modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 01/2015

Auszeichnung guter Bauten 2014 des BDA Bochum, Hattingen, Herne und Witten

IC - Ruhr-UniversitÀt

DE-44801 Bochum, UniversitĂ€tsstraße 150

Auszeichnung

Gerber Architekten GmbH

Architektur

KrĂ€tzig & Partner Ingenieurgesellschaft fĂŒr Bautechnik mbH

Bauingenieurwesen

Hochtief Solutions AG

Bauingenieurwesen

Projektdaten

  • GebĂ€udetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • ProjektgrĂ¶ĂŸe:

    52.310mÂČ (geschĂ€tzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 08/2011
    Fertigstellung: 10/2013

Projektbeschreibung

Bestand
Der gesamte UniversitĂ€tskomplex der 1965 gegrĂŒndeten RUB gliedert sich in die vier Bereiche Medizin, Natur-, Geistes- und Ingenieurwissenschaften. Sie werden durch die Zentralachse und das quer dazu verlaufende grĂŒne Forum erschlossen. Der sanierte GebĂ€udekomplex IC ist Teil der Ingenieurwissenschaften. Er setzt sich zusammen aus zwei 3-geschossigen Flachbauten sowie dem darauf aufbauenden 9-geschossigen Hochhausriegel, welcher sich parallel zur Hauptachse in Nord-SĂŒd-Richtung erstreckt.

Entwurfsgedanke
Der Entwurf von Gerber Architekten erhÀlt im denkmalpflegerischen Sinne grundsÀtzlich die vorgefundene GebÀudetypologie.
Um die wesentliche Entwurfsidee, die StĂ€rkung der funktionalen Grundstruktur im rĂ€umlichen und behindertengerechten Sinne und eine bessere Orientierung umzusetzen, wurde das GebĂ€ude um eine Ost-West verlaufende, in die Höfe gesetzte Magistrale ergĂ€nzt, welche die Flachbauten miteinander verbindet. Weiterhin wurde eine Nord-SĂŒd-Achse mit offenen Treppenbereichen ĂŒber mehrere Ebenen entwickelt.
Die Gesamtkubatur des GebÀudekomplexes IC bleibt auch mit den neuen Fassaden und Balkonen in ihrem Erscheinungsbild erhalten.
Das Tragsystem des vorhandenen IC-GebĂ€udes bestehend aus StĂŒtzen, Decken und den 2 Stahlbetonkernen, die die vertikale Erschließung sowie die SanitĂ€r- und Technikbereiche beinhalten, werden im Wesentlichen erhalten.

Umsetzung Raumprogramm
GrundsÀtzlich findet eine strukturelle Trennung zwischen den beiden FakultÀten Maschinenbau und Bau- und Umweltingenieurwissenschaften statt.
WÀhrend sich die RÀume der Maschinenbauer im Wesentlichen in den östlichen Flachbauten sowie den drei mittleren Hochhausebenen befinden, erstrecken sich die RÀume der Bau- und Umweltingenieurwissenschaften im westlichen Flachbau sowie in den drei oberen Hochhausebenen. Lediglich die 3 unteren Hochhausebenen werden von beiden FakultÀten gemeinsam genutzt.
Im SĂŒden der Flachbauten befindet sich der öffentliche Bereich fĂŒr die Studierende mit den beiden HörsĂ€len sowie den neu geschaffenen Seminarbereichen und CIP-Pools. Im Norden liegen fast alle Labore der beiden FakultĂ€ten. Die Zwischenbereiche der Flachbauten, wie auch das sind den jeweiligen Instituten/LehrstĂŒhlen vorbehalten.
Die zentralen fakultĂ€tsĂŒbergreifenden und oft frequentierten Bereiche, wie Bibliothek, CIP-Inseln, Fachschaften, Dekanate und Verwaltung sind sinnvoller Weise zentral im Kernbereich der Flachbauten an der Nord-SĂŒd-Magistrale angeordnet.

Interne Erschließung / Orientierung
Die Ost-West-Magistrale wird in Verbindung mit neuen offenen TreppenrĂ€umen zu einer ebenen-ĂŒbergreifenden Erschließung, die in Zukunft die gesamte I-Reihe von IA bis ID verbinden wird.
Die hiermit geschaffene klare WegefĂŒhrung mit ihrer „kommunikativen“ Verbindung der Ebenen sowie der Sichtbeziehung in die Innenhöfe stellt eine neue, wesentliche RaumqualitĂ€t dar.
Eine neue offene Kaskadentreppe ĂŒber 3 Ebenen verbindet den bestehenden Haupteingang im SĂŒden mit dem neu geschaffenen 2 Etagen tiefer liegenden gleichwertigen im Norden. Die Blickbeziehung in die Bibliothek und in die grĂŒnen Innenhöfe verleiht der Nord-SĂŒd-Achse zusĂ€tzliche QualitĂ€t.
Die FakultÀtsbibliothek liegt somit im Zentrum der Wegebeziehung und wird in ihrer optischen PrÀsenz auch zur Mitte von Lehre und Forschung der FakultÀten des IC-Komplexes.
Vom Nordeingang kommend kann man somit die Magistraltreppe Nord-SĂŒd durch die Flachbauten unterhalb des Hochhauses nutzen oder man steuert direkt auf dieser Ebene die Hauptmagistrale Ost-West an. Der Weg dorthin fĂŒhrt an offenen, studentischen ArbeitsplĂ€tzen - im Charakter einer offenen Lounge – vorbei; so dient dieser Bereich allen Besuchern, Angestellten, Lehrenden und Studenten als Treff-, Aufenthalts- und Kommunikationspunkt – es entsteht eine Form von Marktplatz im tĂ€glichen Miteinander des IC-Komplexes.
Die im Mittelbund der 3-bĂŒndig angelegten Hochhausgrundrisse gelegenen Treppenkerne bieten durch Verglasungen zu den Flurbereichen und zugehörig im Außenbund angeordnete teils geschosshoch verglaste öffentliche Bereiche, wie studentische ArbeitsplĂ€tze oder CIP-Pools, die Möglichkeit in die Innenhöfe zu blicken und sich besser orientieren zu können.

