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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2006

Städtebaulicher Ideenwettbewerb Südlicher und Östlicher Altstadtrand

1. Preis

Kuttner und Kahl Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

bp:a petters architekten

Architektur

Erläuterungstext



Die Stadt Güstrow beabsichtigt, den stadtkernnahen Landschaftsraum der Nebelniederungen behutsam neu zu ordnen. Hierzu sollen im Rahmen dieses Wettbewerbes Lösungsvorschläge erarbeitet werden:
• Erhalt und Verbesserung der Ablesbarkeit der mittelalterlichen Stadtkontur
• Verbesserung des Wohnumfeldes
• Verbesserung der Wohnqualität durch gut nutzbare Freiräume
• Verbesserung der touristischen Nutzbarkeit
• Anlage von Stellplätzen

Zu den bedeutendsten charakteristischen Merkmalen der historischen Stadtanlage Güstrows gehören die Niederungswiesen der Nebel, die den südlichen und östlichen Altstadtrand bestimmen und die aus den Wehranlagen entstandenen Wallanlagen mit einer, alle Bereiche durchziehenden Wasserkunst.
Eingebettet in den Niederungsbereich liegt das Schlosspark-Parterre mit seinen von Gräben und Lauben gefassten Bosketts.
Neben den prägenden Bauten der Stadtsilhouette wie Dom – Pfarrkirche – Schloss gehören die Wallanlagen und die Nebelwiesen zum einmaligen Erscheinungsbild des Altstadtrandes.
Das Leitbild des Entwurfes ist es daher, dieses Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten und wieder stärker in Erscheinung treten zu lassen.
Insbesondere ist für die touristische Nutzbarkeit der erste Anblick einer Stadt von entscheidender Bedeutung. Deutliche Konturen des Altstadtrandes mit klaren Nutzungsstrukturen und Sichtbarwerden des offenen Wiesenraumes der Nebel können wieder zum Markenzeichen der Stadt werden.

Der Niederungsbereich hat durch die verschiedenen Nutzungsanforderungen über Jahrzehnte starke Überformungen erlitten. In der Herstellung einer Balance zwischen dem naturräumlichen Potenzial und den Überformungen, die jedoch in dem vorhandenen Umfang ohne neue Eingriffe nicht reversibel sind, sehen wir als die Herausforderung in der Entwurfsbearbeitung.

Die Niederungswiesen sind der Mantelumhang der Stadt der durch die Wallanlagen wie mit einem Band zusammen gehalten wird. Der Schlosspark liegt wie eine schmückende Brosche in dieser Ummantelung.

Um dieses Bild zu erreichen und um den Nutzungsanforderungen gerecht zu werden sehen wir eine deutliche Nutzungszonierung vor. Eine neue, klar ablesbare erhöhte Raumkante soll als Abgrenzung gegenüber dem naturnahen Landschaftsraum der Niederungswiesen als strukturierendes Element manifestiert werden.

Entscheidend ist der Umgang mit dem ruhenden Verkehr, der gerade in den letzten Jahren immer mehr Flächen in den Bereichen der Niederung in Anspruch genommen hat.
Zugunsten anderer Nutzungsinteressen wie Erholungs- und Freizeitansprüche der Anwohner und dem Erscheinungsbild der Stadt für Besucher und Bewohner sieht der Entwurf die Konzentration des ruhenden PKW Verkehrs in zwei Parkhäusern vor, um den Stadtrand wieder frei zu stellen.

Ruhender Verkehr

„Grünes Parkhaus“ Mühlenplatz, Hauptzufahrt Mühlenplatz
Ein großer Teil der Besucher erreicht Güstrow über die Liebnitz Straße. Südlich der Bahn befindet sich die großzügig ausgelegte Abfahrt nach Güstrow. Hier, Am Mühlenplatz, befindet sich zur Zeit ein ungestalteter Parkplatz.
Dieser Standort ist aufgrund seiner Erreichbarkeit und Maßstäblichkeit neben dem Brückenbauwerk und der Abfahrt hervorragend für eine mehrgeschossige Stellplatzanlage geeignet.
Das Parkhaus erhält durch eine Mehrfachnutzung, wie eine Skateranlage auf dem Dach, eine innovative, eigenständige Identität. Durch die vegetative Fassadenstruktur und die Form fügt es sich in die Umgebung ein. Der leicht ovale Grundriss nimmt die Form der vorhandenen Lichtung auf und erzeugt spannende Blickbeziehungen bei der Annäherung an die Altstadt. Die Fassade wird als Stahlseilkonstruktion mit einer zweiten vegetativen Bespannung ausgebildet. Der Grundriss des Parkhauses als zweihüftige Anlage mit zwei Spiralrampen ist sehr ökonomisch konzipiert. Am Mühlenplatz können 250 – 300 Stellplätze angeboten werden.

