Award / Auszeichnung | 10/2015
ZV Bauherrenpreis 2015
©Bruno Klomfar
Hofperspektive Richtung Osten
Wohnanlage Wohnzimmer Sonnwendviertel
AT-1100 Wien, Sonnwendgasse 21
Preis
Architektur
Riepl Kaufmann Bammer Architektur
Architektur
Architektur
rajek barosch landschaftsarchitektur
Landschaftsarchitektur
Bauherren
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Wohnungsbau
-
Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
Realisiert
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Termine:
Fertigstellung: 01/2014
Projektbeschreibung
50 geförderte Mietwohnungen mit Superförderung,
48 geförderte Eigentumswohnungen, 18 geförderte Heimplätze
BAUTRÄGERWETTBEWERB: 10/2009
BEZUGSTERMIN: 09/2014
STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Die Idee des bestehenden Masterplan wird „extrapoliert“, die Spannung bzw. Differenz zwischen Rand (Rahmung) und Innen herausgearbeitet. Umspannt wird eine nach Süden hin offene Landschaft, in der drei verschieden ausgerichtete Häuser wie Möbel abgestellt sind. Das offene Baugefüge definiert eine städtebauliche Abfolge von Räumen mit einem zentralen Bereich, an dem sich das Angebot an öffentlichen und siedlungsorientierten Einrichtungen verdichtet (Theater, Markt, Bibliothek, Schwimmbad). Markante Öffnungen in unterschiedlicher Ausbildung, Größe und Höhenlage gliedern den Rahmen, bieten Ein-, Durch- und Ausblicke und ermöglichen eine mehrfache Durchwegung des Grundstücks.
GENERIEREN VON PROZESSEN – INDIVIDUALITÄT UND GEMEINSCHAFT
Der Wohnbau, die Wohnung selbst, wurde immer wieder als ideale Form gesehen, auf die vorherrschende Gesellschaftsmodelle zu projizieren seien. Wir sehen hingegen die zukünftige Aufgabe der Architektur im Wohnbau darin, durch starke Konzepte soziale Prozesse zu ermöglichen, die der Individualität des Einzelnen und dem sozialen Mehrwert der Gruppe gleichermaßen Rechnung tragen. In dem Maße, in dem Architektur als Ferment für komplexe soziale Prozesse zu sehen ist, in dem Maße müssen Bauträger und Architekten ihre erweiterte Rolle als Wohnumfeldgestalter und Bereitsteller von Infrastruktur- und Dienstleistungen wahrnehmen.
VON ISOLIERTER PRIVATHEIT ZU INTEGRATIVER INTIMITÄT
Gute Wohnungen zu entwickeln, ist nicht mehr ausreichend: ein lebendiges Quartiere muss ein Wohnumfeld bieten, das nicht mehr als Erschließung der privaten Wohnzelle gedacht wird, sondern eine einladende Raumfolge mit gleitenden Übergängen und einem qualifizierten Dazwischen bietet.
DAS QUARTIER ALS GEMEINSAME WOHNUNG
Eine gute „Wohnung“ sichert Rückzug und Geborgenheit ebenso wie das selbstbestimmte Erleben von Gemeinschaft. Der Wechsel zwischen beiden Zuständen ist spielerisch - innere Grenzen sind ebenso wirksam wie leicht überwindbar, Distanz und Nähe sind graduell justierbar. Alles ist vertraut. Die Einrichtung entspricht unseren vielfältigen Bedürfnissen. Sie sorgt für Wohnlichkeit, setzt sich unverwechselbar im Gedächtnis fest - zu Hause sein. Die hemmende Polarität von privater Wohnung und Nachbarschaft wird produktiv aufgelöst, ein betont durchlässiges Gefüge entwickelt: der gesamte Bauplatz kann als eine einzige gemeinsame Wohnung interpretiert werden - das Wohn_Zimmer. Es verbindet Großzügigkeit mit Intimität, Leistbarkeit mit Extravaganz.
DRAUSSEN IM WOHN_ZIMMER
Das Wohn_Zimmer erweitert atmosphärisch, räumlich und programmatisch die einzelnen Wohnungen. Sein Angebot lädt zum Hinauswohnen aus den eigenen vier Wänden ein. Tätigkeiten, die unterschiedlichen Raum in Anspruch nehmen - lesen, Film schauen, Körper pflegen, festlich kochen, grillen, braten usw. finden im Wohn_Zimmer neue Orte. Ihre Atmosphäre vermittelt „Familiarität“ im wortwörtlichen Sinne von Vertrautheit. Das Wohn_Zimmer nistet sich an unterschiedlichen, der Gemeinschaft zugänglichen Stellen ein. Es spielt die Wohnungen frei und integriert dort auch andere Formen des Gebrauchs: gewohnt wird in Räumen und nicht mehr in funktional determinierten Zimmern. Jede Wohnung kann so groß werden, wie man sie gerade haben möchte: ob der Luxus eines 1.000m2 großen Bads mit Wellnesscenter oder die Annehmlichkeiten des Lesens in einer ruhigen Bibliothek, ob der XL-Screen des Kinos für den Filmabend mit Gästen oder die über drei Geschoße reichende „Spielhöhle“ für die Kleinen – das neue Wohn_Zimmer integriert all jene Wünsche und Ansprüche, die sich in den eigenen vier Wänden sehr schwer oder gar nicht entfalten können. Großzügiges, ja sogar luxuriöses Wohnen wird möglich, ohne die schlanke Ökonomie der privaten Einheiten aufzugeben. Im Gegenteil: die private Wohnung wird Teil eines Gefüges, von dem sie sich jederzeit abkoppeln, in das hinein sie sich aber ebenso erweitern kann. Hier darf sich jeder die Gelegenheit leisten, über seine vier Wände großzügigst hinauszuwohnen.
DER LÄUFER
Der Läufer fungiert als zentrales Verbindungselement, das die verteilten „Stationen“ des Wohnzimmers im Innen- und Außenbereich verknüpft. Er ist als visuell und haptisch wahrnehmbares Leitsystem ausgebildet: kreisförmige Intarsien unterschiedlicher Größe und Materialität im Bodenbelag führen durch die Gebäude und den Freiraum und verlängern sich mit einladender Geste in den Straßenraum. Je nach Situation, Atmosphäre und Nutzung ist das durchgehende Kreisraster in unterschiedlichen Körnungen, Dichten und Materialien ausgelegt (z.B. Lichtpunkte, Farbpunkte, Betonpunkte).
Beurteilung durch das Preisgericht
©Gerhard Hagen
Hofperspektive Richtung Süd-West
©Bruno Klomfar
Hofperspektive Richtung Nord-Ost
©Bruno Klomfar
Hofperspektive Richtung Osten
©Bruno Klomfar
Hoffassade Bauteil A
©Bruno Klomfar
Ansicht vom Helmut-Zilk-Park (Bauteil B)
©Bruno Klomfar
Ansicht von der Antonie-Alt-Gasse (Bauteil B)
©Bruno Klomfar
Ansicht Sonnwendgasse (Bauteil A)
©Bruno Klomfar
Verbindung zum Helmut-Zilk-Park
©Gerhard Hagen
Hallenbad (Bauteil C)
©Bruno Klomfar
Entrée Bauteil A
©Bruno Klomfar
Entrée Bauteil A