modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 06/2012

BDA Hamburg Architektur Preis 2012 - Publikums Architektur Preis 2012

Blick in den Innenhof

Blick in den Innenhof

Neubau Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf

DE-22337 Hamburg, Fuhlsbüttler Straße 756

Würdigung

tsj-architekten gmbh

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    4.896m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2009
    Fertigstellung: 01/2011

Projektbeschreibung

Der imposante Backsteinbau des Krematoriums von Fritz Schumacher wurde 1932 eingeweiht und musste 1997 still gelegt werden, da die Kremation nicht mehr den geltenden Verordnungen entsprach und das Gebäude verfiel wegen mangelnder Instandhaltung. Im Jahr 2008 erarbeitete die Friedhofsverwaltung ein Konzept für die Revitalisierung des Gebäudes, dass Teil eines modernen Bestattungsforums werden sollte. Den ausgeschriebenen Investorenwettbewerb gewann das Büro tsj-architekten an der Seite der BAM Deutschland AG.
tsj-architekten zeichnet für die Entwicklung des sehr komplexen Gesamtprojektes verantwortlich, dass neben der Sanierung des Bestandes den Umbau des gesamten Sockelgeschosses des Fritz-Schumacher-Baus und dessen Erweiterung um zwei Gebäudeflügel umfasst.

Symbiose zwischen Neu und Alt
Der schlichte, kubische Neubau erweitert denkmalgerecht das Fritz-Schumacher-Krematorium zu einem neuen zusammenhängenden Gebäudekomplex. Die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Dohse Architekten, die für die Sanierung der Schumacher-Halle, des Kolumbariums, der Wartebereiche und die Wiederherstellung des Backsteindaches innerhalb der denkmalgeschützten Bereiche verantwortlich zeichnen, ergab eine einfühlsame Symbiose, die sich im Neubau fortsetzt.

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Entsprechend den Vorgaben des Denkmalschutzes wurden zwei Gebäudeflügel hinter dem denkmalwürdigen Schumacher - Bau in gleicher Länge bis zur Fuhlsbüttler Straße angeordnet. Die Axialität des Gebäudekomplexes und die Symmetrie des Schumacher - Baus werden durch die Flügelbauten und die Gestaltung des Innenhofs, in Anlehnung an historische Pläne, betont.
Der Nordflügel gliedert sich zurückhaltend in das Ensemble der Anlage. Der Südflügel des Neubaus, in dem auf zwei Ebenen die öffentli¬chen Nutzungen des Bestattungsforums untergebracht sind, tritt sowohl durch seine Lage als auch durch seine Höhe und zurückhaltende, geradlinige Gestaltung hinter den expressiven Altbau, dessen Erscheinung auf der Friedhofseite dadurch unverändert bestehen bleibt. An der Südseite lenkt und leitet eine hohe, vorgezogene Wandscheibe den Besucher in das Foyer. Es ist eine klare Eingangsgeste, die nicht in Konkurrenz zum Schumacher - Bau tritt.
Die bestehende Eingangsterrasse wird einschließlich der südlichen Treppe vollständig erhalten und durch eine Rampe und Treppe zum Bestattungsforum ergänzt.

GRUNDPRINZIP
Der Neubau strebt ein Gleichgewicht zwischen Eigenständigkeit und angepasster Ergänzung an, wobei der denkmalwürdige Altbau aufgrund seiner architektonischen Haltung seine Dominanz beibehält. Dies wird durch die einfachen klar gestalteten und funktionalen Baukörper erreicht, die mit wenigen Gestaltungselementen die sehr unterschiedlichen Nutzungen zu einer Einheit zusammenführen.

BAUKÖRPER UND FASSADEN
Die beiden Flügel des Neubaus sind als massive kubische Baukörper konzipiert, die durch deutliche Fugenausbildung vom Schumacher - Bau getrennt werden.
Der Südflügel des Neubaus öffnet sich über das gesamte Gebäude zum Friedhofspark. Diese Öffnung erfährt einerseits durch tiefe Betonschotten eine rhythmische Gliederung und angemessene Transparenz, verhindert jedoch die direkte Einsicht von den angrenzenden Wegen. Somit wird die Außenbeziehung für die Besucher im Gebäude gewahrt, ohne die notwendige Ruhe und Intimität zu stören.
Die dienenden Räume, die in den massiv umschlossenen Gebäudeteilen liegen, werden über einheitliche schmale aber hohe Fensteröffnungen belichtet.
Durch die Verbindungsbauwerke der beiden Neubauten zum Schumacher - Bau werden jeweils begrünte Innenhöfe gebildet, zu denen die Büro- und Aufenthaltsbereiche der Mitarbeiter orientiert sind und an dem der Weg zwischen Feierhalle und Krematorium vorbeiführt.
Der Nordflügel ist aufgrund seiner Nutzung als geschlossener monolithischer Baukörper mit wenigen Fensterschlitzen ausgeführt.

Interne Erschließung
Die Nutzungen mit hohem Publikumsverkehr werden über ein zentrales, zweigeschossiges Foyer er¬schlossen. Über eine großzügige Freitreppe sowie einen Aufzug werden die beiden Ebenen mit-einander verbunden. Das Eingangsfoyer im Hauptgeschoss ist zweigeteilt in einen zentralen Verteilerraum für alle Nutzungen und einen langgestreckten Vorraum, der analog zur Variohalle dreigeteilt werden kann, sodass über getrennte Zugänge jeder einzelne Raum unmittelbar von der Eingangsterrasse zugänglich ist.
Die Trauerfeierräume innerhalb der Gastronomie werden vom Foyer über eine Gang erschlossen. Ebenso ist die Krypta im Sockelgeschoss des Schumacher - Baus vom Foyer über einen Gedenkraum erreichbar. Die Einäscherung der Verstorbenen kann von der kleinen Trauerfeierhalle aus verfolgt werden. Hier erfolgt auch die feierliche Übergabe der Urnen an die Angehörigen. Die Begleitung des Verstorbenen aus den Trauerfeierhallen zur Erdbestattung erfolgt im Hauptgeschoss über die Terrasse und Rampe zum Friedhof und im Sockelgeschoss über den Patio zum Friedhof.

Verstorbene
Der interne Transport der Verstorbenen im Gebäudekomplex erfolgt über ein klares U-förmig angeordnetes Flursystem im Sockelgeschoss, an dem alle Räume der Verstorbenenverwahrung als auch die Abschiedsräume und Trauerfeierhallen im Sockelgeschoss sowie die Aufzüge zu den Feierhallen im Hauptgeschoss liegen. Verstorbene, deren Einäscherung direkt nach der Trauerfeier geplant ist, werden sowohl aus der Variohalle über einen Aufzug als auch aus der kleinen Trauerfeierhalle über einen Verbindungsgang vom Südflügel zum Krematorium gebracht.
Gesamtansicht von Süden

Gesamtansicht von Süden

Ansicht Neubau von Süd-Westen

Ansicht Neubau von Süd-Westen

Detailansicht Fassade Neubau

Detailansicht Fassade Neubau

Detail Alt I Neu

Detail Alt I Neu

Übergang zwischen Alt und Neu

Übergang zwischen Alt und Neu

Lageplan

Lageplan

Grundriss Sockelgeschoss

Grundriss Sockelgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss