Deutscher Bauherrenpreis Modernisierung 2015 | „Hohe Qualität – Tragbare Kosten“ im Wohnungsbau

Ausgangspunkt ist ein Eckgrundstück in zentraler Innenstadtlage von Nordhausen, welches durch einen zusammenhängenden Baukörper aus 3 Plattenbausegmenten (Segment S7, S9, S10, WBS 70) bebaut ist. Es wurde eine umfangreiche Plattenbausanierung, teilweise im bewohnten Zustand, realisiert.
Die Straßenseiten orientieren sich nach Norden und Westen. Im Erdgeschoss sind Gewerberäume untergebracht und auf der rückwärtigen Süd-Ost Seite schließt ein hofartiger Außenbereich an, wo das Parken und z.T. Nebenfunktionen untergebracht sind.

Die 3 Baukörpersegmente werden über zwei Treppenhäuser mit jeweils einem Personenaufzug, für eine barrierefreie Erschließung der Wohnungen und Kellerräume, erschlossen.
Die Zugänge, welche über den neu gestalteten Innenhof erfolgen, werden durch natürlich belichtete Eingangsbereiche aufgewertet. Eine Aufwertung des Hofes wird ebenfalls durch die straßenseitige Erschließung und Lieferzone der Geweberäume im Erdgeschoss erzielt.

In der Erdgeschosszone sind 3 Gewerbeeinheiten mit Personal-bzw. Nebenfunktionen untergebracht. Dafür wurden mittels Einbau von Stahlrahmenkonstruktionen großzügige und attraktive Schaufenster- und Eingangsbereiche geschaffen.
Die Wohnungen in den Obergeschossen wurden zu 2-, 3- und 4-Raum Wohnungen mit offenen und großzügig angelegten Grundrissen umgestaltet. Die Wohnbereiche orientieren sich dabei größtenteils zum sonnigen Hofbereich. Die jeweiligen Wohn- und Essbereiche sind an die Balkone angegliedert und sind offen und großzügig angelegt.
Die Grundrisszuschnitte schaffen einen Wohnungsmix und damit eine Durchmischung der Bewohnerstruktur, d.h. es können sowohl Familien mit Kindern als auch Singles oder ältere Menschen angesprochen werden. „Durchwohnen“ schafft z.T. reizvolle Blicke und Raumeindrücke. Die tragenden Schotten der Innenwandplatten werden beibehalten, ein Teil der nichttragenden Innenwandplatten werden zurückgebaut bzw. nach Bedarf Schallschutztechnisch ertüchtigt.

Die Dachsituation im Bestand war gekennzeichnet durch unregelmäßig angeordnete Mansarddächer mit kleinen Dachfenstern. Das Dachgeschoss wurde durch die Errichtung eines neuen Staffelgeschosses gestalterisch und funktional aufgewertet. Hier entstanden attraktive, moderne Penthouse - Wohnungen mit einem schönen Blick über die Dächer Nordhauses und ins Thüringer Umland. Die Dachgeschosswohnungen erhalten großzügige Dachterrassen. Die Qualität der oberen Wohnungen wird durch den Einbau von großzügigen Fensterflächen gesteigert. Rücksprung und Materialwechsel des Staffelgeschosses gliedern die optische Höhe des Hauses und löschen den Eindruck der ehemaligen „Platte“ vollkommen.