Fassade
Die vorhandene Fassadenstruktur des gesamten UniversitĂ€tsgelĂ€ndes, insbesondere der I-Reihe wurde bei der Neuinterpretation mit einbezogen. Sowohl die horizontale Bandstruktur durch die im Hochhausbereich neu ausgebildeten Balkone, als auch die Vertikalstruktur durch die nach außen ablesbaren StĂŒtzenverkleidungen berĂŒcksichtigen den stĂ€dtebaulichen Zusammenhang und die Vorgaben des Denkmalschutzes.
Im Bereich der Treppenhauskerne wird jeweils zweimal pro Fassadenseite zueinander versetzt ein dreigeschossiger Bereich geschaffen, der zum einen eine Auflockerung der Fassade bewirkt und zum anderen die dort angeordneten öffentlichere RÀume markiert.
Im Bereich dieser RĂ€ume werden auch die Balkone unterbrochen, um einen grĂ¶ĂŸtmöglichen Ausblick zu ermöglichen. Diese Ausgestaltung der Fassade spiegelt im Bereich des IC-Komplexes auch die FakultĂ€tstrennung im Hochhaus wider und kann somit als Gestaltungselement fĂŒr die weitere I-Reihe angesehen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die GebĂ€udestruktur der 1965 gegrĂŒndeten RuhruniversitĂ€t Bochum basiert auf einem einheitlichen Erscheinungsbild. Unter dem Aspekt der FunktionalitĂ€t, die durch typisierte und flexible Grundrisse und durch standardisierte, industrielle Fertigungs- und Montagetechniken geprĂ€gt sind, zeigen die Baukörper die typischen Merkmale, die in den 1960er und 1970er Jahren als modern und innovativ galten. Dazu zĂ€hlt auch die Verwendung des Baustoffes Beton. Der Gedanke der Gleichwertigkeit aller Disziplinen und die grĂ¶ĂŸtmögliche NĂ€he untereinander sind bis heute erhaltenswerte und von den Nutzern geschĂ€tzte Ziele.
Die Sanierung und Modernisierung der denkmalgeschĂŒtzten GebĂ€ude dieser Zeit werden auch zukĂŒnftig wichtige Aufgaben sein unter Bewahrung nicht nur der architektonischen, sondern auch der sozio-kulturellen Eigenschaften.
Das Projekt bietet vor diesem Hintergrund einen beispielhaften Beitrag. Unter Beibehaltung der typischen GebĂ€udesilhouette und der typischen gestalterischen Gliederung insbesondere der Fassaden, die durch die horizontalen BrĂŒstungselemente mit den durchlaufenden FensterbĂ€nder und durch die StĂŒtzenverkleidungen geprĂ€gt sind, wird das GebĂ€ude gestalterisch neu interpretiert. Innere Umstrukturierungen fĂŒhren dabei zu Unterbrechungen in den Fassaden ohne die Bandstruktur aufzulösen. Das Gesamterscheinungsbild wird durch die neue Fassadengestaltung nicht gestört, sondern vielmehr aufgewertet und in die Gegenwart ĂŒberfĂŒhrt.
Wenngleich der Gedanke, die Innenhöfe nach den OriginalentwĂŒrfen der Gartenarchitekten zu rekonstruieren, einerseits charmant ist, so stellt sich andererseits doch die Frage, ob dieser artifizielle Umgang mit dem Außenraum in diesem Nutzungszusammenhang heute noch haltbar ist. Hier wird ein gewisser konzeptioneller Widerspruch zu der mutigen, und doch sensiblem Neuinterpretation der GebĂ€udestruktur und der Fassaden gesehen.
In der Gesamtheit ist das Projekt zukunftsweisend und kann beispielhaft sein fĂŒr den Umgang, d.h. fĂŒr den möglichen Erhalt von GebĂ€uden, die in einer konzeptionell stark funktional, aber auch sozial geprĂ€gten Zeit entstanden sind.
Detailaufnahme Fassade

Detailaufnahme Fassade

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt

Grundriss EG

Grundriss EG