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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2016

Café am See

Churfirsten

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 40.000 CHF

Dietrich Schwarz Architekten AG

Architektur

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

B3 | Engineering und Management am Bau

Brandschutzplanung

SWISS PROPERTY Development Group AG

Investor*in

Erläuterungstext

Drei dominante Merkmale des Bauplatzes bestimmen den Entwurf: die geschlossene Bauweise des Städtchens, die das vorgeschlagene Projekt abschliesst; die Lage an der ovalen Bucht mit Seepromenade; und der Blick auf die Glarner Alpen und das steinerne Vis-à-vis der Hangkrete des Kapfenbergs.
Auf diese einmaligen Charakteristiken des Genius Loci reagieren wir mit einem markanten Wohngebäude, das den Ort neu prägt, und einem Flachbau, dem Haus für Gastronomie.
Bautypologisch lässt sich das Haus zwischen Hotel respektive Hospizgebäude und einer freistehenden Villa aus der Gründerzeit einreihen. Der Neubau stärkt das Ensemble der Gebäude an der Bucht und erweist der Villa Mariasee am anderen Ende Referenz.

Seine Giebeln verleihen dem Haus eine markante, extrovertierte Silhouette, in der Artikulierung der architektonischen Elemente nimmt es sich aber bewusst zurück: Das architektonische Vokabular der Fenestrierung sowie von Mass und Proportion ist traditionell.

Das Wohnhaus und der niedrige Flachbau, in dem sich ein Café, eine Bäckerei und ein Restaurant befinden, haben zwei Gesichter. Jenes zur Stadt prägen kleine Vorplätze und -gärten. Sie knüpfen an die adressbildende Hauptstrasse an und vermitteln zwischen dem neuen Gebäude und der Stadt. Zum See und zur Gartenseite geben grosse Fenster den Blick auf den Garten mit Spielplatz und Seepromenade frei. Eine grosszügige Terrasse lädt zum Verweilen im Restaurant ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «Churfirsten» schafft mit seinem markanten Volumen eine neue Identität am Dorfrand von Weesen. Ähnlich wie bei Bauten der benachbarten Seegemeinden entsteht ein Orientierungspunkt mit positiver Fernwirkung. In der Situation hat das vom See her sichtbare Hauptvolumen einen kleinen Fussabdruck und wirkt in der vorgeschlagenen Dimension für die historische Dorfstruktur verträglich. Die geschickt gewählte Dachform ergibt mit der dominanten Berglandschaft einen stimmigen Eindruck, der gerade im Zusammenspiel mit der Gebäudehöhe entsteht. Gleichzeitig zeigt sich ein attraktives Gesicht zum Städtli wie auch zum See. Der eingeschossige Gewerbeteil mit Café / Bäckerei und Restaurant tritt vom See her volumenmässig kaum in Erscheinung.

Man erreicht das Restaurant/Café über einen Vorplatz der den Bezug zum See von der Strasse ermöglicht. Dieser Gewerbeteil ist nutzungsmässig grosszügig und funktional flexibel konzipiert. Man kann sich darin gut einen Betrieb mit den aufgezeigten Nutzungen vorstellen. Café mit Bäckerei sind zur Strasse und das Restaurant mit Terrasse zum See orientiert. Die Küche mit gutem Tageslicht liegt im Sockelgeschoss und ist über zwei Kleingüterlifte mit dem Restaurant verbunden. Auf der Restaurantebene fehlt das hindernisfreie WC. Eine zusätzliche Bewirtung im Sockelbereich ist auf dem Niveau der Seepromenade möglich, was sich auch für erweiterte Spezialanlässe zum See anbietet.

Durch die geschickte Setzung von Haupt- und Nebenvolumen entsteht ein grosszügiger Zwischenraum, der typologisch wie funktional den örtlichen Gegebenheiten angepasst ist. Die Erschliessung der Tiefgarage ist subtil ins Gelände eingepasst, tangiert im südlichen Bereich aber eine zusätzliche Nachbarparzelle. Der Park ist einfach, reduziert und auf direktem Wege erschlossen. Die Positionierung des Spielplatzes und der Bühne ist vorstellbar. Die reduzierte Haltung im Freiraum und damit die Konzentration auf die Seesicht ist begrüssenswert, umso wichtiger werden die wenigen neuen Gestaltungselemente. Durch die nur schematische Darstellung im Grundriss und die textliche Aussage «imaginierte Gestade die als zurückgebliebenes «Strandgut» im Park das Thema Fischen aufnehmen» sind diese jedoch im Parkbereich nicht erkennbar.

Die Wohnungsnutzung ist unabhängig organisiert und direkt von der Strasse erschlossen. Mit den 15 2½- und 3½ Zimmerwohnungen können verhältnismässig zu den anderen Projekten erfreulich viele BewohnerInnen von der einmaligen Seelage profitieren. Die Wohnungen selber sind gut strukturiert aufgebaut und durch die geschickte Setzung der Giebelfassaden nach Süden und Westen können auch in den Dachgeschossen die Haupträume mit raumhohen Fenstern ausgebildet werden. Die Aussenräume der Wohnungen beschränken sich auf französische Fenster mit zum Teil kleinen Balkonen.

Die Fassaden sind sehr diszipliniert entworfen und mit den traditionellen Fensterproportionen wird trotz der markanten, extrovertierten Gebäudeform die gewünschte Einbindung ins historische Dorfbild erreicht. Die vorgeschlagene Materialisierung mit einem inneren Holzbau ist ortstypisch. Die Klinkerfassade wirkt weniger stringent zur gewachsenen Dorfstruktur. Das kompakte Volumen lässt sowohl energetisch wie wirtschaftlich gute Werte erwarten.

Gesamthaft kann das Projekt «Churfirsten» trotz oder gerade mit seiner markanten Silhouette einen neuen Ort am See für Weesen schaffen. Die Gewerbe- wie auch Wohnungsnutzung ist gekonnt entworfen und nutzt den Standort am See optimal. Für die Gemeinde Weesen kann dieser überzeugende Entwurf eine grosse Chance werden, mit einem neuen Anziehungspunkt, der in die Region ausstrahlt.