modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 11/2015

„Luther! 95 Menschen – 95 Schätze“ - Nationale Sonderausstellung 2017 im Augusteum/ Lutherhaus

"Luther! 95 Menschen" - Raumperspektive

"Luther! 95 Menschen" - Raumperspektive

3. Preis

Team Thöner Ausstellungen GmbH i. G.

Architektur, Design, Szenographie

Erläuterungstext

Das Wort steht im Mittelpunkt der Gestaltung der beiden Teile der Nationalen Sonderausstellung „Luther! 95 Menschen – 95 Schätze“.

Für Luther ist es das Wort Gottes, der Dialog mit Gott im Glauben, auf den er sich bezieht und das er zur Grundfeste seiner Überzeugung macht. Für die Menschen ist es das Wort Luthers, das sie bewegt, provoziert, in ihrer eigenen Überzeugung bestätigt oder dieser widerspricht. Es treibt sie an – zu Reaktionen in Wort und Tat.

Als stilisierte, filigran wirkende Geschöpfe fangen die 95 Menschen im ersten Teil der Ausstellung den Blick des Betrachters. Sie laden ihn ein, auf sie zuzugehen und sich mit ihnen, ihrer Geschichte und ihrer Reaktion auf Luther auseinanderzusetzen.

Ziel des zweiten Ausstellungsteils „95 Schätze“ soll es sein, den wahren Luther zu erschließen, ihn – bildlich gesprochen – nach und nach freizulegen. Dementsprechend folgt der Ausstellungsrundgang nun einer umgekehrten Logik: Beginnt „95 Menschen“ mit dem „inneren Menschen“, so begegnet der Besucher in der Ausstellung „95 Schätze“ zunächst dem „sozialen Luther“ und seinem Handeln. Erst Schritt für Schritt öffnet sich ihm der „innere Luther“ – also Luther, der er war, bevor er „Luther“ wurde.

Die äußere Form Luthers im zweiten Teil der Ausstellung entspricht der der 95 Menschen im ersten Ausstellungsteil. Jedoch bekommt der Reformator – umgeben von den 95 Schätzen – mehr Gewicht: Als aus Stahlblech geformte Stele wirkt er standhaft wie der viel zitierte „Mensch mit Ecken und Kanten“.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt wurde sehr intensiv und kontrovers diskutiert und hat die Jury polarisiert. Die Klarheit der Besucherführung und die konsequente Umsetzung der 95 Personen in Form von Stelen überzeugen. Als Stellvertreter und Aufhänger für die 95 Personen bilden sie einen roten Faden über alle Themenbereiche. Der Aufwand für Einbau und Umbau wirkt realistisch und plausibel.
Auch die Umkehrung der Besucherführung bei der zweiten Ausstellung formt durch diese einfache Maßnahme zwei verschiedene Eindrücke der Ausstellungsräume. Wird die Umsetzung der Stelen als Faltung positiv gewürdigt, überzeugt die Ausbildung der Exponatträger weniger. Sie geben den Exponaten zu wenig Halt und verleihen ihnen wenig Strahlkraft. Der Dialog zwischen den Personen und den Exponaten als zweite Form ihrer Repräsentation wird auch durch die gestalterische Annäherung räumlich oder inhaltlich nicht erreicht.
Die Ausstellungsthemen werden räumlich klar voneinander getrennt, die einzelnen Themen werden jedoch atmosphärisch nicht voneinander unterschieden. Durch die Reduktion der gestalterischen Maßnahmen stellen sich kaum sinnliche Momente ein.
Die Ausstellung wirkt zwar aufgeräumt, sieht aber für die Besucher nach viel Lesearbeit aus und bietet wenig Unterhaltungswert. Dadurch wirkt die Ausstellung spröde und kann auch die Strahlkraft der Bildwelten um Luthers Gedanken nur in Bezug auf die Reduktion auf das geschriebene Wort vermitteln. Die Strenge der Ausstellungsgestaltung könnte zwar wortaffine Museumsgänger ansprechen, dürfte aber nicht die Voraussetzung für eine Breitenwirkung auf verschiedenste Besucherprofile erfüllen.
Insgesamt wird der Beitrag von der Jury als bereichernd, klar und gut durchdacht gewürdigt, aber in seiner Strahlkraft bezweifelt.
"Luther! 95 Schätze" - Raumperspektive

"Luther! 95 Schätze" - Raumperspektive

"Luther! 95 Schätze" - Raumperspektive

"Luther! 95 Schätze" - Raumperspektive

"Luther! 95 Schätze" - Skizze Stele

"Luther! 95 Schätze" - Skizze Stele