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Award / Auszeichnung | 06/2006

Kölner Architekturpreis 2006

Neubau Hauptverwaltungsgebäude DKV-Plus, Köln-Braunsfeld

Anerkennung

Störmer Murphy and Partners

Architektur

Erläuterungstext

DKV-Plus, Köln

Einbindung ins städtebauliche Umfeld und architektonisches Konzept

Als die DKV sich entschieden hatte, das große Grundstück an der Scheidtweilerstraße für eine Erweiterung des Stammhauses zu erwerben, sollte als erster Schritt die Bebaubarkeit dieser großen Fläche geprüft werden. Zu klären war, ob ein zweiter Solitärbau wie das Stammhaus an der Aachener Straße der richtige städtebauliche Ansatz ist, oder ob das heterogene Umfeld am Melatengürtel/Scheidweilerstraße, das auch in Zukunft einem ständigen Erneuerungsprozess unterzogen sein wird, eher einen anderen Entwurf erfordert, der dem Stadtteil Braunsfeld entspricht.

Es wurden verschiedene städtebauliche Konzeptionen und Gebäudetypologien erarbeitet und mit der DKV und der Stadtplanung Köln diskutiert. Sehr schnell war zu erkennen, dass die städtebauliche Integration in den Stadtteil Braunsfeld keinen zweiten Solitärbau verträgt. So entstanden viele Konzepte von Einzelgebäuden, die sich in das städtische Gefüge einordnen und zugleich den Erneuerungsprozess für diesen Stadtteil kraftvoll erkennen lassen. Die Idee, diesen großen Gebäudekomplex in verschiedenen Gebäudeformen, Fassadendesigns und -materialien zu einem Büroensemble zusammenwachsen zu lassen, fand vor allem auch im Stadtplanungsamt und im Planungsausschuss der Stadt Köln große Zustimmung. Für die DKV entstand eine neue, vielseitige Bürotypologie gegenüber dem reinen Großraumkonzept, die in dem Stammhaus realisiert wurde.

Das neue 14-geschossige Hochhaus im Norden bildet den Abschluss des Neubaukomplexes und ist als Referenz an den großen Bruder an der Aachener Straße mit seinen 22 Geschossen zu verstehen. Die Fassade des ovalen Hochhauses besteht aus \"geschuppten\" Elementen, die die Vertikale, d.h. die Höhe, des kleinen Turmes stark betonen. Je nach Standort des Betrachters entsteht durch die roten Lüftungsgitter ein unterschiedliches Turmbild. Das Dach dieses Hochhauses ist eine starke architektonische Geste, es kragt einseitig zum alten Hauptgebäude weit aus. Hiermit wird das Gesamtensemble von Alt- und Neubau räumlich zusammengehalten, so als würde es den Neubaukomplex beschützen wollen. Unter diesem großen Dach, das sich aus dem Technikgeschoss als 15. Obergeschoss entwickelt, ist das Logo der DKV weithin sichtbar platziert.

Der westliche Steinbau entwickelt sich von einem 5-geschossigen Baukörper mit 11 m Breite zu einem 7-geschossigen mit 21 m Breite. Durch den leichten \"Knick\", den beide Gebäuderiegel haben, werden die großen Längen von 185 m gebrochen. Die Steinfassade des Westriegels hat große Kastenfensterelemente, die in ihrer architektonischen Form ein differenziertes Spiel durch unterschiedliche Winkel und Drehungen dieser Elemente in der langen Fassadenfront ergeben. So wird diese Fassade zu einer städtischen Großskulptur, die von Licht und Schatten geformt, sich ständig verändert. Die Attika steigt in einem Winkel von 4° nach Norden an, von fünf auf sieben Geschosse. Der gläserne Ostflügel ist in seiner Gebäudetypologie genau entgegengesetzt angeordnet, so dass die Gegenläufigkeit eine besondere stadträumliche Spannung dieser beiden großen Gebäuderiegel erzeugt. Dieser architektonische Gedanke der \"fünften Fassade\" lässt sich sehr gut von den oberen Geschossen des Stammhauses erkennen.

Auch die Glasfassade des Ostriegels ist als sogenannte Kastenfenster-Konstruktion in Elementbauweise konzipiert. Dieser Riegel reflektiert Hochhaus, Querbauten und die Steinfassade in dem gewollten, architektonischen Konzept, so wird der Gedanke einer Bürostadt gestärkt. Beide Gebäuderiegel werden durch 2- bzw. 3-geschossige Querbauten verbunden, wodurch drei große Höfe entstehen.

