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Einladungswettbewerb | 10/2015

Neubau des Rathauses

2. Preis

Preisgeld: 2.500 EUR

Christian Kirchberger

Architektur

toponauten GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser überraschen mit dem Vorschlag, ein im Grundriss quadratisches, zweigeschossiges Gebäude, das im Südwesten des Grundstücks situiert wird, mit einer prägnanten, mit vertikalen Lamellen ausgestatteten Fassade und einem Flachdach auszustatten. Diese architektonische Haltung – nämlich einen Kubus vorzuschlagen, der ohne die klassische Dreigliederung Sockel - Wand – Dach gestaltet ist – wird als klare Unterordnung gegenüber der Dominanz der Kirche positiv gewertet, führt aber auch zu der kritischen Frage, ob sich ein solcher Baukörper in einem Umfeld, das ausschließlich von geneigten Dächern geprägt wird, angemessen einfügen kann.

Akzeptiert man nun diese grundlegende Entscheidung für einen zweigeschossigen Flachdach- Kubus, erkennt man, wie „lässig“ dieser im Umfeld platziert ist, wie selbstverständlich sich die Freianlagen um ihn herum gruppieren und wie großzügig der Blick zur Kirche freigehalten wird. Der im nördlichen Teilbereich des Grundstücks gelegene Rathausplatz ist mit zwei Baumgruppen überstanden, die den Platz angemessen gliedern und so ein unprätentiöses Vorfeld für die dort situierten Nutzungen – Parken, Zugang zum Rathaus und Aufenthalt – entstehen lassen. Allerdings wird nicht ganz klar, wie die angebotenen Stellplätze erschlossen werden: die zum Rangieren nötigen Fahrbahnbreiten sind nicht nachgewiesen. Auch fehlt die Aussage, welche Flächen befahrbar sind und welche dem Fußgänger vorbehalten werden. Die zu eng dimensionierte Situation könnte durch ein geringfügiges Verschieben des Baukörpers nach Südwesten verbessert werden.

Die Höhengestaltung der Freiflächen ist aus dem Bestand abgeleitet und hilft zur Zonierung der Platzfläche. Das Preisgericht geht davon aus, dass der Hauptzugang zum Friedhof dem Bestand und der Darstellung im Lageplan entsprechend beibehalten werden soll.

Die Grundrisslösung stellt sich in den beiden Geschossen angemessen und kompakt dar, die Aufweitungen der Flure zu Wartebereichen liegen geschickt im System integriert. Die Lage der Räume zueinander ist funktional richtig gewählt. Eine Verbindung von Trauzimmer und Besprechung wird wie gewünscht angeboten, die gewählte Orientierung von Bürgermeisterzimmer und Trauzimmer zum Platz hin entspricht der Bedeutung der Räume.

Die Entfluchtung des Obergeschosses über eine einläufige Treppe ist richtig gewählt, auch wenn der Lauf angesichts der zu überwindenden Geschosshöhe zu kurz bemessen ist.

Leider können der Vertiefung von Fassade und Schnitt im Maßstab 1/50 nicht die nötigen Informationen entnommen werden. Die Grundhaltung der Fassade verspricht eine angemessene Materialität und Gliederung, die dann nachhaltig zum Tragen kommt, wenn sie im Detail sehr sorgfältig umgesetzt wird.

Die vorgeschlagene Wasser – Wasser – Wärmepumpe ist im Wasserschutzgebiet nicht zulässig. Denkbar wäre stattdessen eine Luft – Wasser – Wärmepumpe. Das im Text angedeutete Lüftungskonzept ist in den Grundrissen und Schnitten nicht ablesbar. Die sturzlose Ausbildung der Fensteröffnungen führt zu einer guten Belichtung der Nutzräume, die Holzlamellen alleine sind aber als Sonnenschutz nicht ausreichend.

Die Arbeit hat sehr wirtschaftliche Werte sowie ein gutes A/V Verhältnis. Das Raumprogramm wird erfüllt. Die Lage der Tragwände und die Spannweite der Decken lassen eine einfache Umsetzbarkeit erwarten.

Leider lässt die spröde Darstellung wichtige Fragen ungeklärt. Eine tiefere Ausarbeitung hätte der Vermittlung der guten Ideen sehr geholfen.