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Award / Auszeichnung | 10/2015

Constructive Alps 2015 - Internationaler Preis für nachhaltiges Sanieren und Bauen in den Alpen

Ansicht von Südost, Eingang Wohnbereich im Süden,
Terrassentüren im Osten

Ansicht von Südost, Eingang Wohnbereich im Süden, Terrassentüren im Osten

Wohnen und Arbeiten in der Torfremise

DE-83135 Schechen

Nominierung

ZRS Architekten Ingenieure

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Gewerbe-, Industriebauten, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    698m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 12/2013

Projektbeschreibung

Ausgangslage / Situation / Ort
Die Bauherren haben die historische Torfremise in Kolbermoor rückgebaut und somit den geplanten Abbruch und Verlust des Gebäudes verhindert. Am neuen Standort in Schechen bildet die ehemalige Torfremise mit dem Bahnhof und seinem ehemaligen Nebengebäude ein Ensemble und fügt sich harmonisch und selbstverständlich in das Umfeld des benachbarten Bahnhofes ein. Das Projekt nutzt eine Brachfläche im Dorfbereich, verdichtet somit die bestehende Siedlung und beugt der Zersiedlung der Landschaft vor. Das als „Mischgebiet“ ausgewiesene Areal ermöglicht die Verbindung von Wohnen und Arbeiten an einem Standort.

Aufgabe / Konzept
Die Aufgabenstellung sah die Wiedererrichtung des historischen Holzgebäudes und die Integration eines Wohnhauses sowie einer Korbflechterwerkstatt der Bauherren vor. Ziel war, die zu ergänzenden Bauteile aus den traditionellen Baustoffen Holz und Lehm in diffusionsoffener Bauweise zu errichten und so auf eine Lüftungsanlage zu verzichten. Das Niedrigstenergiehaus (EnEV-30%) sollte regenerativ betrieben werden.

Entwurf
Das Entwurfskonzept wurde gemeinsam mit den Bauherren entwickelt und das Projekt im Selbstbau umgesetzt. Die Remise wurde an der westlichen Längsseite des Grundstücks entlang der Ahornallee bzw. der Bahnhofstraße angeordnet und schafft so nach Osten ein gut belichtetes Grundstück.
Das neu zu integrierende Wohn- und Werkstatthaus ist von den tragenden Achsen der Remise versetzt und ermöglicht so den weitgehenden Erhalt und die Lesbarkeit der historischen Tragstruktur. Dies wird vorrangig über die freistehenden Stützen und Kopfbänder sichtbar. Auf der Süd- und Westseite ergibt sich so ein Zwischenraum, der die Dimensionen des historischen Gebäudes in Längs- und Querrichtung erlebbar macht. Dieser ist als Innenraum der Remise geprägt von Schattenspiel und Transparenz der äußeren auf Abstand gesetzten vertikalen Lattung. Nach Osten schiebt sich die weiß verputzte Außenwand vor die historische Konstruktion und wird mit ihren großen Öffnungen zum Garten hin klar ablesbar. An die im Norden liegende Werkstatt schließt sich ein Lagerbereich für Weiden und andere Flechtmaterialien an, der die historische Nutzungsform fortsetzt. Großzügige Verglasungen öffnen die Grundrisse in Richtung der historischen Toröffnungen der Remise. Die Grundrisse im Erdgeschoss orientieren sich zudem mit großen bodentiefen Öffnungen nach Osten und sind über eine Terrasse mit dem Garten verbunden. Das historische Tragwerk aus Stützen, Kopfbändern und Deckenbalken prägt den 4,20 m hohen Innenraum des Erdgeschosses. In unterschiedlichen Formen eingehängte Zwischenebenen ermöglichen zusätzliche Nutzungen.
Das Obergeschoss des Wohnbereichs lässt sich als Einliegerwohnung abtrennen und wird über eine breite Außentreppe im südlichen Umgang erschlossen. Dies ergibt zusätzliche Flexibilität in der Nutzbarkeit. Der zentrale Wohnbereich orientiert sich über eine große Verglasung nach Süden und wird zudem über eine Firstverglasung belichtet. Die eingestellten Volumina der Zimmer und des Bades orientieren sich an der Höhe der Mittelpfette und sind über Dachflächenfenster bzw. horizontale Verglasungen zur Firstverglasung belichtet. So ergibt sich eine Belichtung die den Tages- und Jahresverlauf widerspiegelt. Alle Bäder sind außenliegend und werden natürlich belüftet und belichtet.

