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Einladungswettbewerb | 08/2015

Palais Europacity Berlin, Baufeld 02 – 01

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

LAVA - Laboratory for Visionary Architecture

Architektur

Erläuterungstext

Das Gebäudevolumen ist ein Hybrid zwischen einem kleinen Block und einem großen Haus. Entsprechend wichtig ist es, zu den Qualitäten wie Licht und Aussicht durch die Schaffung eines ruhigen grünen Hofs eine weitere zu ergänzen. In einem iterativen Prozess wird das Volumen so gegliedert, dass alle Wohnungen an verschiedenen Qualitäten teilhaben, der Innenhof über dem Erdgeschoss wird teilweise nach Norden geöffnet. Vier Treppenkerne in den Eckbereichen erzeugen unterschiedliche Wohnungstypen. Eine Skelettbauweise erzeugt große Flexibilität; die vorgehängte Fassade aus Faserbetonelementen erlaubt eine reliefartige Ausbildung der Fassade, die durch Licht und Schatten animiert wird. Es entsteht ein klar gegliederter Solitär, dessen Fassade spielerisch auf den Kontext und die unterschiedliche Wohnungsorganisation reagiert.

Die Organisation des zulässigen Gesamtvolumens erfolgt mittels des Prinzip des Aushöhlens. Der große Quader wird zunächst in den oberen 5 Geschossen durch einen Innenhof mit möglichst viel Tageslicht und großen Abständen gegliedert. Anschliessend wird der Hof auf der Nordseite in den unteren Geschossen (Ebenen 2 und 3) zur Strasse hin geöffnet. Dadurch werden die unattraktivsten Bereiche entfernt, gleich-zeitig die Qualität für andere Wohnungen durch Vergrößerung der Sichtachsen erhöht. Der Hof wird im ersten Geschoss als begrünter ruhiger Innenbereich ausgebildet und zieht den Grünzug in das Gebäude hinein.

Dem Gebäude als Skelettbau entsprechend haben wir von Renaissancevorbildern inspirierte “Palazzo Style” Gebäude des 19. Jahrhunderts untersucht und eine Übertragung in ein zeitgenössisches Gebäude entworfen.
Die allseitig exponierte Lage und die Proportionen des Gebäudes legen eine Fassadengliederung als Volumen, mit jedoch je nach Himmelsrichtungen leicht unterschiedlicher Fassadengestaltung nahe. Eine klare Gliederung schafft drei horizontale Zonen: die Sockelzone mit einem Arkadengang, vier Wohngeschosse und ein ablesbares Dachgeschoss als oberen Abschluss. Vertikal wird das Gebäude in 10 Achsen von 4m in Süd-/ Nordrichtung und 9 Achsen in Ost-/Westrichtung, deren Gliederung die schmalere Treppenhauszone sichtbar macht, eingeteilt.

Auf diesem Grundraster wird eine nicht tragende plastisch gestaltete Vorhangfassade angeordnet, in die Balkone integriert werden können. Unterschiedliche Grundmodule werden zu einem lebendigen Fassadenbild zusammengefügt, das das Gebäude als Volumen mit gleichberechtigten Seiten erkennbar lässt, gleichzeitig eine Differenzierung der Fassaden entsprechend der Orientierung zulässt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die orthogonale städtebauliche Einordnung des Entwurfs folgt der Bebauungsflucht entlang der Uferpromenade. Wie der zweitplatzierte Entwurf auch, verdeutlicht diese Baukörperstellung die Wirkung als deutlicher Abschluss des Kunst Campus. Besonders bemerkenswert dabei ist die Sorgfalt der Gliederung von Öffnung und Schließung des Gesamtbaukörpers hinsichtlich des passiven Energieeintrags sowie einer optimalen Belichtung und natürlichen Belüftung der Wohnungen. Die auch daraus resultierende Adressbildung am Döberitzer Grünzug - formuliert durch die Hineinleitung zum Eingang für eine Hälfte der Wohnungen - ist eindeutig, wohingegen die Eingänge vom Kunst Campus keine wirkungsvolle Hervorhebung gegenüber den dahin orientierten Gewerbeflächen erhalten.

Die Gesamtausstrahlung des Gebäudes vermittelt eine sehr einzigartige, jedoch in sich integre Identität. Das hohe Maß der Plastizität dieser Fassadentektonik wirkt als Gesamterscheinung aber leider überartikuliert. Dazu trägt insbesondere die Integration der Balkone in die Tektonik der Süd/Ost- und Nord/West-Fassaden bei.

Die hausinterne Erschließung als Kombination aus minimal dimensionierten Treppenhäusern und Laubengängen trägt nicht zum großzügigen Eindruck oder zu hoher
Wohnqualität bei. Insgesamt wirkt die Grundrissorganisation sehr konventionell und lässt keine besondere Flexibilität oder Innovation erkennen. Auch die Nutzungsqualität der überwiegend sehr kleinen privaten Freiräume ist beschränkt.

Der Entwurf weist eine gute Ausnutzung des Baugrundstückes und seines Verwertungspotenzials auf, obwohl er über dem durchschnittlichen Verhältnis BGF-Gesamt zur Wohnfläche liegt und die gewünschten Baukostenziele scheinbar überschreitet.