modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 10/2015

Verzinkerpreis 2015 für Architektur und Metallgestaltung

Energiebunker von Westen - solare Hülle und Einblick in die Technikzentrale

Energiebunker von Westen - solare Hülle und Einblick in die Technikzentrale

Energiebunker IBA Hamburg

DE-21107 Hamburg, Neuhöfer Straße 7

1. Preis Architektur

Preisgeld: 5.000 EUR

IBA Hamburg GmbH

Bauherren

Hamburg Energie

Bauherren, Energieplanung

HHS Planer + Architekten AG

Architektur

Prof. Bartram und Partner

Tragwerksplanung

IHS Intelligent House Solutions Gmbh & Co. KG

TGA-Fachplanung

EGL Entwicklung und Gestaltung von Landschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Averdung Ingenieure & Berater GmbH

Energieplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Technische Infrastruktur

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 04/2013

Projektbeschreibung

Auszug aus der Jurybegründung des DNP2015:
[Der Energiebunker zeigt eindrucksvoll, wie Infrastruktur einen städtebaulichen Mehrwert und Identifikation schaffen kann. Damit leistet das Bauwerk einen herausragenden Beitrag zur nachhaltigen Quartiersentwicklung.
Die Jury lobt die Umprägung eines Mahnmals zu einer Großskulptur im Park, die intelligente Nutzung regenerativer Energien sowie die innovative Veranschaulichung der Energiewende und würdigt das Projekt "Energiebunker" mit einer Nominierung für den DGNB Preis "Nachhaltiges Bauen".]

Vom Kriegsmahnmal zum grünen Kraftwerk. Der Energiebunker in Hamburg-Wilhelmsburg ist ein in der Welt einzigartiges Projekt von HAMBURG ENERGIE und Internationaler Bauausstellung IBA Hamburg. Seit genau einem Jahr liefert der Energiebunker nun Wärmeenergie für die Wohnhäuser der Nachbarschaft. Vor einem halben Jahr wurde er für Besucher geöffnet und hat sich zu einer großen Attraktion entwickelt. Nun ist die Entwicklung dieses außergewöhnlichen Gemeinschaftsprojekts abgeschlossen und wird mit einem Festakt und der Enthüllung von zwei Plaketten gewürdigt.

Hamburg, 14. Oktober 2013 – „Heute würdigen wir ein Projekt, das wie kein anderes zum Symbol der Philosophie der IBA Hamburg geworden ist, erklärte IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg. „Nach mehr als 60 Jahren Leerstand und einer siebenjährigen Projektentwicklungs- und Bauphase ist aus einem Monument des Krieges ein Signal des Aufbruches in eine klimafreundliche Zukunft geworden. Es produziert nicht nur saubere Energie zur Versorgung des Viertels, sondern zeigt auf, wie lokale Ressourcen für die Produktion und Speicherung von Wärme genutzt werden können. Außerdem lädt der Energiebunker mit seiner Aussichtsplattform, Dauerausstellung und Café zum Besuch ein. Fast 100.000 Besucher haben den Energiebunker bisher besichtigt.“

Dr. Michael Beckereit, Geschäftsführer von HAMBURG ENERGIE, sagte: „Seit Oktober 2012 liefert der Energiebunker Wärmeenergie und seit März 2013 auch Strom. Schrittweise werden Leistung und Netz ausgebaut. In der Endausbaustufe werden wir 3.000 Haushalte mit Wärme aus dem Bunker versorgen und über 2,5 Mio. kWh Strom produzieren.“

Kern des Projekts ist ein zwei Millionen Liter fassender Wasserspeicher als Großwärmepuffer im Inneren des Bunkers, der als Zentrale eines Nahwärmenetzes für das Reiherstiegviertel dient. Der Speicher wird durch die Wärme eines Biomasse-Blockheizkraftwerks und einer Holzfeuerungsanlage sowie einer solarthermischen Anlage auf dem Dach gespeist. Hinzu kommt die Abwärme eines nahegelegenen Industriebetriebs. Mit der intelligenten Verknüpfung dieser Energiequellen versorgt der Energiebunker das angrenzende Weltquartier und künftig einen Großteil des Reiherstiegviertels mit Wärme. Gleichzeitig speist er „grünen“ Strom aus dem Blockheizkraftwerk und der auf der Südfassade installierten Photovoltaikanlage ins öffentliche Netz ein.

Zur Geschichte des Energiebunkers:
Der 42 Meter hohe Schutz- und Flakbunker an der Neuhöfer Straße wurde im Zweiten Weltkrieg gebaut. Weil der Betonklotz nach Kriegsende nicht gesprengt werden konnte, ohne die angrenzende Wohnbebauung zu gefährden, sprengte die britische Armee nur sein Inneres. Äußerlich blieb der Bunker nahezu intakt. Seither stand die Ruine weitgehend ungenutzt und einsturzgefährdet inmitten des Wohngebiets. 2006 begann die Konzeptentwicklung zum Umbau des Gebäudes als Energiebunker, 2010 konnten erste statische Untersuchungen vorgenommen werden. Erst 2011 konnte mit Sicherung, Sanierung und Umbau des Bunkers begonnen werden. Insgesamt betrugen die Kosten 26,7 Mio. Euro. Gefördert wurde das Leuchtturmprojekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und das Hamburger Klimaschutzkonzept.

Bauherren sind die IBA Hamburg für die Sanierung und den Ausbau des Gebäudes und HAMBURG ENERGIE für die Energieversorgung. In einem gemeinsamen Festakt enthüllten Uli Hellweg und Dr. Michael Beckereit nun die IBA-Plakette und das EFRE-Schild.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die mahnenden Zeugen der Bombennächte des letzten Krieges einer zivilen Nutzung zuzufügen, ist eine sowohl reizvolle als auch außerordentlich schwierige Herausforderung. Einerseits haben sie in ihrer monumentalen Monofunktionalität durchaus gestalterische Qualitäten, andererseits sind fast alle Eingriffe in ihre oft unzerstörbare Bausubstanz technisch und ökonomisch kaum durchführbar. Die Verfasser der Umnutzung eines Hamburger Flakturmes aus dem Jahre 1943 zu einem „Energiebunker“ lösten dieses Problem auf eine sehr elegante Weise. Sie trafen mit der Akzentuierung der regenerativen Energie nicht nur den Nerv der Zeit, sondern machten diese auch als ein konstruktives Manifest deutlich sichtbar. Die filigrane feuerverzinkte Stahlstruktur umhüllt in einem respektvollen Abstand das Dach und die Südfassade des Turmes, während der Turm selbst - teils als Skulptur, teils als Mahnmal - praktisch unangetastet bleibt. Das Filigrane des feuerverzinkten Stahls und das Schwere des Betons ergänzen sich in einem ästhetisch äußerst wirksamen Kontrapunkt ohne die ursprüngliche Funktion des Bauwerkes zu verschleiern. Die fast asketische Beschränkung auf nur drei Materialien (Stahl, Beton und Glas) lässt nicht nur eine große gestalterische Leistung erkennen, sondern macht auch die Verwendung der Feuerverzinkung auf allen Teilen der sichtbaren Stahlkonstruktion zu einer kaum verzichtbaren Alternative.
Energiebunker

Energiebunker

Café in Höhe der Kragplatte

Café in Höhe der Kragplatte

Café in Höhe der Kragplatte

Café in Höhe der Kragplatte