Preis für Baukultur der Metropolregion München

Das Areal
Die Stadt Kolbermoor, 5km westlich von Rosenheim gelegen, ist durch die 1869 gegründete Baumwollspinnerei geprägt. Nach deren Schließung lag das Gelände brach und die Einzelgebäude verfielen zunehmend. 2006 übernahm der Investor Quest das Areal. Seither wurden die teilweise denkmalgeschützten Einzelbauten saniert und zu Gewerbe-, Büro-, Gastronomie- und Wohnflächen umgenutzt. Das Herzstück der Anlage ist das Kesselhaus, das dank des markanten Schornsteins weithin sichtbar ist. Hier sind ein Café und ein multifunktionaler Veranstaltungsraum untergebracht. Der vorgelagerte Rosengarten lädt zum Spazieren- gehen ein.

Die Seilnetzkonstruktion
Dieses Angebot sollte um eine witterungsgeschützte, multifunktionale Freifläche erweitert werden, die bei Bedarf die Gastronomieflächen ergänzen und Raum für Ausstellungen, Märkte, Konzerte und weitere Veranstaltungen bieten. Die historischen Bestandsgebäude wirken besonders durch ihre klare, kubische Formensprache. Dieser sollte etwas Leichtes entgegengesetzt werden. So wurde eine weltweit einzigartige netzartige Gurtstruktur entwickelt, die die Membranüberdachungen trägt. Sie spielt durch das Thema des „Verwebens“ auf die Geschichte des Ortes an und ist weniger Dach, als filigran schwebende Skulptur.

Die Energiezentrale
Die „Energiezentrale“, bestehend aus den denkmalgeschützten Gebäuden Kesselhaus, Färberei, Batteurgebäude, Baumwollmagazin und dem Seilnetz mit Rosengarten trägt entscheidend zur Aufenthaltsqualität auf dem Gelände bei. Die „Energiezentrale“ beherbergt 21 Büros, Arztpraxen und Läden, verläuft entlang des Triebwerkskanals sozusagen als belebte Verbindungsachse zwischen dem Stadtzentrum von Kolbermoor und dem öffentlichen Spinnereipark. Der alte Fabrikcharakter und die Spuren der Geschichte sollten in den denkmalgeschützten Gebäuden sichtbar bleiben. Durch dieses Nutzungskonzept wurde erreicht, dass die Gebäude auch von innen öffentlich zugänglich sind und dort die Historie „erlebt“ werden kann. Der öffentliche Raum zieht die Menschen nicht nur tagsüber, in ihren Arbeits- pausen, nach der Arbeit oder in ihrer Freizeit an, er bleibt auch bei Nacht spannend und lebendig. Dafür sorgen nicht zuletzt interessante kulturelle Veranstaltungen auf dem großen Areal.

Die Alte Spinnerei
Das jetzt denkmalgeschützte Spinnereigebäude wurde nach dem Brand im Jahre 1898 an neuer Stelle als dreigeschossiger, komplett unterkellerter, langgestreckter Blankziegel-Hallenbau errichtet und beherbergt zwischenzeitlich 42 individuell gestaltete Loftwohnungen auf der Südseite des Gebäudes, sowie Gewerbefläche aufgeteilt auf 20 Büroeinheiten und Arztpraxen auf der Nordseite. In Gebäudemitte wurden die Erschließungsflächen untergebracht, sowie drei nach oben offene, begrünte Innenhöfe. Durch das gemischte Nutzungs- konzept konnte eine Belebung der gesamten Spinnreiinsel erreicht werden. Eine neu gestaltete Brücke verbindet heute die Spinnereiinsel mit der „Energiezentrale“.

Die Wohngebäude
Auf dem Gelände der Alten Spinnerei entstanden zudem 12 Einfamilienhäuser, die “Lofthäuser”, die die Bebauungsachse am Mangfallkanal verlängern und in den Park überleiten. Diese zeichnen sich durch die flexible Grundrissgestaltung, den Bezug zur Landschaft und das lockere Erscheinungsbild aus. Ebenfalls am Mangfallkanal gelegen mit Blick auf das Alpenpanorama und den Spinnereipark bietet das Wohnhaus am Rosengarten mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen und klarer funktionaler Gliederung Raum für verschiedene Lebens modelle.

Bauherr: Quest Projekt Kolbermoor GmbH & Co. KG
Behnisch Architekten: Quest Erlebniskultur in der alten Spinnerei, Quest Forum Eventfläche mit Seilnetzkonstruktion und Freianlagen, Lofthäuser, Wohnhaus am Rosengarten
Quest Architekten: Sanierungen Energiezentrale (Kesselhaus, Turbinenhaus und Färberei), Batteurgebäude, Alte Spinnerei, Baumwollmagazin, Garnmagazin, Pförtnerhaus, Wohnhäuser Spinnereiinsel, Gewerbegebiet Spinnerei Nord