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Award / Auszeichnung | 07/2014

Deutscher Fassadenpreis 2014

Stadthaus C3 Büro brewittarchitektur BDA

DE-33615 Bielefeld, Crüwellstraße 3

1. Preis Historische Gebäude und Stilfassaden

brewittarchitektur GmbH

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2013
    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

AUßEN

Das Haus wurde unter Beibehaltung vielfältiger historischer Bauelemente mit neuem Farbkonzept saniert. Die Maßnahme erstreckte sich folglich nicht nur auf die Fassade selbst, sondern umfasste zahlreiche Elemente wie Fenster und Türen, Wintergarten, Fensterläden, Geländer, Hausnummern, Rankgitter, Briefkastenanlagen etc..
Das Gestaltungskonzept setzt sich auch im Inneren des Gebäudes fort.

Um ein harmonisches und ruhiges Gesamtbild zu erreichen, wurde bei der Farbwahl auf die im Zuge der parallel erfolgten Dachsanierung verwendeten, graubraunen Dachziegel sowie die vorhandenen Sandsteinelemente der Fassade Bezug genommen.
Die historischen Sprossenfenster wurden ebenso wie der Eingangs-Wintergarten und die alten Holzeingangstüren erhalten und zunächst vom Tischler, dann vom Maler aufwendig instandgesetzt.
Fenster und Türen sind weiß und schwarz gestrichen, die Fassade selbst erhielt einen sandfarbenen, mineralischen Anstrich, der durch grau-braune Elemente wie Fensterläden und Sockel akzentuiert wird.
Die große, hinterleuchtete Stahlhausnummer, deren typisches Schriftbild auf deren Baujahr im Jahr 1979 hinweist, blieb bewusst erhalten und wurde farblich ebenfalls in das Gesamtgestaltungskonzept integriert.
Die in klarer, graphischer Form angeordneten Holzrankgitter geben der Fassade Charakter und Struktur und können nun nach der Sanierung peu á peu von der vorhandenen, hundertjährigen Glycinie in Beschlag genommen werden.


INNEN

Das ursprünglich als großbürgerliches Wohnhaus genutzte Gebäude beherbergte zuletzt eine über alle Geschosse reichende Arztpraxis und war für diese Zwecke Ende der 1970er Jahre umgebaut worden; hierbei wurden die historischen Oberflächen weitgehend neutralisiert.
Die jetzige, erneute Umstrukturierung des Hauses sah die Einteilung in Wohneinheiten in den oberen Geschossen und Flächen für Architekturbüros in den unteren Ebenen vor. Im Zuge der Maßnahmen konnten die ursprünglichen Raumstrukturen wieder weitgehend hergestellt werden, zudem wurden behutsam die historischen Nutzungsschichten freigelegt.
Es zeigen sich die vielfältigen Spuren vorheriger Phasen und Umbauten. Diese Zeugnisse der wechselnden Geschichte des Gebäudes bleiben sichtbar und dienen als bestimmendes Gestaltungsprinzip.
Die alleine in der Logik der bisherigen Nutzungen und Umbauten begründeten Zufallsbefunde an Wänden und Böden werden zum bestimmenden Element der Innenräume.
Alles Neue zeichnet sich demgegenüber bewusst formal zurückhaltend aus: Schwarze Türen, schwarzer Boden, schwarze Einbaumöbel kontrastieren zum Bestand, dessen historische Schichtenfolge teilweise ornamentalen Charakter hat.
Wenige, wohl dosierte architektonische und Eingriffe reichen aus, um die Räume und Struktur für die neue Nutzung zu transformieren. Technische und gestalterische Materialschlachten werden vermieden.

Beurteilung durch das Preisgericht

In ihrer baukörperlichen und strukturellen Klarheit erinnert die Altbauvilla durchaus an bekannte, prämoderne Bauten eines Otto Wagner oder Josef Hoffmann. Deren Klarheit ähnlich prägnant herausarbeiten, ohne historische Befunde zu zerstören, war erklärtes Ziel dieser Sanierung, die sich nicht allein auf die Fassaden beschränkte.
So bereichern auch Fenster, Fensterläden, Türen, Rankgitter und Wintergarten-Details das in sich stimmige Erscheinungsbild.
Bei der Farbwahl wurde auf die grau-braunen Dachziegel und historische Sandsteinelemente der Fassade Bezug genommen. Maler und Tischler konnten die alten Sprossenfenster, sowie die hölzernen Bauteile des Wintergartens aufwändig Instand setzen und farblich neu fassen. Fenster und Türen wurden Weiß und Schwarz gestrichen.
Die Fassade erhielt einen Sandfarbenden, mineralischen Anstrich, welcher durch die grau-braunen Farbtöne der Sockelzone und der Fensterläden akzentuiert wird. Die überdimensionale Hausnummer aus Stahl, die aus dem Jahre 1979 stammt, wirkt in diesem Kontext etwas befremdlich. Sie zu erhalten und zu restaurieren war jedoch ausdrücklicher Wunsch der Bauherren. Zu guter Letzt bestärkt die klare, grafische Struktur der sorgfältig Instand gesetzten, geschosshohen Rankgitter den noblen Charakter des Hauses. Die gleichermaßen zurückhaltende, wie stimmige Sanierung dieses vormodernen baulichen Kleinods folgt mithin der modernen Devise „less is more“. Durch Beschränkung auf das Wesentliche wurde der Altbau auf bewundernswerte, weil „sprechende“ Weise für das 21. Jahrhundert ertüchtigt. Dies hat die Jury dazu bewogen, dieses Sanierungsprojekt einstimmig mit einem 1. Preis in der Kategorie „Historische Gebäude und Stilfassaden“ auszuzeichnen.