modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 05/2014

Hugo-Häring-Auszeichnung 2014 BDA Kreisgruppe Ulm-Donau-Iller

Räumliches Bildungszentrum Biberach

DE-88400 Biberach an der Riss, Wilhelm-Leger-Straße 2

Auszeichnung

Lanz Schwager & Partner Architekten mbB

Architektur

Stadt Biberach an der Riß

Bauherren

s │oe - Stinner & Von der Oelsnitz Architektengesellschaft mbH

sonstige Fachplanung

Fischer + Leisering Ingenieur GmbH

Tragwerksplanung

heintze.landschaftDrei

Landschaftsarchitektur

ibp knauszentner Ing.-Gesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Miller + Stucke

sonstige Fachplanung

KuB Fassadentechnik

sonstige Fachplanung

Ingenieurbüro GHL GmbH

sonstige Fachplanung

Safeplan GmbH

Bauphysik

TEB Transferzentrum energieeffizientes Bauen GmbH

Bauphysik

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Konzept
Ausgangspunkt für die Planung des neuen Schulzentrums war der gewonnene Architektenwettbewerb aus dem Jahr 2010.
Das Konzept des Wettbewerbsbeitrags wurde durch zwei sich ergänzenden Entwurfs-Entscheidungen bestimmt: Die städtebauliche Setzung des Gebäudes als ein Gesamtensemble unmittelbar entlang der Schulmeile und die innenräumliche Ausformung der Erschließungsflächen der Schule als „Raumlandschaft“.

Haltung
Allgemein war es das Ziel, mit dem Neubau Schülern und Lehrern die Wertschätzung zu vermitteln, die aus Sicht der Verfasser einer solchen architektonischen Aufgabe zukommt.
Diese Wertschätzung sollte sich sowohl im Ermöglichen aktueller pädagogischer Konzepte, in der Entwicklung qualitätvoller und differenzierter Raumfolgen, bis in die Wahl hochwertiger Materialien ausdrücken.
Sie führte über einen langen intensiven Planungs- und Austauschprozess mit allen Beteiligten zu einem hochspezifischen, genau auf die Bedürfnisse des Nutzers und die Besonderheiten des Orts abgestimmten Schulneubau.
Der spontane Ausspruch einer Schülerin anlässlich des Umzugs und des ersten Kontakts mit dem Neubau: „Wir sind so besonders“ trifft dabei exakt die Intension der Verfasser.

Städtebauliche Überlegungen
Die Lage am westlichen Rand des Grundstücks gibt der Schule und dem Ganztageszentrum eine Adresse zur Schul-Meile und hält gleichzeitig den Grünzug parallel zur Riß frei. Der markante Knick in der Grundrissfigur folgt der Wilhem-Leger-Strasse, bzw. dem imaginären Verlauf der Schul- und Sportmeile und markiert den Haupteingang. Durch die Fuge zwischen Realschule und Ganztageszentrum können die unterschiedlichen Nutzungen von Außen abgelesen werden, die durchgehende Erdgeschosszone bindet beide Bereiche zu einem Ensemble zusammen. Das Ganztageszentrum, u.a. mit Mediothek und Musikschule, ist dabei bewusst zur Mali-Schule orientiert - dadurch wird seine Bedeutung über die Realschule hinaus unterstrichen.
Der Schulhof ist klar zoniert: Im Westen befindet sich der Eingangshof mit Fahrradständern und Bushaltestelle, im Osten der zwar geschützt liegende, aber der Öffentlichkeit zugängliche Pausenhof. Dieser Freiraum ist als Bindeglied zwischen dem Fussweg entlang der Rissaue und der parallel verlaufenden Schul- und Sportmeile konzipiert.
Nach Süden wird der Pausenhof durch die Sporthalle begrenzt, welche die Schnittstelle zum auch extern nutzbaren Sportbereich bildet. Durch den Versatz der Sporthalle zur Schule entsteht ein kleiner Vorplatz, die Halle wird auch von der Schulmeile wahrnehmbar.