Bauweise
Die Gebäudestruktur der Torfremise wurde originalgetreu wieder aufgebaut und beschädigte Bauteile unter Einsatz traditioneller Holzverbindungen ergänzt. Lediglich die Gründungssituation wurde durch die Anordnung einer Bodenplatte an die neuen Nutzungsanforderungen angepasst.
In die historische Struktur wurden der Wohnbereich und die Werkstatt als beheiztes Volumen eingefügt. Die raumabschließenden, hochgedämmten Bauteile wurden mit den CO2-neutralen Baustoffen Holz, Holzfaser-Dämmung und Lehm ausgeführt. Die diffusionsoffene Bauweise im Zusammenspiel mit den sorptionsfähigen Lehmputz-Oberflächen sorgen für eine natürliche Regulierung des Raumklimas. So kann trotz höchstem energetischen Standard und luftdichter Ausführung der Gebäudehülle auf eine Lüftungsanlage verzichtet werden. Die Wärmeerzeugung erfolgt regenerativ über eine zentrale Stückholzheizung und einen thermischen Solarkollektor.
Weiße Lehmedelputze und geseifte Tannenböden prägen den Innenraum. Das historische Tragwerk wurde geölt und setzt sich von dem ansonsten weißen Innenraum ab. Aufgrund des Schutzes der Außenwände über große Dachüberstände und den Versatz zur historischen Lattenfassade wurde der Einsatz von Lehmedelputz auch auf der Außenseite der Wände möglich. Der Neubau setzt sich somit weiß von der historischen Holzremise ab.

Bauherr und umfassende Selbstbaumaßnahmen
Stefanie und Emmanuel Heringer

Architekten, Nachhaltigkeits- und Energiekonzept:
Roswag Architekten mit Guntram Jankowski (LP 1– 5)

Tragwerksplanung, Fachplanung Lehmbau
Ziegert | Seiler Ingenieure
Ansicht von Südwest mit Nebengebäude

Ansicht von Südwest mit Nebengebäude

Ansicht von West mit Bahnhofsgebäude und
Nebengebäude im Hintergrund

Ansicht von West mit Bahnhofsgebäude und Nebengebäude im Hintergrund

Umgang, Lehmfeinputz auf den Außenwänden

Umgang, Lehmfeinputz auf den Außenwänden

Innenraum EG mit Zwischenebene

Innenraum EG mit Zwischenebene

Innenraum EG, weißer Lehmfeinputz an den Wänden

Innenraum EG, weißer Lehmfeinputz an den Wänden

Glasfläche Decke EG mit Blick ins OG

Glasfläche Decke EG mit Blick ins OG

Innenraum OG mit Glasfläche Decke EG

Innenraum OG mit Glasfläche Decke EG

Innenraum OG mit Oberlicht

Innenraum OG mit Oberlicht

Innenraum OG mit eingestelltem weißen Holz-Lehmkuben

Innenraum OG mit eingestelltem weißen Holz-Lehmkuben

Innenraum EG mit Zwischenebene

Innenraum EG mit Zwischenebene

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Zwischengeschoss

Grundriss Zwischengeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Schema Historie, Bautechnik und Gebäudetechnik

Schema Historie, Bautechnik und Gebäudetechnik

Torfremise – Demontage und Lagerung

Torfremise – Demontage und Lagerung

Integration neuer Holzrohbau 2012

Integration neuer Holzrohbau 2012

Raumabschluss, Außenwände einseitig beplankt

Raumabschluss, Außenwände einseitig beplankt

Innenausbau: Außenwände, Lehmgrundputz

Innenausbau: Außenwände, Lehmgrundputz