Da das Grundstück durch das Bebauungskonzept mit drei Baukörpern wenig Freifläche übrig ließ, war es naheliegend, auf den sechs Dachterrassen eine Außenraumgestaltung mit hoher Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter vorzuschlagen. Durch die dreifache Abtreppung des West- bzw. Ostriegels entstanden sechs attraktiven Dachgärten, die, wie die Höfe im Erdgeschoss, zum Aufenthalt einladen. Die Dachflächen der Querbauten, die von beiden Gebäuderiegeln und vom neuen wie vom alten Hochhaus als große Flächen gesehen werden, haben farbiges Bruchglas erhalten und sind nicht begehbar.

Erst zu einem späteren Zeitpunkt, als der Bauantrag schon eingereicht war, wurde entschieden, in dem Neubaukomplex eine eigene Kantine zu realisieren. Um diese Nutzung ohne Flächenverlust zu ermöglichen, wurde der mittlere Hof für diesen großen Flächenbedarf überdacht. Auf diese Weise entstand ein zusätzlicher, großer Raum, der zukünftig auch für Großveranstaltungen der DKV genutzt werden kann. Das geschuppte Glasdach, das den mittleren Innenhof im dritten Obergeschoss vollständig abdeckt, ermöglicht für das Casino und für die angrenzenden Büro- und Konferenzräume optimale Tageslichtbedingungen. Eine besondere architektonische Raumatmosphäre wurde durch einen warmen Holzton an den Querwänden erreicht. Gegliedert wird der Raum zusätzlich durch die großen, ovalen Stützen, die wie Schiffsmasten geformt sind.

Vorgabe der DKV war es, eine Bürolandschaft zu erstellen, die eine maximale Flexibilität und vielfältige Nutzung ermöglicht. Es sollten sowohl gut belichtete Einzelraumbüros wie auch große zusammenhängende Flächen ermöglicht werden. Unser Vorschlag, keinen sonst üblichen Zweispänner mit einem Mittelflur zu schaffen, sondern einen Dreispänner, der sich jeweils zu dem niedrigen, 5-geschossigen Ende verjüngt, erfüllt diese Forderung optimal. Alle Kerne, WC\'s, Serviceräume, Teeküchen, Versorgungsschächte etc. konnten in der Mittelzone untergebracht werden, was zu einer optimalen Ausnutzung der belichteten, wertvollen Fassadenflächen führt.

Die beiden \"Magistralen\" sind als halböffentliche, interne Erschließungsstraßen zu sehen. Der Zugang wird über die Eingangshalle, den Empfang, kontrolliert. Es war eine wichtige Forderung des Immobilieninvestments, durch die Gebäudestruktur langfristig Fremdnutzer innerhalb des Komplexes unterbringen zu können. So kann man die sieben Kerne jeweils als \"Hausadressen\" ansehen.

Der gesamte Komplex hat in den öffentlichen Bereichen im Erdgeschoss einen Bodenbelag aus \"Serpentio Verde\" erhalten. Die Idee, auch im Bodenbelag die leichte, gebogene Bewegung der Gebäudegruppe nachvollziehbar zu machen, ist ein Gedanke, der schon ganz am Anfang des Planungskonzeptes von der amerikanischen Landschaftsarchitektin Martha Schwartz eingebracht wurde. Pflanztröge und unterschiedliche Schleifgrade der Natursteinplatten stärken dieses Konzept, das sich vom Vorplatz durch alle Höfe, die Eingangshalle und Casino bis zum hinteren Parkplatz konsequent durchzieht. Im Erdgeschoss wird ein Rundgang ermöglicht, auf dem man Kunstwerke von vier Künstlern, die sich in einem Wettbewerb qualifizierten, erleben kann und die dadurch den Magistralen einen weiteren Inhalt verleihen. Das Thema Kunst wird in dem Verbindungstunnel, der Alt- und Neubaukomplex unter der Scheidtweilerstraße verbindet, weitergeführt.

Aufgrund der sehr guten, sachbezogenen Teamarbeit zwischen dem Bauherrn (vertreten durch Herrn Müller, Herr Zschocke, Frau Meusen, Frau Schott, Herr Ravagni) und dem Architektenteam war es möglich, für dieses große Bauvorhaben, das aus sehr unterschiedlichen Bereichen und komplizierten Gebäudeformen besteht, eine durchgehende erkennbare Hochbau- und Ausbauqualität für alle Ebenen zu erreichen.

Jan Störmer Partner