Die gesamte Fassade ist als glatte Putzfassade konzipiert. Die „Plattenbau“ -optik wird zusätzlich durch das Verschwinden des Fugenbildes zurückgenommen. Die straßenseitigen Fensterformate werden zur besseren Belichtung der Wohnungen auf eine gleichmäßige Fensterhöhe vereinheitlicht und durch umlaufende Fensterbänder gestalterisch gegliedert. Lamellenschiebeelemente dienen dem Sichtschutz und ggf. zur Verdunklung auf der Straßenseite.
Auf der Hoffassade wurden die vorhandenen Fensteröffnungen beibehalten und punktuell verbreitert. Die Balkone und Loggien wurden saniert und teilweise zur Aufwertung der Wohnungen um neue Balkone erweitert. Die vorgelagerten, verbreiterten Balkone dienen den dahinterliegenden Wohnräumen zur sommerlichen Verschattung. Die übrigen Fensterelemente erhalten nach Bedarf integrierte Verschattungseinrichtungen. Die Balkone erhalten eine Bekleidung mit Trespaplatten.
Auch das Staffelgeschoss wurde mit einer Plattenverkleidung aus Trespaplatten versehen. Die Dachterrassen erhalten zur Verschattung leichte Vordachkonstruktionen.
Für den Gewerbebereich im Erdgeschoss sind zur Schaffung großer Fensteröffnungen Stahlrahmenkonstruktionen eingebaut wurden. Die Fensteröffnungen werden im Wechsel von Fassadenscheiben mit einer Bekleidung mit Trespaplatten gegliedert.
Die Außenwandplatte der Treppenhäuser wird aufgebrochen und mit Industriegläsern geschlossen. So wurde eine optimale Belichtung der Treppenhäuser erreicht.

Der rückwertige Hofbereich wird mit einem schlichten Außenanlagenkonzept gestaltet. Hier werden 16 Stellplätze sowie die Nebenfunktionen wie Müll untergebracht. Die Bereiche werden durch Heckenblöcke abgegrenzt. Die übrigen Flächen werden mit der Anpflanzung von Sträuchern, Stauden und Bäumen begrünt und gestaltet.
Der platzartige Vorbereich der Nordfassade bliebt in seiner bestehenden Grundstruktur erhalten. Die vorhandenen Steinblöcke wurden mit Sitzauflagen aufgewertet und die Pflanzbeete punktuell bereinigt und z.B. mit Rosen bepflanzt.

Zur Wärmeerzeugung wird der vorhandene Fernwärmeanschluss weitergenutzt. Die notwendigen Heizflächen werden dafür über neue Plattenheizkörper realisiert. Mit entsprechend gut gedämmten Außenwänden und der Verwendung neuer Fensterelemente nach EnEV können die Wärmeverluste minimiert werden.
Die Gewerbebereiche werden mit Klimasplittgeräten ausgestattet. Diese sorgen im Winter für die Beheizung und im Sommer für die notwendige Kühlung der Räume. Zusätzlich wurde eine Lüftungsanlage vorgesehen.

Es entsteht ein qualitativ hochwertiges KfW 85 Gebäude, welches voll barrierefrei erschlossen ist.

Die markante und weithin sichtbare Kante der Wohnbebauung am Kornmarkt von Nordhausen hat ein neues Gesicht erhalten.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft hat durch den Umbau des in Plattenbauweise errichteten Gebäudes funktionale Wohnungsgrundrisse, moderne Gewerberäume im Erdgeschoss und ein Staffelgeschoss mit Penthouse realisiert.
Die Wohnungen in den Obergeschossen wurden zu 2-, 3-, und 4-Raum-Wohnungen umgestaltet. Die Grundrisszuschnitte haben den Wohnungsmix verbessert und begünstigen damit eine durchmischte Belegung. Durch in den Treppenhäusern eingebaute Aufzüge sind die Wohnungen barrierefrei erreichbar.
Die Wohnungen werden hofseitig, die Gewerbeeinheiten hingegen straßenseitig erschlossen. Damit entfällt der bisher störende Anlieferungsverkehr im Hofbereich. Dessen Aufenthaltsqualität verbesserte sich durch neugestaltete Frei- und Spielanlagen erheblich.
Die Mitglieder der Jury fanden es sehr bemerkenswert, dass die Mehrzahl der Bewohner während der Bauphase im Gebäude wohnen bleiben konnte.
Energetisch wird durch das Fernwärmenetz der Standard KfW 85 erreicht. Mit den gedämmten Außenwänden und der Verwendung neuer Fensterelemente werden die Wärmeverluste minimiert.
Anerkennenswert ist aus Sicht der Jury, dass die Bauherrin mit der Aufwertung und Neugestaltung des vorhandenen Wohnensembles an prominenter Stelle entscheidend zur Revitalisierung der Innenstadt beigetragen hat.