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Award / Auszeichnung | 08/2014

Kitapreis NRW 2014

Kindertagesstätte Weidenstraße in Niederkassel: Neubau

DE-53859 Niederkassel, Monsignore-Winter-Weg 1

Auszeichnung

Architekten BDA Fischer + Fischer

Architektur

Stadtentwicklungsgesellschaft Niederkassel mbH

Bauherren

Martin Tochtrop Landschaftsarchitekt BDLA

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kindergärten, Vorschulen

  • Projektgröße:

    1.290m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Archetyp - Kindertagestätte in Niederkassel

Aufgabe
Wie ist eine Kita an einem Ortseingang neben einer Einfallstraße als Abschluss des bebauten Bereichs zu gestalten? Wie kann ein solcher Bau in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem gerade erst entstehenden, gestalterisch noch nicht definierten Erweiterungsgebiet gestaltet werden? Wie ist damit umzugehen, dass sich auch die stadträumliche Situation ggf. über Jahre noch verändern wird? Und wie schafft man die für alle Nutzer so wichtige Identität bei derartig vielen Unbekannten?
Die zentrale Idee bestand darin, dem Gebäude einen betont robusten Charakter, gleich einem für die Weltmeere gerüsteten Schiff, zu verleihen. Ein scheinbar gewölbter „Rumpf“ vermittelt den Insassen Geborgenheit und schafft Raum für eine prägende, interne Mitte. Von außen wirkt er dabei ebenso freundlich wie auch kräftig und wehrhaft.
Leuchtend rot verfugtes Mauerwerk unterstreicht den Charakter eines „Archetyps“ und erleichtert auch den jüngsten Benutzern die gewünschte emotionale Aneignung. Mit gleicher Deutlichkeit wird auch Erwachsenen und Passanten signalisiert, dass es sich hier um eine besondere Nutzung und einen besonders geschützten Bereich handeln muss.
Das Betreten des Baukörpers erfolgt von der sich künftig nicht mehr wandelnden Südost-Seite, zu der sich der Baukörper mit einer prägnanten Geste öffnet. Ansonsten erscheint er eher introvertiert, wenngleich sich zahlreiche Innenräume zu den Freianlagen öffnen.
So werden die seitlichen Außenflächen über Loggien mit den jeweiligen Gruppenräumen verwoben. Auf die künftig nördlich angrenzende Wohnbebauung reagiert das gefaltete „Heck“, in dessen zurückweichender Mitte ein weiterer Ausgang zu den Freibereichen positioniert ist.

Städtebau
Das Grundstück liegt am Ortsrand von Niederkassel und wird im Norden von Wohngebäuden in offener Bauweise flankiert. Südlich schließen Felder und offenes Gelände an.
Die KITA bildet somit den Abschluss des Ortskerns und begrüßt den von Süden Einfahrenden. Auf die eher fragmentarische Struktur des Ortsrandes reagiert sie mit einer Ausprägung als Solitär.

Gebäudekonzeption
Der kompakte eingeschossige Baukörper ist auf dem trapezförmigen Grundstück mit seiner Längsachse annähernd Nord- Süd ausgerichtet. Die Kindergartengruppen orientieren sich nach Westen und Osten. Die Spielflächen für die Kinder befinden sich auf der sonnigen Südseite.
Das Gebäude ist als klarer und kompakter Baukörper mit präzisen Konturen konzipiert. Die ener-gieoptimierte Gebäudeform mit sehr geringer Hüllfläche wirkt sich im Sinne der Wirtschaftlichkeit neben den Herstellungskosten positiv auf die Baunutzungskosten aus.
Die Fassade besteht aus einer zweischaligen Außenwand mit Ziegelverblendmauerwerk. Die lebendige, und warmtonige Ziegelfassade garantiert eine hohe Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Als Fassade aus natürlichen Materialen erfüllt sie hohe ökologische Ansprüche.