Innenräumliche Überlegungen
Durch den lang gestreckten Baukörper ergibt sich zwischen den nach Osten und Westen orientierten Aufenthaltsräumen eine zum Knick des Schulgebäudes hin aufgeweitete Mittelzone. Von der Eingangshalle mit Durchblick in den Pausenhof gelangen die Schüler auf kurzem Weg zur Aula und Mensa und zu den übrigen Sonderbereichen. Die Mittelzone ermöglicht dabei nicht nur horizontale Blickbeziehungen sondern öffnet sich auch vertikal über sämtliche Geschosse in eine komplexe kaskadenförmige Raumlandschaft. Im Gegensatz zur kristallinen Außengeometrie ist diese innere Welt weich und geschwungen geformt. Aus einem konventionellen Mittelflur wird auf Grundlage neuer pädagogischen Konzepte eine räumlich transparente Kommunikations- und Arbeitszone entwickelt, die über die reine Erschließungsfunktion weit hinausgeht und jedem Einzelnen die Möglichkeit bietet, sich im „Schulraum“ als Teil des Ganzen wahrzunehmen. Durch die geschossweise versetzt angeordneten Lerninseln gelangt dabei Tageslicht über das Sheddach bis in die unteren Geschosse.

Die freistehende Sporthalle ist um ein Geschoss eingegraben und wird auf der mittleren Ebene erschlossen. Vom Haupteingang öffnet sich der Blick unmittelbar über die vier Sportfelder in das gesamte Raumvolumen. Von hier gelangt man direkt auf die Tribünen und die darunter liegenden Umkleidebereiche. Über Sheddächer werden alle vier Hallenteile natürlich und blendfrei belichtet.

Äußeres Erscheinungsbild
Realschule und Ganztagesbereich präsentieren sich in einem farbig-flimmernden Kleid in Orange- und Grüntönen, welches die innere Nutzungen in regelmäßigen und unregelmäßigen Webmustern nach Außen abbildet.
Die Elemente der Fassade: Fenster, Brüstungen, Sonnenschutzelemente, vertikale Lisenen, werden dabei in unterschiedlichen Ebenen angeordnet und machen das Webmuster dreidimensional erfahrbar.
Der Eindruck der Plastizität wird durch die Bewegung auf der Schul- und Sportmeile noch verstärkt. Je nach Position zum Gebäude stellt sich dieses in einer anderen Farbkomposition dar, dominieren mal die Orange-, mal die Grüntöne. Die statische Wirkung, welche einem Bauwerk eigen ist, wird in Teilen aufgelöst. Das Gebäue wird nicht nur im übertragenen Sinne zu einem „lebendigen“ Stadtbaustein.
Ein neutral gehaltener bandartiger Sockel definiert den Übergang der farbigen Fassade zum Gelände. In Anlehnung an einen Saum wird dieses Band im Bereich der Eingänge angehoben und markiert portalartig die dadurch freigelegten Hauptzugänge in die Schule und das Ganztageszentrum.

Die monochrom gehaltene Außenhülle der Sporthalle nimmt sich gegenüber der Schule bewusst zurück. Dennoch wird auch hier das Thema der textilen, plastischen Fassadenbekleidung wieder aufgenommen. Bewusst gesetzte Ausschnitte im Eingangs- und Galeriebereich sorgen für Tageslicht, weitere transparente Flächen liegen hinter einer dreidimensionalen, vorhangartigen Schicht aus fein gelochtem, antrazithfarbigem Trapezblech. Diese kommen in ihrer Lage und Größe vor allem in den Abendstunden als weiteres Gestaltungselement der Sporthallenfassade zur Geltung. Die geschlossenen Flächen wurden mit einer rotorangenen Fassadenmembran belegt, die je nach Lichtverhältnissen durch das semitransparente Blechkleid hindurchschimmert.

Inneres Erscheinungsbild
Im Gegensatz zum farbigen äußeren Erscheinungsbild, welches auch in die Klassenräume hineinwirkt, sollte in den Innenräumen bewusst auf farbige Beschichtungen u.ä. verzichtet werden. Hier steht die Wirkung der Materialien mit ihren Eigenfarben, ihren Oberflächentexturen und verarbeitungstechnischen Eigenheiten im Vordergrund. Beton wird als Beton, Asphalt als Asphalt, Stahl als Stahl und Holz als Holz wahrgenommen.
Bis auf die Böden in den Obergeschossen konnte der Nutzer von diesem Konzept überzeugt werden.
Der Einsatz wertiger, „ehrlicher“ Materialien soll Schülerinnen und Schülern das Gefühl geben, in Ihren Bedürfnissen ernst genommen zu werden und lässt im Umkehrschluss einen pfleglichen Umgang mit der Bausubstanz erhoffen.