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Mehrfachbeauftragung | 09/2006

Umgestaltung des Elisengartens

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in direkter Nachbarschaft zum Münsterplatz das Ensemble des Elisenbrunnens angelegt, um die Bedeutung Aachens als mondäne Badestadt zu stärken. Vom genauso repräsentativen wie lebendigen Kaiser-Wilhelm-Platz betrat der Besucher die langgestreckte Wandelhalle des Brunnens, in dessen zentraler Rotunde das Heilwasser sprudelte.
Regelmäßig angeordnete Türen führten weiter in den gleichnamigen Garten auf der Gebäuderückseite, den Elisengarten: Geschützt im Inneren einer mittelalterlichen Blockbebauung gelegen, war er als ein introvertierter grüner Ort inmitten des steinernen Zentrums der Stadt Aachen gestaltet. Abwechslungsreiche, organische Pflanzflächen prägten den Garten und formten ein kleinteiliges Netz aus Wegen, das der eleganten Gesellschaft zum Promenieren diente. In diese räumliche Struktur waren Wasserbecken, Fontänen und Pavillons als zierende Elemente eingebettet. Zumeist in kreisrunder Figur, definierten sie besondere Orte und luden zum Verweilen und Schauen ein. So war der Elisengarten ein beliebter Treffpunkt der Bürger Aachens zum geruhsamen Schlendern und angeregten Plaudern - und ein willkommenes gesellschaftliches Ereignis für die Kurgäste der Stadt.

Mit der Neugestaltung des Elisengartens werden seine ursprünglichen Qualitäten in die heutige Zeit transformiert. Vegetative Formen gliedern seine internen Wegeflächen, akzentuiert durch kreisrunde zierende Ausstattungen. Anders jedoch als ursprünglich öffnet sich nun der Elisengarten großzügig zum angrenzenden Stadtraum: von allen Seiten treten seine Besucher ein, wandeln im kühlen Schatten der Bäume, treffen sich am Brunnen, pausieren auf der Wiese, betrachten die Pflanzen und erfrischen ihre Sinne am Wasserspiel. Im Garten ist die Wahrnehmung der Stadt gefiltert, ihre Bewegung verlangsamt.


Nach seinem Wiederaufbau in den 50er Jahren repräsentiert der Elisenbrunnen noch heute das elegante Aachen. Er ist nicht nur ein wertvolles Baudenkmal, sondern – gemeinsam mit seinem Garten - auch ein räumlich funktionaler Gelenk- und Übergangsbereich zwischen den Einkaufsstraßen der Innenstadt und der Altstadt. Jedoch erst durch den Abriss des bestehenden Cafégebäudes wird zwischen Bank- und Brunnengebäude der großzügige Übergang vom Garten zur östlichen Innenstadt möglich. Darüber hinaus wird der Freistellung des Elisenbrunnens sowie der hier wünschenswerten Erweiterung der Gartenfläche der Vorzug vor dem Erhalt des Gebäudes gegeben. Da ein Teilabriss weder räumlich noch funktional sinnvoll erscheint, wird eine angemessene Gartengastronomie wie im Originalzustand in den nördlichen Kopf des Brunnengebäudes integriert. Die Bestuhlung direkt am Gebäude stärkt die Verknüpfung zwischen seiner Vorder- und Rückseite.
Durch die Öffnung zum Stadtraum erwacht der Garten zu neuem Leben. Das Ausgleichen der Höhendifferenzen erleichtert den allseitigen Zugang, Blickbezüge zwischen Stadt und Grünfläche werden gestärkt. Der wertvolle Baumbestand wird erhalten und – befreit von dem visuell trennenden Unterwuchs - in die Planung einbezogen. Das Brunnengebäude wird durch das Entfernen von Einbauten und weniger wertvoller Gehölze sowie dem behutsamen Aufasten zu erhaltener Bäume zum Garten hin geöffnet. Demgegenüber werden vor der Fassade des Bankgebäudes Bäume ergänzt und so eine vegetativ rahmende Kulisse geschaffen, die den Garten zum Elisenbrunnen orientiert.
Die Umgestaltung integriert das bestehende Terrassencafé, bis es abgerissen werden kann.

