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Award / Auszeichnung | 11/2015

Deutscher Bauherrenpreis Modernisierung 2015 | „Hohe Qualität – Tragbare Kosten“ im Wohnungsbau

Straßenfassade abends

Straßenfassade abends

"Lebensort Vielfalt" Mehrgenerationenhaus

DE-10629 Berlin, Niebuhrstraße 59/60

Preis

Psychosoziales Zentrum für Schwule e. V.

Bauherren

roedig . schop architekten

Landschaftsarchitektur, Architektur

Dierks, Babilon und Voigt Ingenieurbüro für Tragwerksplanung

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Brandes und Kopp

TGA-Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten; Tourismus, Gastronomie, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Umbau eines ehemaligen Wohn- und Geschäftshauses für die Nutzung durch die Schwulenberatung Berlin, Niebuhrstraße 59/ 60, 10629 Berlin

Das Mehrgenerationenhaus „Lebensort Vielfalt“ ist ein einzigartiges Modellprojekt in Europa. Unter dem Stichwort Inklusion sind in dem Haus Räume der Schwulenberatung, eine Wohngemeinschaft für demenzkranke schwule Männer und Apartments für generationsübergreifendes Wohnen unter einem Dach vereint. Die 24 Apartments unterschiedlicher Größe sind in den meisten Fällen barrierefrei bzw. rollstuhlgerecht und bieten über 30 Menschen ein neues zu Hause. Im Erdgeschoss eröffnete das Kiezcafé „Wilde Oscar“.

Das 6-geschossige Gebäude mit einer imposanten Fassadenlänge von 45 m steht innerhalb der gründerzeitlich parzellierten Blockstruktur und wurde 1938 als Wohn- und Geschäftshaus erbaut. Ursprünglich befanden sich im Erdgeschoss Diensträume und die Kassenhalle einer Steuerkasse, in den Obergeschossen Wohnungen. Von 1951-2006 wurde das Gebäude als Kindertagesstätte genutzt. Letzte Umbauten erfolgten in den Jahren 1988-92.

Um den Bau für Beratung und Wohnen nutzen zu können, waren umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich. Die Entwurfsarbeit konzentrierte sich dabei auf den Erhalt der historischen Bausubstanz bei gleichzeitiger Anpassung an die neuen Anforderungen der Energieeinsparverordnung, des Brandschutzes, moderner technischer Ausstattung und innovativen, barrierefreien Wohnens.

Die Straßenfassade steht im Kontext denkmalgeschützter Nachbarhäuser. Um in allen Geschossen eine Kommunikationszone („Dorfstraße“) zu schaffen, wurden die Wohnräume auf die südliche Hofseite gelegt und die Straßenfassade als interner Laubengang zur Erschließung umgestaltet. Hierdurch konnte außerdem auf die sonst obligatorische Außendämmung und Überformung der Fassade verzichtet werden. Drei Balkone am Treppenhaus und eine neue Gaube als Lichtband sind die einzigen behutsam eingeführten neuen und modern gestalteten Elemente.

Auf der Gartenfassade wurden die Bestandsfenster zu bodentiefen Austritten auf die neuen Metallbalkone umgebaut. Dieser starke Eingriff zeigt deutlich die neue Nutzung als Wohnhaus. Für die Grundrissänderungen und den Anbau der Balkonkonstruktion war eine Ertüchtigung der Bestandsdecken nötig. Unterhalb der Geschossdecken wurden Stahlträger eingezogen und brandschutzgerecht verkapselt. Sie wurden thermisch getrennt durch die Fassade geführt und bilden die Auflager für die Balkone.

Insgesamt verfügt das Gebäude über eine Nutz- und Wohnfläche von ca. 2.800 qm. Im Erdgeschoss befinden sich der Empfang, Gruppenräume und eine Bibliothek. Das Kiezcafé ist ein Integrationsbetrieb und wird als Treffpunkt für Bewohner_innen, Mitarbeiter_innen und Besucher_innen genutzt. Im 1.OG liegen die Büros der Geschäftsführung und der Mitarbeiter der Schwulenberatung. Die Wohngemeinschaft für Schwule mit Demenzerkrankung im 2.OG bietet Platz für acht Männer. Ein betreuender Pflegedienst steht rund um die Uhr zur Verfügung. Die oberen Wohngeschosse bestehen jeweils aus Ein- bis Dreizimmer-Apartments. Im Dachgeschoss befinden sich neben zwei Drei- bzw. Vierzimmer-Apartments auch fünf Maisonette-Wohnungen.

Nach einer längeren Planungsphase seit 2006 begannen mit dem ersten Spatenstich am 19.01.2011 die Umbauarbeiten in der Niebuhrstraße 59/60. Nach anderthalbjähriger Bauzeit wurde das Gebäude in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, am 08. Juni 2012 offiziell eröffnet. Die Baukosten betrugen 3,2 Mio EUR und wurden aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie und Aktion Mensch gefördert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Initiiert von der Schwulenberatung Berlin wurde ein 6-geschossiges Wohn- und Geschäftshaus aus dem Jahre 1938 innerhalb der gründerzeitlichen Blockstruktur umgebaut und modernisiert. Es ist das erste barrierefreie Mehrgenerationenhaus Deutschlands für schwule Männer, einschließlich einer betreuten Pflege-Wohngemeinschaft.
Außerdem beherbergt der ‘Lebensort Vielfalt’ Beratungsangebote, eine Bibliothek und das Café / Restaurant ‘Wilde Oscar’, ein vom Land Berlin anerkannter und bezuschusster Integrationsbetrieb. Diese Angebote stehen allen Bürgern zur Verfügung.
Im Gemeinschaftsraum der Hausbewohner wird zusammen gekocht, gegessen, gefeiert und diskutiert. Den großen Garten nutzen die Mieter, die zwischen 30 und 85 Jahre alt sind, gemeinsam.
Unter weitgehendem Erhalt der historischen Bausubstanz wurde das Gebäude funktional und energetisch ertüchtigt. Um auf die Dämmung der historischen Straßenfassade zu verzichten, wurde als Puffer ein interner Laubengang geschaffen, der als Kommunikationsraum wie eine ‘Dorfstraße’ wirkt. Ein Aufzug erschließt alle 24 Wohnungen barrierefrei. Die Apartments unterschiedlicher Größe sind in den meisten Fällen barrierefrei bzw. rollstuhlgerecht und bieten über 30 Menschen ein neues Zuhause.
Die Fenster in der Gartenfassade wurden zu bodentiefen Austritten erweitert, die auf neu angebaute, thermisch getrennte Balkone führen. Das Bauvorhaben wurde kostengünstig mit einfachem Standard entsprechend den gesetzlichen Vorgaben realisiert. Zum Teil konnten Eigenleistungen, wie die Projektsteuerung und die Gestaltung der Freianlagen vom Bauherren selbst erbracht werden.
Hervorzuheben ist die Platzierung dieser Einrichtung nicht am Rande der Stadt, sondern in einem gewachsenen Stadtquartier.
Insbesondere die Kombination von funktionalem und inhaltlichem Programm des Projektes überzeugte die Jury.
Straßenfassade tags

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