Architektur zur Aneignung durch die Kinder
Die Architektur und Raumgestaltung bieten den passenden Rahmen für die Persönlichkeitsentfaltung der Kinder. Die einladende Baukörperform, ein klarer Grundriss und die Verwendung unterschiedlicher Materialien im Innen- und Außenbereich tragen dazu bei, die Sinneserfahrung der Kinder zu stärken. Freie Wandflächen und tiefe Fensterbänke bieten Platz für die individuelle Gestaltung. Der Dachvorsprung der Loggien vor den Gruppenräumen bietet viel Platz für wettergeschütztes Spielen. Als weitere Bereicherung des Alltags sind in den Sanitärräumen „Wasserspielplätze“ angeordnet.
Um den Kindern Raum für eigene kreative Gestaltungsideen zu schaffen, sind die Funktionsräume neutral und farblich zurückhaltend gestaltet. Durch die Beschränkung auf wenige Materialien und ruhige Farben finden die Kinder hier eine Oase der Geborgenheit, die den Kindern viel Platz für die eigene Vorstellungskraft und Kreativität lässt.
Sämtliche Fenster berücksichtigen die Körpergröße und „Perspektive“ der jeweiligen Nutzer. Sie bieten ebenso Durchblicke durch das Gebäude wie auch Ausblicke in den Spielbereich und die Landschaft. Die zum Teil besonders tiefen Fensterbankrahmen können als Sitz- und Rückzugs-möglichkeit genutzt werden.
Spezielle Schienen- und Hakensysteme an den Decken können mit Hängematten, Kletternetzen, Flugtüchern, Strickleitern, Klettertauen, Schaukelball, etc. kombiniert
werden und bieten den Kindern vielfältige Möglichkeiten für die Förderung der Kreativität, Bewe-gung und Motorik.
Die großzügig angelegte und natürlich belichtete Erschließungsfläche wird als Spiel- und Erlebnisfläche genutzt. Der Mehrzweckraum kann der Erschließungsfläche über eine mobile Trennwand zugeschaltet werden. Viel Tageslicht und reichlich Bewegungsfläche bilden hier den Rahmen.
Einerseits ist das Gebäude für die Nutzer leicht verständlich und gut lesbar, andererseits birgt es durch seine Vor- und Rücksprünge und die in den Block geschnittenen Terrassen einen hohen Erlebniswert, der die Kinder zum Entdecken animiert und die bewusste Raumwahrnehmung fördert.

Haustechnik
Der in Massivbauweise errichtete Neubau erhielt eine hocheffektive Wasser- Wasser Wärmepumpe mit Nutzung der Erdwärme. Die Abdeckung des Wärmeenergiebedarfs primär durch erneuerbare Energien leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Das gesamte Gebäude besitzt eine mechanische Lüftung mit einer hocheffektiven Wärmerückgewinnung, das Dach ist für eine Nachrüstung mit Photovoltaikanlagen ausgelegt.

Zusammenfassung
Die klare und kompakte Gebäudestruktur ist Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit der Bau- und Unterhaltungskosten. Es entstehen auf Wesentliches konzentrierte Räume und Gebäudekonturen, die dem Haus eine besondere und greifbare Identität verleihen.
Der Entwurf möchte einen Beitrag für einen starken Ort leisten, der den Kleinkindern und Kindern sowie Eltern und Erziehern idealen Raum für das Gestalten, das Spielen, die Bewegung und das Lernen bietet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kindertagesstätte stellt sich als kompakter Solitärbaukörper am Rande eines Neubaugebiets dar. Da Bezüge zur Umgebung nicht bestehen, wurde eine formal eigenständige Architektursprache entwickelt, die ein funktional klares, rechtwinklig geprägtes Grundrisskonzept durch Wölbungen und Rundungen variiert. Hierdurch werden ein räumlich überzeugender Eingang und eine attraktive ausgeweitete Flurzone als Spielbereich geschaffen. Die Versorgung der vergleichsweise tiefen Räume mit Tages- und Kunstlicht ist durch individuell entwickelte Oberlichter im Dach überzeugend gelöst. Das Bauwerk zeichnet sich durch wertige Materialien und eine sorgfältige Detaillierung aus, die aus dem formalen Konzept folgerichtig entwickelt wurde. Die monochrome Farbgebung in warmen Rottönen unterstützt die entschiedene, aber angemessen unaufdringliche Architektur des Bauwerks.
Eingang

Eingang

Blick in den Spielflur

Blick in den Spielflur

Gruppenraum

Gruppenraum

Grundriss

Grundriss

gefaltete Fassade

gefaltete Fassade

"Lichtmütze"

"Lichtmütze"