Westspitze, Güterbahnhof Tübingen

Der Entwurf wirkt durch die sehr ausgeprägte Gliederung in einen hellen Ost - Teil des MI und einen sehr dunklen West - Teil des GE sehr deutlich zweigeteilt. Die Nord - und Ost - Bereiche d es Erdgeschosses im MI sind durch eine Vielzahl von Zufahrten und Erschließungen geprägt. Dadurch wird dieser Bereich, der zur wichtigen Fußgänger - und Fahrradverbindung im Norden des Quartiers Güterbahnhof gehört, städtebaulich abgewertet. Die kleinen Ladeneinheiten im Erdgeschoss zur Reutlinger Straße werden grundsätzlich begrüßt, aber nicht als realistisch vermarktbar eingeschätzt. Positiv gesehen wird die hohe Zahl unterschiedlicher Wohnungstypen. Der Anteil an kleinen Wohnungen ist allerdings zu hoch; dadurch wird der Wohnungsmix verfehlt. Die Fassadengestaltung überzeugt durch gut proportionierte, in der Mehrzahl geschosshohe Öffnungen und Loggienbereiche mit Tiefenwirkung. Die Wohnungen sind grundsätzlich klar strukturiert, wobei teilweise lange und weniger attraktive Erschließungswege entstehen. Der östliche Gebäudeteil ist falsch orientiert, weil die Erschließung zum ruhigen Innenhof in angeordnet wurde. Der gewünschte Wohnungsmix wurde nicht erreicht. Das »Staffelgeschoss« im Norden des MI ist nicht zulässig. Die Erschließung im GE ermöglicht eine hohe Flexibilität, allerdings mit zugleich hohem Erschließungsaufwand. Die Notwendigkeit von zwei separaten Treppenräumen wird angezweifelt, umso mehr, da es möglich erscheint, eine Einstufung als Hochhaus zu umgehen. Zwei separate Aufzüge für das EG erscheinen ebenfalls nicht erforderlich. Das Foyer im Erdgeschoss des Hochpunktes ist überdimensioniert. Die separate Erschließung für den dreigeschossigen Teil des GE hingegen ist richtig platziert und ermöglicht an dieser Stelle eine kleinteilige, flexible Vermarktung. Die Fassadengestaltung erscheint zwar als in zu dunkel gewählt, in ihrer grundsätzlichen Anmutung und Einfachheit für einen Solitär ohne Vorder - und Rückseiten jedoch angemessen . Die Aspekte der technische n Funktionalität sind gut gelöst oder lassen Potentiale für Lösungsmöglichkeiten erkennen, ebenso die Kriterien Ressourcenverbrauch und Energie. Ingesamt wird der Entwurf durch die Jury als gelungener Beitrag gewürdigt, der jedoch in einer Reihe von wesentlichen Aspekten kritisch gesehen werden muss.