Gleviner Platz – Busparkplatz und Festplatz
Der Bereich am Gleviner Platz sollte sich auf den Busparkplatz als befestigten Bereich beschränken. Der Busparkplatz wird durch einen gestalteten städtischen Platz mit Bänken und Trinkbrunnen an die Gleviner Straße angebunden. Eine unbefestigter Festplatz, mit verstärkter Tragschicht vom vorhandenen PKW-Stellplatz wird als Festwiese angelegt und fügt sich in den Wiesenbereich der Niederung.

„Grünes Parkhaus“ Wallensteinstraße
Ein zweites Parkhaus wird an der Wallensteinstraße vorgeschlagen. An dieser Stelle liegt das Parkhaus in der Nähe von Schloss und Dom. Zudem können durch die Nähe zur geplanten Wohnsiedlung An der Schanze Stellplätze für die Bewohner angeboten werden. Das Parkhaus Wallensteinstraße kann ebenfalls mit 250-300 Stellplätzen ausgestattet werden.

Aktivzone Freizeit
Freizeitnutzungen wie Kleinspielfelder mit unterschiedlichen Belägen, dezentrale Spielstationen für unterschiedliche Bewegungsspiele, Ruheplätze und Ausblicke werden an den inneren Stadtrand, der etwas erhöht über den Niederungswiesen liegt, angeordnet.
Wie selbstverständlich entwickelt sich aus der Bestandssituation ein Band von Nutzungen, gegliedert durch grüne „Gartenarchitekturen“ um den einzelnen Nutzergruppen auch einen möglichst „intimen“ Raum zu geben. Vorhandene Böschungen werden mit Sitzstufen ausgestattet und gewähren einen Blick auf Spielfelder und über den Landschaftsraum der Niederungswiesen.
Das Nutzungsband wird über die Wege und Straßen am Stadtrand erschlossen und verfügt an der Raumkante zu den Niederungswiesen über einen Verbindungsweg vom nordöstlichen gelegenen Parkhaus zum Schlossgarten und darüber hinaus bis zum Gymnasium.

Naturzone Erholung
Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen im Niederungsbereich sind erforderlich zur Verbesserung der naturräumlichen Qualität. Durch die behutsame Freilegung der Niederungswiesen soll die naturnahe Erlebbarkeit verbessert werden. Die Freilegung von ehemals vorhandenen Wasserläufen und die Verbindung der Wasserflächen wird diese Qualität erhöhen.
Die vorhandenen Alleen bleiben als Relikte der Zeit erhalten und bilden beschattete Verbindungs-achsen für Spaziergänger.

Bundesgartenschau 2009
Mit der stärkenden Herausarbeitung der einzelnen Elemente des Altstadtrandes und der Verflechtung zu einem Gesamtkunstwerk mit dem zentralen Juwel des Schlossgartens ist schon ein wesentlicher Beitrag als „Botschafter der Bundesgartenschau“ in Mecklenburg-Vorpommern 2009 geleistet.
Vorstellbar ist, das mit „Stadtzeichen“ auf besondere Orte am Stadtrand aufmerksam gemacht und das mit den verschiedenen Akteuren der Stadt ein Programm zur Bespielung erarbeitet wird.
Die besonderen Orte, die Themengärten sollten Namen von herausragenden Güstrower Persönlichkeiten tragen.
Beispiel: Am Gymnasium entsteht ein Uwe Johnson Garten, die Schüler des Gymnasiums gestalten diesen und in bestimmten Zeiträumen finden dort Lesungen statt.
Oder die Gertraudenkapelle, die mit ihrem Barlach – Programm in das Bundesgartenschauprogramm aufgenommen wird, ein Barlachgarten wird darauf aufmerksam machen, usw.
Der blaue Faden der Stadtwanderung wird somit durch einen grünen Faden erweitert. Der Schlossgarten als Juwel am Mantelumhang wird ergänzt durch einen Perlenbesatz an Themengärten der Güstrower Persönlichkeiten.


Durch die Nähe zu Berlin und Hamburg (200km) verfügt Güstrow insbesondere im Kultur- und Städtetourismus über ein hohes Entwicklungspotenzial.
Die Umsetzung des Entwurfes kann einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität der historischen Altstadt leisten und insbesondere den Anblick der Stadtsilhouette und des Altstadtrandes
deutlich aufwerten, um auch den Bewohner ein liebenswertes und Identität stiftendes Umfeld zu geben.