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Award / Auszeichnung | 01/2016

Kirchengebäude und ihre Zukunft

Kolumbariumskirche Heilige Familie

DE-49082 Osnabrück, Voxtruper Straße 83

Auszeichnung

Preisgeld: 7.500 EUR

Klodwig & Partner Architekten

Architektur

Kath. Kirchengemeinde Heilige Familie Osnabrück

Bauherren

Ingenieurbüro Dr. Ehlers - Unland

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2010

Projektbeschreibung

Der bestehende Kirchbau wird geprägt durch seine symbolträchtige Form und Konzeptionierung als `Circumstantes`- Feierraum. Der sichtlich von der liturgischen Erneuerungsbewegung geprägte Raum findet schon vor dem 2. Vatikanum seine Ausdrucksform als Gemeinnschaftsraum. Eine Gemeinde feiert gemeinsam um den Altar versammelt das Geheimnis von Tod und Auferstehung. Die u.a. von Dominikus Böhm, Rudolf Schwarz – zusammen mit dem Religionsphilosophen Romano Guardini - entwickelten liturgischen Raumkonzepte finden hier eine adäquate Entsprechung. Die Weiterentwicklung der Kirche zu einem Feier- und Kolumbariumsort fordert uns auf, den vorhandenen räumlichen Kontext aufzunehmen. Die Frage nach der Auferstehung und wie wir unserem Auferstehungsglauben in einer Kolumbariumskirche Ausdruck geben können, führt uns zum 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther.
Die Vollendung des Heils bei der Auferstehung 1 Kor 15,35-58
35 Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt, was für einen Leib werden sie haben? 36 Was für eine törichte Frage! Auch das was Du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. 37 Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn, zum Beispiel ein Weizenkorn oder ein anderes. 38 Gott gibt ihm die Gestalt, die er vorgesehen hat, jedem Samen eine andere. 39 Auch die Lebewesen haben nicht alle die gleiche Gestalt. Die Gestalt der Menschen ist anders als die der Haustiere, die Gestalt der Vögel anders als die der Fische. 40 Auch gibt es Himmelskörper und irdische Körper. Die Schönheit der Himmelskörper ist anders als die der irdischen Körper. 41 Der Glanz der Sonne ist anders als der Glanz des Mondes, anders als der Glanz der Sterne; denn auch die Gestirne unterscheiden sich durch ihren Glanz. 42 So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. 43 Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark. 44 Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. … 46 Aber zuerst kommt nicht das Überirdische; zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische. …
49 Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden.
(und weiter:) … 53 Denn dieses Vergängliche muß sich mit Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit. 54 Wenn sich aber dieses Vergängliche mit Unvergänglichkeit bekleidet und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Schrift: Verschlungen ist der Tod vom Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? / Tod, wo ist dein Stachel? … 57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch Jesus Christus, unseren Herrn. 58 Daher, geliebte Brüder, seid standhaft und unerschütterlich, nehmt immer eifriger am Werk des Herrn teil, und denkt daran, daß im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist.
Die Gemeindefeier bleibt in unserem Entwurf zentraler Ausdruck des Irdischen in Bezug auf Gott und die Vollendung hin. Das Kolumbarium verweist auf das Himmlische und die Ewigkeit. Runde Wandscheiben differenzieren Gemeinderaum und Kolumbarium. Der zentrale Feierraum erhält damit einen Umgang, wie er auch im klassischen Kirchenbau der Romanik und Gotik mit Seiten- und Begräbniskapellen um den Chorraum anzufinden ist. Feierraum und Kolumbarium bilden starke eigenständige Räume: Zentralraum und Wandelgang, mit je eigener Ausprägung. Der Zentralraum, mit seiner Sitzanordnung um den Altar als Ausdruck der Gemeinschaft der Gläubigen (Communio) erhält weiße Putzoberflächen und einen geschliffenen Boden aus Naturstein. Wand und Boden bilden die Basis für die `leuchtenden` Urnentafeln aus goldfarbenem Messing - Ausdruck des Himmlischen, sternengleich - jede Person mit eigener Identität und Ausstrahlung. Das bestehende Lichtauge im Deckenbereich stellt eine Verbindung zwischen Irdischem und Himmlischem, zwischen Feierraum und Kolumbarium her. Auch die sich räumlich ergebenen Übergänge und Sichtbezüge beider Raumeinheiten verbinden Diesseits und Jenseits zu einer gemeinsamen Einheit. Der Taufort führt beide Raumeinheiten in zentraler Achse zusammen und unterstreicht unsere Teilhabe an Christi Tod und Auferstehung. Die Belegung der Urnenwände kann als Einzel,- Doppelplatzierung erfolgen.
Die dargestellte Lösung bietet einen Kirchenraum an, der christliche Gemeinschaft erfahrbar machen lässt, der den Blick für den Himmel öffnet und ein Zeichen für die christliche Auferstehungshoffnung ist.
Mit der Ergänzung des Kirchenraumes um die Urnenbegräbnisstätte wurde auch auf die wachsende Anzahl an Urnenbegräbnissen reagiert und theologisch inhaltlich ein neuer Akzent gesetzt. Mit dem eigens erstellten Wirtschaftlichkeitskonzept rechnet sich der Unterhalt und die Weiternutzung des Gebäudes für Gemeinde und Bistum.
Nach über einem Jahr der Fertigstellung zeigt sich, dass die Gemeinde wieder viel lebendiger geworden ist. Freiwillige engagieren sich bei den stark nachgefragten Führungen und in der Trauer- und Öffentlichkeitsarbeit.
Im Kontext der Diskussion um Abriss oder Umnutzung überzählig gewordener Kirchen konnte mit diesem innovativen Gesamtkonzept das identitätsstiftende Gebäude neu belebt und für das Stadtbild erhalten bleiben.