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Verhandlungsverfahren | 12/2006

Landesmuseum Joanneum Museumsquadrant

Zuschlag

Nieto Sobejano Arquitectos

Architektur

Erläuterungstext

1. Preis 2006
Wettbewerb Landesmuseum Joanneum Museumsquadrant

in Arbeitsgemeinschaft mit EEP Architekten, Graz


Die Erweiterung eines historischen Gebäudes impliziert eine Reflexion über seine Transformation in Raum und Zeit. Das Ensemble des Joanneums in seinem aktuellen Zustand ist das Resultat dreier verschiedener Gebäude aus verschiedenen Epochen und mit unterschiedlichen Nutzungen. Wie reagiert man mit einer zeitgenössischen Erweiterung, welche jedem einzelnen seinen Stellenwert einräumt, gleichzeitig aber deren Zugänge und neue räumliche Notwendigkeiten einheitlich löst?

Unser Vorschlag begnügt sich mit einem einzigen klaren und direkten Eingriff, der in der urbanen Umgebung praktisch verschwindet und damit das Ensemble gleichzeitig in das Stadtbild zurückholt. Wird das historische Zentrum von Graz besonders wegen seiner Dachlandschaft geschätzt, so entwickelt sich dieses Projekt im Gegensatz dazu direkt unter dem Boden: wir beschränken uns auf das Errichten einer neuen mineralischen Pflasterung, eines Teppichs, der sich über den ganzen Zwischenraum erstreckt, und in seinem Inneren die neuen Räume mit den gewünschten Funktionen verbirgt. Diese Entscheidung hebt sowohl die Wertschätzung der historischen Gebäude hervor als auch die neue Architektur der Erweiterung. Im Kulturhistorischen Museum, dem Naturkundemuseum und der Landesbibliothek wird eine Intervention durchgeführt, die respektvoll mit deren architektonischen Eigenschaften umgeht und die Innenräume nur minimal modifiziert, ohne das äußere Bild und Volumen zu verändern.

Die neue Pflasterung wird von diversen runden Löchern perforiert, Kegelstümpfe, die Licht in die darunter liegenden Räume bringen. Ein großer, zentral gelegener Hof mit 13m Durchmesser bildet den Haupteingang des Ensembles. Das Hauptfoyer ist zugleich das Bindeglied der neuen Räume – Laden, Veranstaltungssaal, Lehrsaal, Ausstellungsfläche, Freihandbibliothek und Cafeteria – sowie gleichzeitig neuer Erschließungsbereich für die Museen.

Der Anlieferungszugang befindet sich an der Nordseite des existierenden Gebäudes, an der Neutorgasse, und ermöglicht eine stufenlose Anbindung an alle Speicher, Archiv und Ausstellungsflächen. Drei neue Aufzugskerne ermöglichen die gemeinsame Erschließung des gesamten Gebäudekomplexes.

Der neue “Mineralteppich“ zwischen den drei Gebäuden wird aus Platten bestehen, deren Relief in Zusammenarbeit mit einem zeitgenössischen Künstler/in speziell für diesen Anlass geschaffen wird. Auf diese Art wird der neue Platz, der den Zugang zu den Museen zentralisiert, zu einer ungewöhnlichen Intervention im öffentlichen Raum: eine Verschmelzung von plastischer Kunst und Architektur.

Die neue Erweiterung des Joanneums wird kaum auffallen, wie ein Straßenpflaster, das mit den Spuren der herabgefallenen Herbstblätter verschmilzt. Es ist jedoch gleichzeitig Ausdruck einer starken und direkten Architektur, die sich auf einen beunruhigend perforierten Horizont reduziert: Als unerwartete Metapher – vielleicht – für die schwierige Beziehung, die die Architektur mit der Stadt und ihrer Geschichte eingeht.

Mit diesem Vorschlag fördert eine öffentliche und kulturelle Institution wie das Joanneum die Kommunikation zwischen Kunst, Stadt und Gesellschaft ganz im Sinne Ihres Gründerstifters.