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Award / Auszeichnung | 05/2016

Architekturpreis Berlin 2016

Kulturzentrum St.Agnes

DE-10969 Berlin, Alexandrinenstr. 118-121

Hauptpreis

Preisgeld: 12.000 EUR

Brandlhuber+ Emde, Burlon

Architektur

Riegler Riewe Architekten

Architektur

PICHLER Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Ingenieurbüro Axel C. Rahn GmbH

Bauphysik

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

Die Kirche St. Agnes im Berliner Stadtteil Kreuzberg wurde von dem Architekten und Senatsbaudirektor Werner Düttmann in den Jahren 1964-67 errichtet.

Das weitgehend im Originalzustand erhaltene, denkmalgeschützte Ensemble besteht aus dem Kirchgebäude, der Sakristei, der Kapelle und dem Turm. Die Umnutzung des ehemaligen Gemeindezentrums zum Kunst- und Kulturzentrum erforderte einen besonders sensiblen Umgang. Als einzige bauliche Maßnahme wurde ein Betontisch mit umlaufender Fuge zum Bestand in den ehemaligen Kirchenraum eingestellt. Die durch den „Tisch“ eingeführte horizontale Ebene verändert die Typologie des Bauwerks und ermöglicht die Nutzung als Galerie. Oben entsteht ein wohl proportionierter Raum der zur Ausstellungsfläche wird; unten finden die „dienenden“ Funktionen wie Schaulager und Arbeitsräume ihren Platz. Gleichzeitig stellt der „Tisch“ alle für die Galerie notwendigen Funktionen und Medien bereit. Der soziale Charakter des Gemeindezentrums als öffentlich zugänglicher Ort bleibt durch die Ansiedlung verschiedener Funktionen erhalten: Neben der Galerie Johann König befinden sich derzeit ein gemeinnütziger Ausstellungsraum, eine Bildungseinrichtung, ein kleiner Kunstbuchverlag, ein Kulturmagazin und ein Café.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die von Werner Duttmann in den 1960er Jahren entworfene Kirche ist nur eine von vielen, die heute nicht mehr genutzt werden. Sofern sie nicht über den Status eines Denkmals verfügen, droht solchen Sakralbauten oft der Abriss. Kirchen, die unter Denkmalschutz stehen, werden dagegen oft zu Luxuswohnungen umgebaut. Die ursprüngliche Funktion der Kirche als nachbarschaftliches Begegnungszentrum geht in beiden Fällen gänzlich verloren und findet oft keinen Ersatz.

Ganz im Gegensatz zu diesem Trend stehen die frischen Ideen des Teams, das mit dem Umbau der St. Agnes Kirche betraut war. Ein leer stehender Kirchenbau wurde dort zu einem neuen Begegnungszentrum umfunktioniert, das heutigen Anforderungen gerecht wird.

Anders als bei vielen der uns präsentierten Projekte, wurde diese Transformation durch nur minimale, aber höchst präzise Eingriffe erzielt. Den bestehenden Räumen wurden dabei lediglich Bereiche eines neuen Raumprogramms öffentlicher Nutzungen zugeordnet. Sie beherbergen nun eine Galerie, eine Kindertagesstätte, ein Café, Arbeits- und Unterrichtsräume. Die einzig neu hinzugefügte bauliche Struktur bildet eine von Stützen getragene Betonplatte. Auf clevere Weise teilt sie den ursprünglichen Kirchenraum in zwei Bereiche ganz unterschiedlicher Qualität; oberhalb der neuen Ebene liegt ein hoher lichtdurchfluteter Raum, der sich bestens zum Ausstellen von Skulpturen eignet, im Erdgeschoss darunter ein Bereich, der sich komplett verdunkeln lässt – eine ideale Raumkonstellation für eine Kunstgalerie.

Die Betonebene ist so konstruiert, dass sie jederzeit wieder aus dem Kirchenraum entfernt werden und durch andere „Einschübe“ ersetzt werden könnte, sollte eine zukünftige Nutzungsänderung dies erfordern.

Die beiden existierenden schwebenden Raumkörper – der eine oberhalb des Turmes, der andere über dem Kirchenschiff gelegen – erhielten einen einfachen weißen Anstrich, wodurch das Konzept des ursprünglichen Entwurfs hervorgehoben wurde.

Die ehemaligen Außenanlagen, so unter anderem der Kirchhof und ein neben der Kirche gelegener Garten, wurden teilweise zu einem öffentlichen Platz und einem Skulpturenpark unter freiem Himmel umgestaltet, um die Verbindung zum Quartier zu stärken.

Nach Ansicht der Jury ist die außerordentliche Qualität dieses Projektes zweifach begründet: Sie basiert sowohl auf dem Charakter des ursprünglichen Gebäudes als auch auf dem Einbringen eines neuen Raumprogramms und einer neuen baulichen Struktur. Die Jury verleiht diesen Preis daher sowohl an Werner Duttmann, den ursprünglichen Architekten, als auch an das Team des bemerkenswerten Umbauprojektes: Brandlhuber+ Emde, Burlon und Riegler Riewe.

Ellen van Loon, Architektin, OMA - Rotterdam, die Niederlande