modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 01/2015

Holzbaupreis 2015 Bauen mit Holz in Schleswig-Holstein und Hamburg

Haus am Schüberg

DE-22949 Ammersbek

Sonderpreis Herausragende Gestaltung mit dem Werkstoff Holz

Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Hamburg-Ost

Bauherren

Konermann Siegmund Architekten

Architektur

Cornelius Back Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und Bauphysik

Tragwerksplanung

Holzbau Pagels GmbH

sonstige Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Messe-, Kongressgebäude, Sakralbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 10/2014

Projektbeschreibung

Das „Haus am Schüberg“ ist das Tagungs- und Bildungszentrum des Kirchenkreises Hamburg-Ost für die Metropolregion Hamburg und lädt ein zu Themen aus den Bereichen Kirche, Religion, Kunst, Gesellschaft und Umwelt. Es ist gastlicher Ort für Gruppen aus Kirche, Gesellschaft, Schule, Erwachsenenbildung und Wirtschaft.
Der neue Andachtsraum im Innenhof ist ein spiritueller Raum, ein Raum der Begegnung mit Gott, ein Ort zum Träumen, für Visionen, ein Ort der Verheißung. In diesem Raum kann man singen, lesen, hören und schweigen. Hier erlebt man Stille, Begegnung mit Gott und Menschen, Geborgensein, Klang und Andacht, Verheißung und Ruhe - die Gestaltung schafft einen offenen Rahmen für Visionen und Utopien.
Der Baukörper steht losgelöst vom Gebäudebestand frei im Innenhof zwischen Kapelle und dem nördlichen Innenhofausgang. Der Raum ist ausgelegt für Gruppen bis 15 Personen, die Nutzungen beschränken sich auf Zeitblöcke von ungefähr 30 Minuten.
Das Haus ist radikal reduziert auf die Grundform Satteldach, Spitzgiebel und Kubus. Es entspricht so dem Typus des "Urhauses" und verweist auf die Anfänge des Christentums in Privathäusern.
Die Rohbaukonstruktion besteht aus einem Holzrahmenbau. Die vorgefertigten insgesamt acht Wand- und Dachelemente wurden mit einem Autokran in den Innenhof gehoben und innerhalb eines Tages auf der vor Ort gegossenen Bodenplatte zusammengebaut.
Die äußeren Wand- und Dachbekleidungen bestehen aus vorbewitterter Lärche. Die traufseitigen Wand und die Dachflächen haben eine Stülp-, die Giebelseiten eine Nut- und Federschalung.
Der gesamte Innenraum ist verkleidet mit astarmer, 5% weiß pigmentierter Kiefer.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Andachtsraum für das Haus am Schüberg erscheint auf den ersten Blick mehr als ein skulpturales Objekt denn als ein Gebäude. Ungeachtet seines geringen Bauvolumens wirkt es überaus eigenständig, förmlich losgelöst in seiner Positionierung im Innenhof des Tagungs- und Bildungszentrums, auf dessen Struktur und Anlage es keinen Bezug zu nehmen scheint, es sogar keck überragt.

Die Details für den Rohbau wie den Innenausbau sind auf das Wesentliche reduziert und zeugen von umfassender Könnerschaft sämtlicher Beteiligter im Umgang mit dem Bau- und Werkstoff Holz. Deutlich wird dieses Wissen nicht allein um die technischen sondern insbesondere um die ästhetischen Potentiale von Holz in der differenzierten Verwendung verschiedener Produkte aus Holz, der Abstimmung von Gestaltung und Konstruktion aufeinander im Rahmen der Durchplanung und nicht zuletzt im Ergebnis der Umsetzung insgesamt.

Neben dem sensiblen Umgang mit Holzprodukten für den Innenausbau kommt diese Kompetenz bei der Ausgestaltung von Dach- und traufseitiger Fassadenbekleidung überdeutlich zum Ausdruck. Den Innenraum prägt die unmittelbare Wahrnehmung der Behaglichkeit des Baustoffs Holz, um so der Aufgabe des Raumes entsprechen zu können. Daneben hat ein typischer, fast standardisiert zu nennenden Aufbau der Rohbaukonstruktion konsequent eine Bekleidung aus einfacher Stülpschalung erhalten. Ohne zusätzliche konstruktive Maßnahmen gewährleistet diese Art der materialgerechten Ausführung insbesondere der Dachbekleidung die notwendige Regensicherheit. Auf diese Weise gehen Technik und Gestaltung eine „höheren Zielen“ gewidmete Verbindung ein.

Für die Jury ist der Andachtsraum ein außergewöhnlich gelungenes, ein herausragendes Beispiel regionaltypischer Architektur. Dies nicht nur bezogen auf das für die Ausführung gewählte Material als vielmehr im Bezug auf die schlicht-anspruchsvolle Architektur Nordeuropas, der überhaupt nicht an kurzfristiger Effekthascherei gelegen ist - und hier in allen architektonisch relevanten Belangen mustergültig in Holzbauweise realisiert ist.