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Award / Auszeichnung | 10/2015

ZV Bauherrenpreis 2015

Schaufelschluchtbrücke

AT-6850 Dornbirn, Ebniterstraße

Preis

Marte.Marte Architekten

Architektur

M+G Ingenieure

Tragwerksplanung

Stadt Dornbirn

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Verkehr

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Der Weg in das Bergdorf Ebnit führt direkt aus dem Stadtgefüge von Dornbirn in eine steile, von Felstunneln, Galerien und verschiedensten Brückenbauten geprägten Bergstraße. Die Schaufelschluchtbrücke ist eine von drei größeren Brücken. Der Typologie der Schanerlochbrücke folgend, ist auch die Schaufeschluchtbrücke ein Brückentragwerk in Bogenform.

Das Tragwerk der Brücke reagiert auf die Besonderheiten der extremen Berglandschaft. Massiv auf dem bestehenden Felsrücken aufgesetzt, entwickelt sich eine halbe Bogenbrücke in Richtung der Felswand. Die Möglichkeiten des Stahlbetons nutzend, wurde der auskragende Halbbogen auf ein statisches Minimum reduziert und zusätzlich einer Verwindung unterzogen. Diese reagiert auf den in einer Krümmung wegziehenden Straßenverlauf und wird so zur betonierten Skulptur. Formvollendete Ingenieur- und Gestalterleistung präzise eingespannt in das umliegende Naturspektakel.

Stützweite:16,50m
Gesamtbreite:5,00m bis 6,50m
Lichte Fahrbahnbreite:mind. 4,20m
Stahlbetonbogen:Mindeststärke 50cm
Gründung: unmittelbar auf dem anstehenden, gut tragfähigen Fels
Baukosten:ca. 450.000€
Planungsbeginn:2011
Baubeginn: 2012
Fertigstellung: 2012

Beurteilung durch das Preisgericht

Dornbirn ist das Handels- und Industriezentrum im „Ländle“. Drei Viertel der Gemeindefläche sind aber waldreiche Berge, vom Tal auf Mittelgebirgshöhe ansteigend, mit aktiven Weiden und Alpen, durch - schnitten von pittoresken Schluchten – heute ein großartiges, wertvolles Naherholungsgebiet, früher mit den herabstürzenden Bächen die Energiequelle der die Region prägenden Textilindustrie. Seit den 1920er Jahren führt vom Ortsteil Gütle eine zehn Kilometer lange Straße hinauf zum Bergdorf Ebnit – traditionell auch ein lokaler Ausflugs- und Luftkurort. Die Route führt durch zerklüftete Felswände, schmale Tunnels, wechselt über Brücken mehrmals die Talseite. Seit 1991 nützt auch der Dornbiner Stadt-Bus im Stundentakt die Trasse. Zur Pflege dieses kommunalen Landwirtschafts- und Erholungsraumes gehört auch die Erhaltung der exponierten Strecke durch Rappenloch, Alploch und Schaufelschlucht. Diese Verbindung ist sehr gefährdet, auch durch die immer rasanteren Starkregen der letzten Jahre. Immer wieder fielen und fallen Felsen auf die Straße, beschädigten die alten Brücken, die nach fast 100 Jahren am Ende ihrer Lebensdauer sind. 2005 hatten Marte.Marte weiter oben schon die Schanerlochbrücke neu gestaltet. In der Schaufelschlucht ersetzten sie nun eine alte Rundbogen-Brücke unter noch schwierigeren Bedingungen. Der dramatischen Präsenz der Natur – ihrer „schaurigen Schönheit“ – begegnet ein präzise ausgeformtes Tragwerk aus hellem Sichtbeton. Vom bergseitigen Auflager auf einer Felsnase spannt sich ein flacher, nach zwei Seiten gekrümmter, abfallender Bogen zum talseitig in der Felswand liegenden Tunnelportal. Als heller Monolith und solide Skulptur antwortet die Brücke der Hohlform des roh aus dem Berg herausgehauenen Tunnels. Kompakteste – letztlich doch ephemere – Technik spannt sich zwischen die Steilwände und über die rastlose Dynamik des Wassers, das über Äonen diese Schlucht in die Steinmasse schnitt. Zwei weitere Brücken sind in Planung. So baut die Stadt hier eine „Familie“ kleiner technischer Architekturwerke, die der exzeptionellen Landschaft mit bestmöglichem Niveau begegnen: menschlicher Eingriff als hochkonzentriertes Reagieren auf natur - räumliche Fakten. Vorbildlich, wie da eine Gemeinde auch in ihrer Infrastruktur auf gestalterische Qualität und integrative Planung Wert legt.