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Award / Auszeichnung | 07/2015

Bayerischer Architekturpreis 2015

NS-Dokumentationszentrum

DE-80333 München, Brienner Straße 34

Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

GEORG • SCHEEL • WETZEL ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Wenzel + Wenzel Freie Architekten PartmbB

Architektur

Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Lammel, Lerch & Partner

Tragwerksplanung

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

KMS Beratungs- und Planungsgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Bauphysik

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

R+R Fuchs Ingenieurbüro für Fassadentechnik GmbH

Fassadenplanung

Conceptlicht GmbH

Lichtplanung

Wangler & Abele

Design

ALBA BauProjektManagement GmbH

sonstige Fachplanung

CNW - Ingenieure GmbH

sonstige Fachplanung

Reisner & Frank GmbH, Ingenieure und Unternehmensberater

sonstige Fachplanung

Landeshauptstadt München

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    5.073m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

Zur Architektur des NS-Dokumentationszentrums München
Lern- und Erinnerungsort zur Geschichte des Nationalsozialismus auf dem Gelände der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP am Königsplatz in München.


Mit dem NS-Dokumentationszentrum auf dem Grundstück der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP wird fragmenthaft an die frühere städtebauliche Situation zwischen Königsplatz und Karolinenplatz angeknüpft, ohne jedoch die einst symmetrische Gewichtung von Baukörpern beiderseits der Brienner Straße wieder aufleben zu lassen. Im Gegenteil: die Wiederbebauung des Grundstücks des sogenannten „Braunen Hauses“ setzt einen asymmetrischen Akzent innerhalb der axialen Platzkonfiguration und erreicht auf diese Weise ihr Ziel, sich von der bestehenden Topographie abzulösen, die immer noch vom Stempel geprägt ist, den die Nationalsozialisten diesem Ort durch ihre Umbauten aufdrückten. Das NS-Dokumentationszentrum wird somit gleichsam zu einem neuen öffentlichen Standort für eine distanzierte Betrachtung des belasteten Umfeldes, der die auf eine axiale Perspektive angelegte Platzkomposition bewusst aus einem anderen Blickwinkel vorführt.

Mit unserem Entwurf versuchen wir, dieser Zielsetzung so weit wie möglich Nachdruck zu verleihen. Der komprimierte, ungerichtete Kubus besetzt zwar den Bauort und markiert somit den geschichtlich unheilvollen Ort der Täter; er wird jedoch durch seine Autonomie gleichzeitig als frei in den Umraum gesetztes Objekt erlebt. Typologische Elemente der historischen Villenbebauung, wie längs gerichtete Gebäudetypen mit Eingangsfronten zur Straße werden mit dem Neubau nicht wieder belebt. Er steht frei in einem vegetativ geprägten Umfeld, von dem er auch betreten wird. Über diesen Grünraum setzt sich das Dokumentationszentrum mit dem weiteren Kontext der Umgebung in Beziehung.

Der Baukörper ist als ein exakter Kubus mit den Abmessungen 22,50m x 22,50m x 22,50m ausgeführt. Innen wie außen ist der Bau geprägt durch das dominierende Material Weißbeton, einem mit Weißpigment und weißem Sand hergestellten Transportbeton, in dem das Gebäude vollständig über die tragenden Kerne, Fassaden, Deckenplatten und Fußböden konstruiert ist. Die roh belassene Konstruktion prägt das äußere Erscheinungsbild und wird gleichermaßen zum passe-partout für die inneren Nutzungen, insbesondere für die Ausstellungsarchitektur. Sämtliche technischen Ein- und Aufbauten wurden nicht sichtbar in das Gebäudevolumen integriert, sodass der Bau in seiner elementaren materiellen Erscheinungsform nicht gestört wird.

Großformatige, in den Kubus eingeschnittene Fassadenöffnungen werden durch vertikale Betonlamellen strukturiert, welche den Baukörper plastisch gliedern, ohne dessen klare Geometrie zu beeinträchtigen. Die Fenster ermöglichen jeweils über die Gebäudeecken fokussierte Ausblicke auf die umgebende Topographie. Gleichzeitig bilden sie die innere Struktur zweigeschossiger Lufträume nach außen hin ab.