Durch die Umgestaltung der angrenzenden Straßen wird der Elisengarten mit dem Stadtraum verknüpft. Die Parkplätze entlang seiner Fläche werden durch einen breiten Gehweg mit Straßenbäumen ersetzt. Durch die stadtseitige Ergänzung dieser Baumreihen wird der Eintritt in den Garten spürbar und gleichzeitig die ursprüngliche Dimension der umlaufenden mittelalterlichen Gassen verdeutlicht.
Die Umwidmung der Ursulinerstraße als Fußgängerzone bedeutet eine erhebliche Aufwertung des städtischen Umfeldes. Analog der neu gestalteten Fußgängerzonen von Adalbert- und Wirichsbongartstraße werden auch hier die idealen Straßenverläufe belagsbündig nachgezeichnet. Im Materialkanon des Altstadtkerns werden die Straßen jedoch in Granitgroßpflaster gestaltet, barrierefrei gefasst von Borden aus Basalt. Zu den Fassaden vermittelt Mosaikpflaster aus Granit. Das Stadtmobiliar von Ursuliner- und Hartmannstraße entwickelt sich aus dem Ausstattungskonzept des umliegenden historischen Stadtraums.

Das Thema der Einfassung aus Basalt setzt sich im Elisengarten fort: abgesetzt durch ein breites Plattenband aus Basalt öffnet sich die gleichmäßige Tennenfläche einladend zur Stadt. Sie bildet – überstanden von den alten Parkbäumen - einen Rahmen als räumlicher Filter und umlaufender Promenadengang. Weich geschliffene Formen werden als Basis der malerischen Bäume mit niedrigen, schattenliebenden Bodendeckern und Stauden bepflanzt – eine Reminiszenz an die ruhige Atmosphäre einer grünen Wandelhalle. Besondere Orte sind als Kreise detailliert in Basalt ausgearbeitet: Wasserbilder verführen zum Schauen, Aufenthalt und Spielen. Das Rauschen, Plätschern und Murmeln der Wasserspiele vermischt sich mit den Geräuschen der Stadt, das Klima ist angenehm frisch und kühl. Elemente wie Pavillon und Sitzpodeste geben dem Garten neue Treffpunkte. Stühle werden zur variablen Anordnung angeboten. Der Brunnen „Kreislauf des Geldes“ bleibt unverändert. Es entstehen für alle Altersgruppen unterschiedliche Möglichkeiten der Aneignung und Identifikation.

Im Zentrum des Elisengartens liegt eine großzügige Rasenfläche. Sie vermittelt räumlich zwischen den sehr unterschiedlichen Seiten des Gartens: zu der Rückansicht des Elisenbrunnens, der Seitenfassade des Bankgebäudes, der stark frequentierten Fußgängerzone Ursulinerstraße sowie der Hartmannstraße. Die Rasenfläche ist ebenfalls eingefasst durch ein breites Band aus Basaltstein, das als Stufe auch zum Sitzen einlädt. Leicht abgesenkt bildet der Rasen eine ruhige Mitte zum Verweilen, Betrachten oder Spielen.

Nachts wird der Elisenbrunnen auch auf der Gartenseite beleuchtet, gegenüber der Hauptfassade jedoch in der Lichtintensität deutlich zurückgenommen. So wird das Brunnengebäude im Dunkeln körperhaft abgebildet und präsentiert sich als wertvolles Baudenkmal auch zur Altstadt. Im Garten kehrt Ruhe ein: nur die kreisrunden Zierelemente werden in Licht getaucht und weisen den Weg.
Entwurfsebenen

Entwurfsebenen

Blick vom Münsterplatz

Blick vom Münsterplatz

Blick zum Elisenbrunnen

Blick zum Elisenbrunnen