modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 08/2014

LEAF Awards 2014

Mangfallpark

DE-83022 Rosenheim

FINALIST: Urban Design of the Year

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Sailer Stepan Tragwerkteam München GmbH

Bauingenieurwesen

TBU Ingenieurbüro Dag Hogh-Binder - Werner Regall

Tragwerksplanung

LGS Rosenheim 2010 GmbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2010

Projektbeschreibung

Deutscher Landschaftsarchitekturpreis 2011 Würdigung

Mangfallpark Rosenheim
Text: Steffan Robel, A24 Landschaft

Der Mangfallpark verflechtet komplexe Anforderungen unterschiedlichster Disziplinen miteinander. Beispielhaft werden hier Architektur, Ingenieurbauwerke und Hochwasserschutz in die Gesamtanlage integriert. Ein System aus Brücken und Stegen verschmilzt mit der Parklandschaft zu einem hybriden Ensemble. Die enge Vezahnung von Landschaft und Architektur, von funktionalen Ingenieurbauwerken und poetischen Aufenthaltsorten am Wasser, erzeugt einen unverwechselbaren Ort an den Flussufern von Inn und Mangfall.

Der Mangfallpark in Rosenheim erstreckt sich entlang der Flussläufe Inn, Mangfall und Hammerbach. Er ist zentrales Projekt der städtebaulichen Entwicklung Rosenheims als Stadt an Inn und Mangfall. Realisiert wurde er im Rahmen der Landesgartenschau Rosenheim 2010. Der vormals durch Gewerbe und Industrie geprägte Stadtraum zwischen Inn und Altstadt erfährt eine grundlegende Aufwertung durch die Umgestaltung der Flussufer zur Parklandschaft.

Der aus dem erfolgreichen Wettbewerbsbeitrag 2005 resultierende Entwurf wurde im Realisierungszeitraum zwischen 2006 und 2010 im Rahmen der Landesgartenschau Rosenheim 2010 umgesetzt. Auf einer Fläche von 13 ha und mit einem Gesamtbudget von 10 Mio. Euro entstand die neue Parkanlage für Rosenheim. Der Park läst sich in drei übergeordnete Bereiche gliedern: Den Mangfallpark Nord mit Innspitz, den Mangfallpark Süd und den Mühlbachbogen.


Landschaftsstege aus der Stadt in die Flusslandschaft

Rosenheim wird von mehreren Wasserläufen durchzogen. Vor dem Inn bündeln diese sich zu einem parallel verlaufenden Wassersystem und lassen eine lineare Landschaft entstehen. Ziel der Gestaltung war es, die Innenstadt stärker mit diesen linearen Wasserläufen von Inn, Mangfall, Hammerbach und Mühlbach zu verknüpfen und die Flussräume erlebbar zu machen.

Zu diesem Zweck wurde als Rückgrat des neuen Parks, ein System aus drei Landschaftsstegen - Promenadensteg, Mangfallsteg und Nicklwiesensteg - entwickelt, welches die Wasserläufe quert und die Stadt mit der neuen Parklandschaft und dem Inn verbindet. Die bis zu 190 m langen Stege inszenieren als architektonische Landschaften die Wege zum Wasser. Sie sind Promenade, Rampe, Brücke, Aussichtspunkt, Sitz- und Liegefläche zugleich.

Die Stege ermöglichen eine bisher unbekannte Bewegungsrichtung: Wo sonst parallel der Wasserläufe flaniert wurde, kann man nun die direkte Abfolge von Bächen, Inndeich und Inn erleben. Durch das Queren schaffen sie Aufenthaltsqualitäten entlang, an und auf den Wasserläufen. Zudem vermitteln sie zwischen den Höhenunterschieden der Deiche und Wiesen und ermöglichen einen barrierefreien Zugang des Areals.


Konstruktion

Die Konstruktion der Stege als Geh- und Radwegbrücken über die Mangfall erfolgte in Holzbauweise. Die Tragwerke der drei Mangfallbrücken bestehen aus massiven blockverleimten Leimbindern, deren einzelne Segmente biegesteif miteinander verbunden sind. Die größte Breite beträgt 5 m, die größte Länge 78 m. Die Stützen wurden als skulpturale kreuzförmige Stahlstützen ausgeführt.

