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Award / Auszeichnung | 07/2014

Auszeichnung „Vorbildliche Bauten“ im Land Hessen

Haus H - Anbau

Haus H - Anbau

Haus H

DE-61352 Bad Homburg

Besondere Anerkennung

o5 Architekten BDA - Raab Hafke Lang

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Projektteam
Ruben Lang, Isabelle von Keitz, Wiebke Meyer

Situation und Anforderungen
Im Kontext des Einfamilienhausgebietes am Gonzenheimer Hang wurde das bestehende, zweigeschossige Wohnhaus mit Satteldach 1954 errichtet. Durch die Hanglage liegt das Kellergeschoss ebenerdig zum nördlichen Garten. Die schwierige Orientierung des Baukörpers mit der straßenabgewandten Nordseite zum tieferliegenden Garten hin sowie die geringen Flächenressourcen bestimmten den Entwurfsprozess.
Die Anforderungen und Wünsche der Bauherren waren klar formuliert: Einerseits sollten Wohnraum und Zimmeranzahl im Bestandsgebäude maximiert werden, die Atmosphäre in Punkto Offenheit, Großzügigkeit und Belichtung verbessert und andererseits typische, lieb gewonnene Merkmale – wie etwa die alte Holztreppe - erhalten werden. Die räumliche Beziehung und Verbindung vom Erdgeschoss zum Garten fehlte gänzlich. Ein großzügiger, flexibel nutzbarer Raum für unterschiedliche familiäre Aktivitäten - das große Fest, das Kinderspiel oder auch den gemütlichen Abend zu zweit am Kamin - wurde gewünscht. Die Anpassung der Gebäudehülle und -technik im Sinne einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Betrachtungsweise verstand sich von selbst und natürlich durfte auch die Anmutung des Hauses nicht hinter den inneren Werten zurück stehen...

Konzept und Umsetzung
So wurde das Gebäude nachhaltig saniert, umgebaut und - dem Raumbedarf einer fünfköpfigen Familie entsprechend - weiter gebaut: Der neue, zweigeschossige “Einraum” vergrößert das Haus auf der Nordseite, wird zum Zentrum des Familienlebens und als Wohnraum zum Mittler zwischen Eingangs-, Koch- und Essbereich und Garten. Der Anbau gliedert sich in den zweigeschossigen Hallenraum mit „Kaminzimmer“ auf Garten- sowie die Arbeitsgalerie mit Loggia auf Erdgeschossniveau. Die beiden Geschosse des Anbaus werden über eine neue, offene Treppe erschlossen. Das Flachdach des Erweiterungsbaus bietet das Potential einer Dachterrasse. Ein Oberlicht spendet Südsonne im nordorientierten Raum. Gezielt gesetzte Öffnungen stellen die innenräumlichen Bezüge zwischen Alt- und Neubau bzw. Innen- und Außenraum her.
Durch den Anbau entspannt sich die räumliche Situation im Bestandsgebäude. So wurde die Raumaufteilung nur marginal durch das Versetzen statisch nicht relevanter Bauteile verändert. Im Erdgeschoss entstand ein großzügiger Koch-, Ess-, und Arbeitsbereich. Im Obergeschoss befinden sich die Individualräume. Der Spitzboden wurde ausgebaut und bietet weiteres räumliches Potential. Teile des originalen Parkettfußbodens und die charakteristische Holztreppe wurden erhalten. Im Zuge des Umbaus und der energetischen Sanierung sind die Fensteröffnungen an alter Stelle an neue Anforderungen angepasst und teils redimensioniert worden.