Der Besucher betritt zunächst die im Westen vorgelagerte Terrasse vor dem Neubau, ebenfalls ausgebildet in der Materialität des Baukörpers, und hat von hier direkte Sichtbeziehung zu den unmittelbar benachbarten baulichen Fragmenten der NS-Zeit, den so genannten „Ehrentempeln“ und dem ehemaligen „Führerbau“, welcher heute die Musikhochschule beherbergt.
Das Erdgeschoss öffnet sich über eine 2-geschossige Fassadenöffnung zur beschriebenen Terrasse. Hier befindet sich der zentrale Eingang, an den sich im Inneren das Eingangsfoyer mit zentralem Informationstresen, Kasse und einem kleinen Buchladen anschließt.
Die vertikalen Erschließungselemente sind in einem zentralen Kern zusammengefasst, welcher asymmetrisch auf der quadratischen Grundrissfläche des Hauses angeordnet ist. Ein großer Personenaufzug ist als Haupterschließung für die Ausstellungsebenen in den Geschossen 1 – 4 vorgesehen. Der Ausstellungsrundgang ist von oben nach unten konzipiert: Der Aufzug befördert die Besucher in das 4. Obergeschoss, welches den Ausgangspunkt für den hier beginnenden Ausstellungsrundgang bildet. Mit einer allseitigen Fassadenöffnung wird dort die Einordnung in den städtebaulich-historischen Kontext erfahrbar gemacht.
An den zentralen Kern angelagert befindet sich eine breite und offen geführte Treppenanlage, welche alle öffentlich genutzten Geschosse miteinander verbindet. Diese ist integraler Bestandteil des Ausstellungsrundganges von oben nach unten. Alle vier Ausstellungsebenen sind darüber hinaus über jeweils 2-geschossig ausgebildete Lufträume im Sinne eines fließenden Raumes miteinander verknüpft. Diese befinden sich jeweils gegeneinander versetzt bzw. alternierend an den Gebäudeaußenecken und erlauben über große, in ihrer Dimension exakt auf die Lufträume abgestimmte Fensteröffnungen fokussierte Ausblicke zu den unterschiedlichen städtischen Räumen und Bauwerken des ehemals mit NSDAP-Institutionen kontaminierten Umfeldes. Damit wird bei der gegebenen räumlichen Begrenzung durch das Bauvolumen größtmögliche Offenheit und Übersichtlichkeit im Inneren hergestellt.
Im 1. Obergeschoss ist der Wechselausstellungsbereich geplant, der direkt über das Foyer erreicht oder im Zuge des Ausstellungsrundganges von oben nach unten besucht werden kann.
Oberhalb der Ausstellungsgeschosse sind im 5. Obergeschoss allgemeine Büro- und Sozialräume für die Direktion und Mitarbeiter vorgesehen. Diese werden über einen weiteren Aufzug und ein zentrales innen liegendes Treppenhaus erschlossen.
In zwei Untergeschossen sind Seminar- und Vertiefungsbereich mit Computerarbeitsplätzen, ein großer Vortragsraum für 200 Personen, Bibliothek sowie notwendige Nebenräume wie Depots und Lager untergebracht. Der 2-geschossig ausgebildete Vortragsraum ist aufgrund seiner Stützenfreiheit außerhalb des Gebäudekubus unterhalb der vorgelagerten Terrasse angeordnet. Ein über 2 Geschosse entwickeltes Foyer erschließt Saal, Vertiefungs- und Seminarbereich. An dieser zentralen Stelle befindet sich auch ein kleines Besuchercafé, welches die Möglichkeit zu Entspannung, Austausch und Reflexion nach der Ausstellung bietet.
Auf den beiden Untergeschossebenen sind darüber hinaus zentral Garderobe und öffentliche WC-Anlagen sowie weitere Nebenräume und die erforderlichen Technikzentralen vorgesehen.

LICHTPLANUNG
Durch den Einsatz von linearen streng orientierten Lichtbändern, die in Akustikpaneelen an der Decke integriert wurden, nimmt das Beleuchtungskonzept die Grundzüge der Architektur auf. Die lineare Anordnung der Stromschienen unterstreicht dies zudem. Um ein ruhiges Deckenbild zu erzielen, wurden Strahler nur in ausgewählten Bereichen und so reduziert wie möglich eingesetzt. Die Ausstellungsmedien in der Dauerausstellung werden überwiegend durch flächige LED Hinterleuchtungen homogen illuminiert. Hierbei wurde eine neutralweiße Lichtfarbe gewählt, um mit dem dominierenden Material Weißbeton eine Einheit zu bilden. Auch für die Grundbeleuchtung wurde Neutralweiß als Lichtfarbe definiert. Lediglich die Lernbereiche und der Saal im Untergeschoss erhalten eine warme Lichtfarbe, abgestimmt auf die verwendeten Holzoberflächen.

Die Beleuchtung im Vertiefungsbereich UG1 stellt eine Kombination aus direktem und
indirektem Licht dar. Während die Leseplätze, der Infotresen und die Arbeitsbereiche durch Leuchten mit streng definierten Strahlungswinkeln beleuchtet werden, werden die
Bücherregale als Eingrenzung des Raumes durch Wandfluter gleichmäßig illuminiert. Die
Strahlungsgeometrie der Leseleuchte wurde so ausgelegt, dass nur die Tischfläche zwischen den geneigten Displays beleuchtet wird. Somit werden die Displays nicht beaufschlagt und der Kontrast nicht beeinträchtigt. Außerdem wird eine Blendung der im UG2 befindlichen Saalbesucher ebenfalls ausgeschlossen. Grundsätzlich wurde bei allen Leuchten auf eine gute Ausblendung geachtet.

Im Veranstaltungssaal, wie auch in den Seminarräumen sind verschiedene Beleuchtungsszenarien konzipiert. In beiden Bereichen werden Leuchten mit Halogenglühlampe, sowie Leuchten mit Halogen-Metalldampflampen eingesetzt. Als diffuse Komponente dient im Saal die Deckenaufhellung, in den Seminarräumen opale Lichtbänder in Kombination mit einer Wandaufhellung. Somit können verschiedene Nutzungsszenarien realisiert werden.

Um der Architektur und der Ausstellung in ihrer Eigenwirkung ausreichend Raum zu geben, nimmt sich auch die Beleuchtung der Ausstellungsgeschosse grundsätzlich stark zurück.

Durch den Einsatz von Ausblendlamellen bei der Grund- und Treppenbeleuchtung wird die
Eigenleuchtdichte der Leuchten reduziert. Auch die Wahl der Strahler ist stark geprägt von
den Ausblendeigenschaften. Durch Blendrahmen und Konturenschieber gelingt es eine
Spiegelung in den Glasflächen der Tischelemente weitgehend zu vermeiden. Somit tritt die
Ausstellung in den Vordergrund - nicht die Leuchten.

Alle Objektleuchten wurden ohne Planungsunterstützung der Industrie von Conceptlicht
entwickelt.
Grundriss und Schnitt

Grundriss und Schnitt

Lageplan

Lageplan

Ausstellungsbereich

Ausstellungsbereich

Bibliothek

Bibliothek

Bibliothek, Vertiefungsbereich

Bibliothek, Vertiefungsbereich

Haupttreppe

Haupttreppe

Saal

Saal