Die Konstruktion der Stege als Brücken über den Hammerbach und im Bereich der Parkanlage erfolgte als Stahlkonstruktion mit Längs- und Querträgern. Der einheitliche Gehbelag aus Lärchenholz und das durchgängige Geländer mit kreuzförmigen Geländerpfosten verbindet die Stege mit den Brücken zu einer Materialeinheit. Die innovativen blockverleimten Holztragwerke der drei Mangfallbrücken unterstreichen das Profil Rosenheims als Holzstadt.


Mangfallpark Nord

Der Mangfallpark Nord erweitert als großzügige Parkanlage die Freiräume der Stadt bis an den Inn. Das weitläufige Parkgelände geht am Innspitz in die Weite der Flusslandschaft über. Neue Zugänge klären den Übergang zur Stadt.


Eingangsplatz und Promenadensteg

Auftakt des Mangfallparks Nord ist der Eingangsplatz. Der Promenadensteg führt vom Platz zur Mündung der Mangfall in den Inn. Dort kragt er weit in den Mündungsraum hinein und bietet Ausblick über die Flusslandschaft bis zu den Alpen.


Innbalkon

Die platzartige Aufweitung des Inndeichs, der Innbalkon, ist der urbane Abschluss der Stadt zum Inn. Das terrassierte Ufer des Inns, die Innterrassen, laden zum Verweilen am Wasser ein. Der Bootsanleger ermöglicht Ausflugschifffahrt mit Innplätten.


Innspitz

Flussaufwärts der Mangfall führt der Mangfallsteg durch den schattigen Auwald zur Landzunge des Innspitzes. Die schmale auslaufende Spitze der Halbinsel ist der entlegenste Ort des Parks. Eine malerische steinerne Spitze mit Sitzblöcken inszeniert eindrucksvoll den Zusammenfluss von Inn und Mangfall, deren farblich unterschiedliche Wassermassen sich hier vermengen.


Bachgärten

Die am Hammerbach liegenden Staudengärten, Wolkengarten, Gigantengarten, Treibholzgarten und Farngarten, verbinden sinnliche gärtnerische Erlebnisse mit der Nähe zum Wasser.

Der Gigantengarten mit Federmohn (Macleaya cordata) und Schaublatt (Rodgersia podophylla) und der Wolkengarten aus Silberkerze (Cimicifuga ramosa) und Wiesenraute (Thalictrum delavay `Album´) akzentuieren das Ufer. Fein, leicht, flirrend ist der Wolkengarten, dagegen wuchtig, schwer und mutig der Gigantengarten. Die zwei abgesenkten Gartenteile entziehen sich dem direkten Blick und bilden Raum zum Verweilen nahe der Wasseroberfläche. Der Farngarten mit Königsfarn (Osmunda regalis) und Rotschleierfarn (Dryopteris erythrosora) bildet als Schattengarten den Abschluss der Hammerbachwiese. Der Hammerbachwiesenpark mit Hammerbach und Bachgärten wird zu einem wohnungsnahen Park für die neue Wohnbebauung.


Mangfallpark Süd

Im Gegensatz zum Mangfallpark Nord bietet der Mangfallpark Süd als intensiver Bereich ein vielfältiges Angebot an Freizeitsport und Kinderspiel. Hauptattraktion des südlichen Mangfallparks ist der zur Kajakstrecke ausgebaute Hammerbach und der Kinderspielbereich „Spielfluss“. Der Park erweitert das vorhandene Sport- und Freizeitangebot der umliegenden Einrichtungen wie Freibad, Eissporthalle und Schulkomplex. Barrierefrei angebunden an die angrenzenden Einrichtungen zu einem zusammenhängenden Spiel- und Freizeitbereich wird der Park durch den Nicklwiesensteg.

