukörper errichtet, welche lediglich durch einen Glasgang verbunden sind.
Die drei Baukörper definieren unterschiedliche Freibereiche: eine naturnahe Wiese mit kleinem Apfelbaum im Südwesten, einen ruhigen, steinbelegten Hof mit einer Küsten-Kiefer im Norden und eine Dachterrasse im Osten, neben welche eine Magnolie gepflanzt wurde.
In einem der Baukörper ist das Elternschlafzimmer mit Ankleide und Bad untergebracht. Die beiden anderen dienen als Wohn- und Arbeitszimmer für die Bauherrin und den Bauherrn.
Das Erdgeschoss wurde größtenteils von bestehenden Wänden und Einbauten befreit, so dass der Wohnraum nahezu über die gesamte Geschossfläche reicht. Die offene Küche wurde inmitten des Wohnraums gestellt. Auf dieser Ebene sind auch die Kinderzimmer mit Ankleide und Bad untergebracht.
Beurteilung durch das Preisgericht
In Zeiten der Nachverdichtung entdecken Architekten und Bauherren zunehmend das Dach als Bauplatz – und erliegen oft der Versuchung, den Raum maximal auszunutzen. Der Preis: Das Bestandsgebäude wird durch die Aufstockung häufig komplett überbaut und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Eine neue Gebäudehülle, die die Energiebilanz verbessern soll, tut das Übrige. Nicht so „Haus S.“. Der Bungalow zeigt sich nach Sanierung, Umbau und Aufstockung neu und doch vertraut. Die drei aufgesetzten Kuben erweitern den Wohnraum, ohne das weit auskragende Flachdach, welches das Gebäude maßgeblich prägt, seiner Großzügigkeit zu berauben. Durch die gläsernen Gänge, die die drei kleinen Neubauten verbinden, sind Nischen und Freiräume entstanden. Die zuvor „platte“ Dachlandschaft hat durch die Neugestaltung ein Relief erhalten - und damit mehr Reiz. Die Jury sieht „Haus S“ als gelungene Weiterentwicklung einer architektonischen Idee. Auch nach den Baumaßnahmen hat das Gebäude seinen Charakter bewahrt und ist, was es schon als Neubau in den sechziger Jahren war: eine exklusive Villa von mondäner Lässigkeit.
©Thomas Herrmann, Stuttgart
Das Dach als Bauland
©Thomas Herrmann, Stuttgart
Blick auf das begrünte Dach
©Thomas Herrmann, Stuttgart
Dachterrasse
©Thomas Herrmann, Stuttgart
Erdgeschoss, Bestand saniert