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Award / Auszeichnung | 09/2015

wienwood 15 – Holzbaupreis in Wien

Dachaufbau Flachgasse

AT-1150 Wien, Flachgasse 35-37

Preis

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

JR Consult ZT-GmbH

Tragwerksplanung

Synergy Klimaengineering und Consulting GmbH

TGA-Fachplanung

IBO – Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie

Bauphysik

Kulmer Holz-Leimbau GmbH

Bauunternehmen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2006
    Fertigstellung: 01/2007

Projektbeschreibung

Die ehemalige Metallwarenfabrik Grünwald, 1907 errichtet und 1981 von Matthäus Jiszda für einen Designmöbel-Großhandel sanft umgebaut, ist bereits Friedrich Achleitner aufgefallen, der sie in seinem Führer „Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert“ aufnahm. Die großräumige Struktur mit tragender Mittelmauer sprach auch Helmut Dietrich und Much Untertrifaller bei ihrer Suche nach einem Ort für das Wiener Zweigbüro an. Die vorhandenen Nutzungsreserven wurden mit einem zweigeschossigen Aufbau für Wohnzwecke realisiert. Im Souterrain erhielt das Architekturzentrum Wien eine Außenstelle.

Das neu eingerichtete Architekturbüro von Dietrich I Untertrifaller gleicht in der Stringenz der Organisation dem „Stammsitz“ in Bregenz, doch wie dort schaffen Elemente des historischen Bestandes eine spezifische Raumstimmung, die vom Dialog mit den sparsam eingesetzten zeitgenössischen Elementen profitiert.

Bei den von der Fassade zurückgesetzten Wohnungen über dem ehemaligen Flachdach galt es zu berücksichtigen, dass im Binnenbereich – außer über der Mittelmauer und über der Luftschachtmauer – keine Möglichkeiten einer vertikalen Lastabtragung bestanden. Über ein System von Trägern, Scheiben und Platten aus Brettsperrholz, die, teils im räumlichen Zusammenhang statisch wirksam, die Lasten abführen, wurden zugleich architektonisch erstaunliche Effekte möglich.

Auf den beiden stirnseitigen Feuermauern sowie in der Mitte zwischen ihnen, orthogonal zur Mittel- und auf der Luftschachtmauer, stehen drei kräftige Brettsperrholzscheiben. Auf ihnen lasten die beiden obersten Längsträger, an denen das Dach über dem oberen Wohngeschoss hängt.
Dies erlaubt in beiden Wohnräumen, die Westseite als stützenfreie, raumhohe Glaswand mit Schiebetüren auszubilden. An der Ostseite verbirgt sich unter dem durchgehenden Oberlichtband ein weiterer Längsträger, der zusammen mit den Brettsperrholzplatten der unteren Decke und den Wandscheiben der Zimmer- und Nebenraumwände im unteren Wohngeschoss einen Teil der Lasten aufnimmt, während der andere Teil, auf kräftigen Stahlprofilen über der Mittelmauer balancierend, in diese abgeleitet wird.

Das komplexe Tragwerk geht nach Abschluss des Ausbaus vollkommen im funktionellen Grundriss auf, großzügige Fensterwände lassen den geistigen und konstruktiven Aufwand vergessen. Die oberste Dachterrasse zwischen den Längsträgern bietet darüber hinaus einen Blick nach Süden auf die imperiale Achse von Schloss Schönbrunn und der Gloriette.

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf dem alten Industriebau steht ein mit dunklem Stahlblech verkleideter Dachaufbau aus Holz. Spätgründerzeitliche Loft-Häuser mit ursprünglich gewerblicher Nutzung gibt es viele in Wien, meist lassen sie, wie hier, nur geringe Auflasten zu. Die zweigeschossige Aufstockung zeigt nun die besondere Kapazität modernen Holzbaus: Mit großformatigen, vorgefertigten Scheiben und Platten aus Brettsperrholz, die räumlich und statisch zusammenwirken, gelang es, die Zusatzlasten zu minimieren, präzise in den Bestand abzuleiten und das Ganze extrem zeitsparend als Montagebau umzusetzen. Hinter dieser Lösung steckt viel einschlägiges Know-how, und sie beeindruckt nicht nur technisch, sondern auch gestalterisch im allgemeingültigen, strukturellen Ausdruck – als urbane Musterlösung solcher Aufgaben.