Im Mangfallpark Süd gliedert der Hochwasserdeich den Park in den Flussraum der Mangfall und die Parkanlage entlang des Hammerbachs. Das seichte Ufer ermöglicht das Herantreten an das Wasser der Mangfall.


Kajakstrecke

Der Lauf des Hammerbachs ist als Übungskajakstrecke für Kinder modelliert. Große Kiesinseln aus Sichtbeton dynamisieren die Fließgeschwindigkeit und schaffen spannungsvolle Verengungen und Aufweitungen des Bachbettes. Staudenbänder begleiten das Ufer. Gleichzeitig dienen die Kiesinseln als Aufenthaltsbereiche für die Parkbesucher, insbesondere für die Zuschauer an der Kajakstrecke. Ergänzt wird das Angebot im Mangfallpark Süd durch die große Nicklwiese aus robustem Sport- und Spielrasen, die als freie Spielfläche genutzt werden kann.


Spielfluss

Der „Spielfluss“ erstreckt sich entlang des Hammerbachufers und interpretiert das Thema des Wasserlaufs als variable Spiellandschaft. Mit seinen mäandrierenden Bändern aus verschiedenen Materialien bietet er ein breites Spielangebot:

Das „Holzband“ mit Schaukeln, Wasserwald und Spielhaus, das „mineralische Band“ mit Sandspielflächen und befestigten Betonflächen oder das „Gummiband“ aus Kunststoffbelägen mit Fallschutzeigenschaften. Die Bänder gliedern den Spielbereich und werden selbst zu Spielobjekten. Höhepunkt der Spiellandschaft ist ein Wasserspielplatz mit 5 m hohen Wasserspritzelementen.

Die gewellte Topographie der `Schaumwellen´ bietet Raum zum Toben. Runde ´Bubbles´ laden zum Aufenthalt, zum Balancieren und zum Wippen ein.

Die `Kletterwelle´ wogt über den südlichen Teil des Spielplatzes und bietet ein vielfältiges Kletterangebot. Die Welle besteht aus zusammengesetzten Kletternetzen in unterschiedlicher Dichte und unterschiedlicher Spannung sowie den `Schaumkronen´, die wie weiche Kissen im Netz hängen, ein Ziel zum Klettern bieten und zum Aufenthalt einladen.

Der Sandkasten mit `Mäanderplatte´ funktioniert wie ein kleiner Fluss mit Sandufer. Mit einer Handpumpe können Kinder Wasser auf die `Mäanderplatte´ pumpen und zwischen den Teilen des Natursteinmosaiks ihre eigenen Flussläufe bauen.

Die `Bäume´ im `Wasserwald´ verwandeln sich in einen sprühenden Hain. Durch Betätigung einer Pumpwippe oder Handpumpe spritzen die einzelnen Säulen Wasser in allen Formen, bilden Tropfenpropeller, Sprühwolken und Wasserschirme.


Mühlbachbogen und Bachgärten

Als Kontrast zu den naturnahen Gewässern Hammerbach, Mangfall und Inn wird der Mühlbach als innenstadtnaher „Stadtbach“ interpretiert und mit Ufermauern klar gefasst. Das verrohrte Bachbett wird offen gelegt und als attraktive Grünverbindung vom Stadtzentrum zum Inn gestaltet.

Die plastische Einfassung mit Uferwänden schafft durch Rücksprünge Raum für urbane Gärten am Wasser, im Spannungsfeld zwischen zukünftigem Wohnquartier und Heizkraftwerk. Bachgärten, wie der Flamingogarten, mit Staudenpflanzungen und Sitzelementen, laden zum Verweilen am Wasser ein. Die Geometrie der Beete zeichnet die Bewegung des Baches nach.

Auf dem ehemaligen Maroxgelände ist die Entwicklung von hochwertigem Wohnungsbau geplant. Der Mühlbach verbindet das neue Wohnquartier mit dem Stadtzentrum und der Flusslandschaft und bietet die Möglichkeit, attraktive wohnungsnahe Grünflächen zu entwickeln.

Verfasser: A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH in Zusammenarbeit mit Swillus Architekten (Brückenbauwerke)