Materialisierung und Nachhaltigkeit
Innenraumwirkung und Materialkonzept zeichnet sich durch helle, lichtdurchflutete Räume und weiße Einbauten aus. Ein Eichenholzfußboden und die tiefen Lärchenholzrahmen der Fenster auf der Raumseite bewirken als „materialisierte“ Elemente eine warme Atmosphäre.
Aus energetischen Gründen und zugunsten der Komfortsteigerung ist eine raumlufttechnische Anlage mit hohem Wärmerückgewinnungsgrad eingebaut. Der voluminöse Pufferspeicher für Heizung und Warmwasseraufbereitung wird von einem Gasbrennwertgerät mit Solarthermieunterstützung gespeist. Das Gebäude unterschreitet durch diese Maßnahmen die Energieeinsparverordnung (EnEV) um 30 %.
Das Bestandsgebäude aus Ziegelmauerwerk sowie der in Massivbauweise errichtete Anbau erhielten eine Wärmedämmung aus Mineralwollplatten, der Bestandsdachstuhl eine Zwischen- und Aufsparrendämmung. Dem Siedlungskontext entsprechend ist die Fassade mit einem gefilzten, weiß angelegten Putz versehen. Das Dach wurde mit dunkelgrauen Betondachsteinen gedeckt. Die Holz-Alu-Fenster sind mit einer Drei-Scheiben-Isolierverglasung und teils mit Sonnenschutzglas ausgeführt. Nach außen hin liegt die weißen Fensterrahmen flächenbündig im Putz und wirken durch Anordnung und Größe Gestalt prägend.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Aufgabe, ein einfaches, kleines Siedlungshäuschen aus den fünfziger Jahren zu sanieren und zu erweitern ist sicher eine heute sehr häufig anzutreffende Herausforderung. Eine gewachsene Umgebungsqualität und eine meist gute Erschließung in verkehrsgünstiger Stadtrandlage beschreiben die städtebaulichen Vorteile solcher Wohnlagen. Umso wichtiger ist es daher, hier eine Lösung angeboten zu bekommen, die den beschaulichen Charme eines solchen Hauses herausarbeitet und trotzdem vollständig zeitgemäß auftritt.

Indem das vorgestellte Projekt den kleinteiligen Einzelräumen des Altbaus einen einzelnen großen Raum als Erweiterung gegenüber stellt entsteht aus beiden eine sich ergänzende Einheit.

Die Hangsituation wird dabei geschickt ausgenutzt, so dass der Wohnraum von oben betreten wird und dabei in seiner vollen Höhe erlebt werden kann. Das Haus behält dadurch zur Straße hin seine hergebrachte Kontur und Größenerscheinung. Zum Garten hin aber zeigt es sich modern und weltoffen. Der Umgang mit der eher ungünstigen Ausrichtung nach Norden überzeugt durch die geschickte Anordnung des Oberlichtes.

Solide Handwerklichkeit im Detail ist hier selbstverständlich, um so interessanter also, wenn gezeigt wird, dass dabei die Ästhetik der fünfziger Jahre auch heute annehmbar ist. Betrachtet man etwa die knappe und reduzierte Linienführung der Dachrinne, so wird dies deutlich. Sie wird hier eben nicht versteckt, sondern zum Zitat der eigenen Tradition genutzt. Ebenso selbstverständlich wurden Kriterien der Energieeinsparung und Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die Unterschreitung der Wärmedämmanforderungen kommt gleichermaßen der Umwelt wie den zukünftigen Heizkosten des Bauherren zugute. Sympathisch ist dabei, dass es gelingt, sie gestalterisch untergeordnet zu belassen, obgleich sie doch eigentlich einen ganz wesentlichen Anteil an der Notwendigkeit des Umbaus überhaupt dargestellt haben. Auch die Bewahrung der alten Holztreppe und der Parkettböden trägt ebenso zur Nachhaltigkeit wie zu einer lebendigen Wohnatmosphäre bei.

Bei so viel ästhetischer Qualität darf man auch auf die weiteren Spuren der Inbesitznahme und des Gebrauchs noch gespannt sein.
Haus H - Anbau

Haus H - Anbau

Haus H - Anbau

Haus H - Anbau

Haus H - Anbau

Haus H - Anbau

Haus H - Altbau

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Haus H - Altbau

Haus H - Altbau

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