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Award / Auszeichnung | 06/2016

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Lutherarchiv Eisleben

DE-06295 Lutherstadt Eisleben, Seminarstraße 2

AUSZEICHNUNG | Öffentliche Bauten

Atelier ST | Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Bibliotheken, Mediatheken

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 05/2014
    Fertigstellung: 06/2015

Projektbeschreibung

Umbau und Ergänzung Bestandsobjekt Seminarstraße 2 zum Lutherarchiv Eisleben

Mit dem Entwurf für den Umbau und die Ergänzung eines denkmalgeschützten Bestandsgebäudes zum Lutherarchiv in Eisleben gelang das Kunststück, die Interessen von Bauherren und Denkmalpflege zu vereinen: Indem der Widerspruch aufgelöst wurde, einen Neubau in einem Altbau zu bauen und aus dieser Verschmelzung von Neu und Alt ein neues Ganzes zu schaffen.
Die zu vereinenden Positionen stellten sich wie folgt dar: Während sich die Stiftung Luthergedenkstätten einen Neubau mit ausreichend Platz für Archiv- und Veranstaltungsräume wünschte, plädierte die Denkmalpflege für den Erhalt des Bestands in unmittelbarer Nachbarschaft zu Luthers Geburtshaus, das als UNESCO Weltkulturerbe klassifiziert ist, und der Taufkirche.
Durch die konzipierte Überlagerung des Bestandsbaukörpers entsteht eine neue organische Gebäudeeinheit, die einerseits die Integrität des Straßenzugs und den Bezug zur Geschichte des Hauses als Teil der historischen Stadtstruktur Eislebens wahrt und andererseits mit einer eigenständigen Architektursprache der Umgebung neue Impulse verleiht. In Form und Gestalt folgt der Entwurf konsequent dem, was das Gebäude und der Ort vorgeben – form follows history.
Den zusätzlich benötigten Platz für das erforderliche Raumprogramm schafft eine räumliche Ergänzung des bestehenden Gebäudevolumens auf der Gartenseite. Dazu sind die beiden Außenecken der gartenseitigen Bestandswand zu den Eckpunkten des ehemaligen Treppenhausanbaus verlängert worden. Das weit heruntergezogene Satteldach, auf Grundlage der historischen Dachneigung, bildet eine Referenz an das Eisleber Stadtbild mit seinen großflächigen, tiefgezogenen Steildächern und vermittelt zwischen Bestand und Erweiterung. Zugleich markiert es sinnfällig den neuen Haupteingang zum Lutherarchiv, das über den Schöpfungsgarten erschlossen wird.
Die Konstruktion des Lutherarchivs basiert auf einer neuen homogenen Stahlbetonkonstruktion für Wände, Decken und Dach. Die Straßenfassade ist im Zuge des Rückbaus des Bestands bis auf die vier Außenwände in ihr Ursprungsbild, mit einer vierachsigen Gliederung auf beiden Ebenen (EG und OG), zurückgeführt worden. Die bestehenden Außenwände wurden von Putz und Mörtel befreit, sodass die eigentlichen Materialien wie Ziegel, Bruchstein und Schlackestein zum Vorschein kamen. Die freigelegten Wandoberflächen wurden anschließend mit einer dünnen Sumpfkalkschlämme überzogen, welche die unterschiedlichen Untergründe erkennbar lässt und gleichzeitig schützt. Schließlich bezieht eine helle Silikatlasur, die das gesamte Gebäude erhielt, in diese organische Einheit der differenzierten Oberflächen auch die neu entstandenen Außenwände aus Kalksandstein-Mauerwerk mit ein.
Die Erschließung des neuen Lutherarchivs erfolgt von der Gartenseite aus über einen markanten, tief in der Wandleibung befindlichen Eingang. Beim Eintreten wird der Besucher im Inneren von einer Großzügigkeit überrascht, die von Außen nur subtil durch die Fassadenöffnungen zum Schöpfungsgarten angedeutet ist.
Das überhöhte zweigeschossige Foyer transformiert den ehemals an dieser Stelle befindlichen Treppenhausanbau zu einem ausdrucksstarken, atmosphärischen Raum, welcher über die freie Treppe spannende Blickbeziehungen im Innenraum herstellt. Über die verglaste Eingangstür und das Treppenhausfenster erhält der Raum Bezüge zum Garten und zu Luthers Taufkirche. Angrenzend an das Foyer sind im Erdgeschoss öffentliche, ausnahmslos barrierefreie Räume angeordnet. Die Verbindung des Seminarraums zum Schöpfungsgarten stellt ein einziges großformatiges Fenster her, das auch das gegenüberliegende Luthergeburtshausensemble in den Blick nimmt. Über eine großzügige Treppenkonstruktion werden Bibliothek und Depoträume in den Obergeschossen erschlossen.
Sämtliche Böden im Inneren sind als helle Sichtestrichböden ausgeführt, die zusammen mit den dunklen Eichenfenstern und -türen sowie den Möbeln und Innentüren aus Eichenholz für eine zeitlos angenehme Raumatmosphäre mit langlebiger Qualität sorgen.