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Offener Wettbewerb | 08/2016

Schulanlage Walka mit Auditorium Zermatt

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 55.000 CHF

GWJ Architektur AG

Architektur

Erläuterungstext

Die vorhandenen Qualitäten vom Ort und dem Bestand werden aufgenommen und neu ausformuliert. So erhalten die rückwärtigen Räume eine Aufenthaltsqualität und wollen entdeckt werden. Die Geschossigkeit reagiert auf die Landschaft, so dass ein Bezug geschaffen wird und der Hang freigelegt wird. Auf den gebauten Ort reagiert das Projekt indem sich das Volumen in der Höhe zurückhält. Das Gebäude wird an den Hang gestellt und interagiert mit der Landschaft.

Das Volumen ist als Erweiterung des Hanges zu lesen, dass die Wiese über das Dach laufen lässt. So kann die Schnittstelle zum Fels klar gelöst werden und es entstehen hangseitig neue Räume. Das Projekt hat einen respektvollen Umgang mit der natürlichen wie auch mit der gebauten Umgebung, fügt sich in den Ort ein und schafft neue Qualitäten und stärkt die vorhandenen. Das Gedächtnis des Ortes und die heutige Nutzung und Räumlichkeit des Platzes wird als wichtiger Bestandteil und Leitidee des Projektes verfolgt.

Die Gestalt von „Tabula rasa“ ist eine Anlehnung an den Bestand. Die vorhandenen Qualitäten, wie die Gliederung in drei Körper, die Staffelung des Volumens und die rückwertigen Räume, werden aufgenommen und gestärkt.

Trotz der knapp bemessenen Aussenräume erhält die Schule eine allseitig attraktive Umgebung. Vom Dorf her führen drei Wege zwischen scheinbar zufällig gestreuten Häuser zu den zwei Eingängen des Schulgebäudes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Am Übergang zur Steilstufe, wo die Kleinteiligkeit der historischen Bebauung auf den gewachsenen Felsen stösst, schlagen die Autoren als Ersatz für die alten Walka-Schulhäuser ein längliches, orthogonales Gefüge aus schlanken, quaderförmigen Körpern vor, zusammen geschoben zu einem mehrgeschossigen, plastisch gegliederten Bauvolumen. Diese vielfältige Staffelung des Baukörpers ergibt gegenüber der Bauten der Umgebung eine angemessene Massstäblichkeit und schafft durch die Setzung der Volumen parallel zur Felswand einen - örtlich etwas knappen - Aussenraum, der über Abtreppungen sinnvolle Zonierungen vorsieht und zwei gut auffindbare Zugangssituationen bildet. Eine Höhenstaffelung der Quader schafft felsenseitig zwei, in die Volumen eingetiefte Dachterrassen, welche in den schneefreien Monaten als Aussenbereiche des Kindergartens (3.OG) und der Schule (2.OG) dienen und mindestens in diesen Zeiten die erdgeschossigen Aussenflächen etwas kompensieren vermögen.

In den langen Körper eingeschlossen ist ein fünfgeschossiger Atriumraum, der das räumliche Zentrum des Projektes bildet. Der Raum wirkt als starker Identifikationsort, ein Begegnungs- und Erschliessungsraum, der eine einfache, sehr übersichtliche Orientierung ermöglicht. Eine innenliegende und ausschliesslich auf den Atriumraum orientierte Raumschicht mit den Räumen der besonderen Schuldienste (PSH, DfF, DezSo) wird über die Halle mit Tageslicht versorgt. Die das übrige Volumen um zwei Geschosse überragende Nord- und Ostfassade des Atriums versorgt den Raum ausgiebig mit Tageslicht.

Das Atrium reicht bis in das Erdgeschoss, wo sich der östliche Haupteingang befindet. In diesem Geschoss sind Spezialräume, Speisesaal und Bibliothek untergebracht. Darüber, direkt am Atrium und im östlich angrenzenden Gebäudetrakt, sind die Räume der Primarschule. Zwei offen geführte Vertikalerschliessungen je stirnseitig des Atriums führen in die oberen Geschosse. Die Klassenzimmer weisen günstige Proportionen auf und sind im Unterricht gut bespielbar, die Garderoben ausreichend dimensioniert. Die Räume für Technisches und Textiles Gestalten sind über horizontale Deckenoberlichter belichtet, eine Lösung, die auf ihre Wintertauglichkeit noch überprüft werden müsste. Im westlichen Baukörper - zwei Geschosse über dem Erdgeschoss - liegen die Räume der Kita und der Kindergärten. Sie verfügen über einen eigenen Zugang und dorfseitig vorgelagert über einen eigenen Aussenbereich.

Der östliche Haupteingang dient nebst dem Zugang zur Schule als Eingangsbereich zum Auditorium und der Turnhalle in den darunter liegenden Geschossen. Die Mehrfachnutzung der offen geführten Treppenanlage für Schule, wie für Turnhalle und Auditorium ist ungünstig. Beide Bereiche werden parallel zum Schulbetrieb intensiv genutzt (Kongressnutzung im Tagesbetrieb) und sollten deshalb räumlich abtrennbar sein. Die Möglichkeit, Turnhalle-Garderoben für Auditoriums-Veranstaltungen synergetisch zu nutzen wird begrüsst.

Das Projekt wird, wo nicht in Kontakt mit Fels und Untergrund, als Skelett-Tragstruktur mit sinnvoll dimensionierten Spannweiten, Stützen und Unterzügen vorgeschlagen. Die Darstellung in den Bildern und Plänen zeigt eine sorgfältige, konstruktiv eher aufwändige, feingliedrige Fassade mit vertikalen Lamellen, Verglasungen, Ausfachungen und geschlossenen Feldern.

Insgesamt handelt es sich beim Projekt Tabula Rasa um einen, in Bezug auf Ort und Aufgabenstellung sehr wertvollen und durchgearbeiteten Beitrag. Städtebaulich dürfte die Volumetrie sogar etwas höher im Terrain stehen - ein geringerer Fels-Aushub wäre eine positive Folge davon. Überzeugend wirkt das Projekt insbesondere auf Grund des starken Innenraums, ein ganzjährig nutzbarer Begegnungsraum, der vielseitige visuelle Bezüge und Ausblicke bietet und sowohl Benutzern wie Betreibern eine starke Identifizierbarkeit mit der neuen ‚Institution Walka’ verspricht. Fragen stellen sich beim Brandschutz und im Bereich des östlichen Hauptzuganges, wo eine, vom Schulbetrieb losgelöste Erschliessung von Auditorium und Turnhalle zu untersuchen wäre.