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Award / Auszeichnung | 05/2014

Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2014

Bildungs- und Gedenkstätte Andreasstraße

DE-99084 Erfurt, Andreasstraße

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

Architekturbüro Stadermann - Architekten BDA

Architektur

Projektgesellschaft Andreasstraße mbH

Bauherren

HKL Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2012

Beurteilung durch das Preisgericht

Die eingereichte Arbeit präsentiert das Thema „Bauen im Bestand“ auf besonders bemerkenswerte Weise. Ein Gebäudeensemble aus Backsteinbauten in der Erfurter Innenstadt wurde einer neuen Bestimmung zugeführt und thematisiert weiterhin die bestürzende Nutzung der jüngsten Vergangenheit. In seiner Geschichte befand sich an dieser Adresse, in der Andreasstraße in Erfurt, die Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.
Bemerkenswert ist die Konsequenz des Bauherrn, an diesem Ort eine räumliche Erlebnisstätte für das Unrecht des Stasi-Terrors zu schaffen. Besonders anerkennswert aber ist die bauliche Ausgestaltung und der Umgang mit dem Bestandsbauwerk im Bereich der Gedenkstätte. Das Bauwerk lässt dort auch nach seiner Sanierung die Rauheit und den Alltag in den Haft-Zellen nachempfinden. Neu- und Ergänzungsbauteile, Erschließungen sowie die notwendigen konstruktiven und technischen Einbauten werden für eine Nutzung als Gedenkstätte so zurückhaltend in den Altbau ein- oder an diesen angefügt, dass dessen steinern-brutaler Charakter bedrückend erlebbar bleibt. Der separat gestellte Veranstaltungsraum wurde gläsern und verspiegelt ausgeführt und nimmt Grafikelemente auf, die sich in einer modernen Bildsprache an jüngere Besucher wenden sollen. Dieser Baukörper kontrastiert den Klinkerbau und unterstreicht in seiner wohltuenden Klarheit das sture Unrecht und die Beengtheit, die sich im Klinkerbau nachempfinden lässt.

Die Entscheidung zur Schaffung einer Gedenkstätte an diesem Ort ist anerkennswert, ebenso in besonderem Maß die bauliche Aus- und Umgestaltung. Gewürdigt wird auch der Nutzungsmix dem Grunde nach, ohne den die Gedenkstätte sicher finanziell schwerer tragbar gewesen wäre; der also seinen Anteil an der Umsetzbarkeit dieses Ortes des Gedenkens hat.

Die Ausstellungskonzeption selbst ist nicht Gegenstand der Würdigung. Hier sei der Hinweis erlaubt, daß gerade die Exponat-Ausstellung in ihrer oft fehlenden Schärfe der in Teilen wenig konsequenten Sammlung manchmal das Gefühl eines beliebigen Gefängnisses aufkommen lässt und schwer mit der Brillanz der Architektur mitzuhalten
vermag. Dieser Hinweis ist wichtig, da die Vorlage, welche die Architektur und Innenausgestaltung an diesem speziellen Ort vorgibt, von einer unterstützenden Exponatpräsentation hätte gesteigert werden müssen. Architektur, Innenarchitektur und Exponate verlangen besonders in diesem Kontext nach ihrer Formulierung auf gleichem herausragenden Niveau, um der Gedenkstätte die ihr gebührende Stellung zukommen
zu lassen.

Die Sanierung des Gebäudekomplexes des ehemaligen Stasi-Gefängnisses in der Erfurter Andreasstraße und dessen Teil-Nutzung als Gedenkstätte stellt einen gelungenen
Beitrag für Baukultur dar. Sie unterstreicht die gesellschaftliche Bedeutung von Architektur im Kontext eines Bildungsauftrages gegen das Unrecht.