BDA Preis Niedersachsen 2015

Der Beginenturm am Leineufer Hannovers ist das älteste erhaltene Gebäude der niedersächsichen Landeshauptstadt. 2007 übernahm das Historische Museum der Stadt die Verantwortung für den Verteidigungsturm, der in den vorangegangenen zwei Jahrzehnten als Gaststätte genutzt wurde. Nach sieben Jahren Forschungsarbeit und Investitionen von rd. 500.000,00 Euro für denkmalgerechte Umbau- und Sanierungsarbeiten ist das 1357 als Zeichen bürgerlichen Gemeinsinns geschaffene Bauwerk nunmehr wieder auf allen vier Ebenen für die Öffentlichkeit zugänglich. Unser Anspruch wurde bereits in dere Entwurfsphase deutlich definiert. Der Beginenturm sollte für die Besucher selbsterklärend, also einfach und klar erlebbar werden. Das Objekt selbst bildet dabei in all seinen Facetten das Exponat. So wurde ein Konzept entwickelt, das einerseits in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege die historischen Spuren wieder herausarbeitet, andererseits durch klare Trennung in Gestaltung und Materialität alle additiven, neuen Elemente ablesbar macht. Bei der Materialwahl für Treppen, Türen und Umwehrungen wurde bewusst eine zeitgemässe Sprache formuliert: Beton, Stahl, Gls und Holz. Im Sommer 2014 konnte der Turm zum Tag der Architektur mit ausserordentlich grosser Resonanz einem interessiertem Publikum vorgestellt werden.

BDA Preis Niedersachsen 2015 - Bericht der Jury
Die Herausarbeitung von historischen Spuren in einem verfallenen Turm, der das älteste Stadtdenkmal in Hannover darstellt, wird im Rahmen einer erhaltenden Sanierung überzeugend architektonisch bis in die feinen und zurückhaltenden Details umgesetzt. Genauso überzeugt die Herausarbeitung der unterschiedlichen Eingriffsschichten und deren Trennung in historische und gegenwärtige architektonische Eingriffe, ganz in der architektonischen Tradition stehend, die Carlo Scarpa vor Jahrzehnten in Venedig in der Querini Stampalia vorgedacht hat. Anders als bei Scarpa entsteht die Kostbarkeit des Gebäudes nicht über die Kostbarkeit der verwandten eleganten Materialien, sondern es ist die Kostbarkeit und die Abwesenheit jeglichen architektonischen Luxus, welche in der behutsamen architektonischen Durcharbeitung zu einer extrem reduzierten, beispielhaften zeitgenössischen Stellungnahme im Sanieren von historischer Bausubstanz geworden ist und - in der Inszenierung des Weges im Turm nach oben bis hin zum freien Blick über die Stadt - ein Lehrstück für eine gelungene historische Rekonstruktion und eine zukunftweisende Sanierung werden konnte.

Die Herausarbeitung von historischen Spuren in einem verfallenen Turm, der das älteste Stadtdenkmal in Hannover darstellt, wird im Rahmen einer erhaltenden Sanierung überzeugend architektonisch bis in die feinen und zurückhaltenden Details umgesetzt. Genauso überzeugt die Herausarbeitung der unterschiedlichen Eingriffsschichten und deren Trennung in historische und gegenwärtige architektonische Eingriffe, ganz in der architektonischen Tradition stehend, die Carlo Scarpa vor Jahrzehnten in Venedig in der Querini Stampalia vorgedacht hatte. Anders als bei Scarpa entsteht die Kostbarkeit des Gebäudes nicht über die Kostbarkeit der verwandten eleganten Materialien, sondern es ist die Kostbarkeit und die Abwesenheit jeglichen architektonischen Luxus, welche in der behutsamen architektonischen Durcharbeitung zu einer extrem reduzierten, beispielhaften zeitgenössischen Stellungnahme im Sanieren von historischer Bausubstanz geworden ist und – in der Inszenierung des Weges im Turm nach oben bis hin zum freien Blick über die Stadt –ein Lehrstück für eine gelungene historische Rekonstruktion und eine zukunftsweisende Sanierung werden konnte.