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Award / Auszeichnung | 01/2016

Deutscher Hochschulbaupreis 2016

Mediathek Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

DE-06108 Halle

Auszeichnung

Preisgeld: 5.000 EUR

ZILA

Architektur

F29 Architekten

Architektur

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

R&P RUFFERT Ingenieurgesellschaft mbH

Bauingenieurwesen

MLT Medien Licht Technik Ingenieure GmbH

TGA-Fachplanung

Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

Das städtebauliche Umfeld am Campus Design ist durch eine heterogene, zwei- bis viergeschossige Bebauung aus der Jahrhundertwende geprägt. Die meist herrschaftlichen Gebäude verfügen über großzügige parkartige Gartenanlagen, die sich vom Neuwerk bis zur Saale erstrecken. Das Baufeld zwischen der Villa Steckner – dem Hauptgebäude der Kunsthochschule – und der benachbarten Villa ist Teil dieser Parklandschaft und bildet den südlichen Abschluss des Campus. Beide Villen sind als Baudenkmäler ausgewiesen.

Mit seiner filligranen Holfassade formuliert der schlanke Baukörper der Mediathek zwischen den massiven Volumen der benachbarten Villen eine eigenständige Identität. Die Strenge der Fassaden in Kombination mit ihrer Plastizität und Transparenz unterstützt die achtungsvolle Abgrenzung des Gebäudes zu der opulenten Umgebungsbebauung. Die pavillonartige Fassaden- und Gebäudestruktur sucht ganz bewusst die Verwandtschaft zu den Bautypen Remise, Gartenhaus oder Orangerie und weist damit auf die historische Gartenanlage hin. Durch die Positionierung des Neubaus an der Südgrenze des Baufeldes wird der unmittelbare Außenraum der Terrassenanlage der Villa Steckner freigehalten und ein Bezug zum südwestlich angrenzenden Landschaftsraum des Saaletales ermöglicht. Der linienförmige Baukörper ordnet sich in seiner dem Gelände folgenden Höhenentwicklung den benachbarten Villengebäuden unter und tritt im Bereich des Straßenraumes hinter die vollständig erhaltene Einfriedung zurück. Gegenüber den bestehenden Lehrgebäuden ermöglicht die Setzung des Neubaus die Formulierung einer zentralen Campusmitte. Während die drei oberirdischen Geschosse den lang gestreckten Gebäuderiegel bilden und die notwendigen Abstände und Freiräume auf dem Campus gewährleisten, füllt das komplett erdüberdeckte Sockelgeschoss fast das gesamte Baufeld aus.

Die oberirdischen Geschosse orientieren sich über die offene Nordfassade zur Campusmitte. Eine großzügige Fassadenöffnung in der östlichen Ecke der Südfassade - das „Fenster zur Stadt“ – trägt durch die wechselseitige Blickbeziehung zum Neuwerk zur örtlichen Verankerung und Identitätsbildung
des Neubaus bei. Die Grundrisse der Mediathek werden von zwei Treppenhäusern in je drei Nutzungsbereiche unterteilt. In den mittleren Zonen sind zentrale Funktionen und in den Gebäudeköpfen vorwiegend Sondernutzungen angeordnet. Der Zugang vom Campus führt in den zentralen Bereich des Erdgeschosses mit Annahme und Ausleihe. Im Sockelgeschoss befindet sich neben den Magazinen der von äußeren Einflüssen geschützte Eingangsbereich. Der Lesesaal im westlichen Kopf wird über einen großzügigen Luftraum mit dem Erdgeschoss verknüpft und natürlich belichtet. Die gleiche räumliche Situation wiederholt sich im östlichen Gebäudekopf des Erdgeschosses. Hier schiebt sich der Baukörper in das vorhandene ansteigende Gelände.
Der Luftraum verknüpft den Seminarraum mit dem Obergeschoss und schafft einen großzügigen Veranstaltungsraum. Die Verwaltung befindet sich als zentraler Anlaufpunkt im Mittelteil des Obergeschosses. Im westlichen Kopfbereich wird die Materialothek mit einem thematisch zugeordneten Freihandbereich angeordnet. Hier werden Materialmuster gelagert und in Lehrveranstaltungen vorgestellt.
Im zentralen Bereich des Dachgeschosses werden alle Multimediaarbeitsplätze untergebracht, im anschließenden östlichen Kopfbereich befinden sich die Zeitschriften mit einem besonderen Lesebereich im „Fenster zur Stadt“.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das hier vorgestellte Gebäude zählt zweifelsohne zu den Königsaufgaben, der sich ein Planerteam stellen kann: in einer weitläufigen Gartenanlage, umgeben von historischen Erbstücken und genutzt von Kunststudierenden soll eine neue Mediathek entstehen. Eine solche Aufgabe fordert Augenmaß und eine hohe Professionalität im Umgang mit den baulichen Mitteln. Beides ist hier vorbildlich eingelöst worden. Der schöne schlanke Bau fügt sich selbstverständlich in die bestehende bauliche Nachbarschaft der Baudenkmale ein, findet eine überzeugende Balance zwischen der respektvollen Unterordnung und einer souveränen Eigenständigkeit.
Klug ist, das Neue ausserhalb jeder Konkurrenz als pavillonartige Gebäude, ähnlich der Tradition früherer Orangerien in die Parkanlage einzubetten. Zwei- eigentlich dreigeschossig in den Hang geschoben, mit einer bewunderswerten Disziplin im baulichen Detail. Überzeugend ist die Klarheit der baulichen Struktur, die Definition der Gebäudehülle, die feine Rhythmisierung der hölzernen Fassadenelemente. Diese Klarheit setzt sich auch im Gebäudeinneren fort, die Struktur ist einfach. Entstanden sind saubere Räume, gut in ihrer Proportion und der Nutzung angemessen. Die zweigeschossig hohen Räume an den Stirnseiten binden den räumlichen Vortrag zu einem Ganzen. Dazu zählt das grosse Fenster an der Stirnseite, als Ausblick in die Stadt und es ist nicht verwunderlich, dass diese Einrichtung zu einem öffentlichen Haus geworden ist, das weit mehr Besucher zählt als alleine die Mitglieder der Kunsthochschule. Es ist eine öffentlich genutzte Einrichtung und Adresse geworden.
Das Ganze kann nur funktionieren, durch den breiten, über die Grenzen des Hauptgebäudes hinausragenden Bauteil im Untergeschoss, in dem das Archiv untergebracht ist. Und der ist massiv in Beton gegossen – anders wäre es nicht möglich, obgleich diese Maßnahme die Ökobilanz dieses Objektes nicht unwesentlich belastet.