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Award / Auszeichnung | 12/2016

DAM Preis für Architektur in Deutschland 2017

Aufstockung und Generalsanierung Wohnhochhaus als Nullenergiehaus, Pforzheim

DE-75177 Pforzheim

Finalist

Pforzheimer Bau und Grund GmbH

Bauherren

Freivogel Mayer Architekten

Architektur

IFT-S Ingenieurbüro für Tragwerksplanung

Tragwerksplanung

IGP Ingenieurgesellschaft für Technische Ausrüstung GmbH

TGA-Fachplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Bauingenieurwesen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Planungsaufgabe / Standort – Als Ergebnis eines bundesweiten Wettbewerbs der Deutschen Energie-Agentur mit über 400 Bewerbungen ging das Projekt „Generalsanierung Wohnhochhaus Güterstraße 30“ als eines von 20 Sanierungsprojekten hervor, die in das Förderprogramm „zukunft haus“ aufgenommen werden. Unter dem Motto „Auf dem Weg zum EffizienzhausPlus - klimaneutrales Bauen und Sanieren“ fördert das Modellvorhaben innovative Wohnungsbauprojekte, die über die üblichen Standards hinausgehen und wegweisende zukünftige Lösungsansätze aufzeigen. Im Kontext des von der KEA Baden-Württemberg begleiteten lokalen Modellvorhabens „Pforzheim, sonnenklar“ bietet das Projekt die Chance, Themen wie attraktives städtisches Wohnen, regenerative Energieerzeugung und Nachverdichtung öffentlichkeitswirksam zu vermitteln. Zu den Qualitäten des neungeschossigen Wohnhochhauses aus den 1970er Jahren zählen die zentrale Lage und die Nähe zum Hauptbahnhof, sowie die schöne Aussicht in die Stadt und in den Nordschwarzwald. Die Grundrissstruktur ist den heutigen Anforderungen gewachsen, die Bausubstanz solide, allerdings gibt es Undichtigkeiten der Fassade und Fenster, sowie sanierungsbedürftige Bäder. Hinzu kommen äußerst hohe Energie-Verbrauchs- und Betriebskosten.

Entwurf – Zentraler Baustein des Entwurfskonzeptes ist eine neue hochgedämmte hinterlüftete Gebäudehülle und die Schaffung großzügiger überdachter privater Freiräume jeweils als Betonfertigteilkonstruktion. Die neue Gebäudehülle trägt zum einen zu einer deutlichen Wohnkomfortsteigerung für die Bewohner bei (Schall-, Sonnen- und Wärmeschutz), zum anderen wird das Stadtbild nachhaltig aufgewertet. Den oberen bislang undefinierten Gebäudeabschluss bilden zwei neue Dachgeschoss-Loft-Wohnungen. Durch diese baukörperliche Ergänzung werden auch die Gebäudeproportionen wahrnehmbar verbessert.

Energiekonzept – Die Elektronachtspeicherheizungen und Warmwasserboiler in den jeweiligen Wohnungen werden durch eine komplett neue haustechnische Anlage ersetzt. In Zukunft erfolgt die Erzeugung der Heizwärme und der Brauchwassererwärmung über einen nicht sichtbaren in die Betonfertigteilfassade integrierten Fassadenabsorber. Ein Eisspeicher unter den angrenzenden Parkplätzen dient als saisonaler Zwischenspeicher für die gewonnene Energie. Zur Deckung des Strombedarfs werden Photovoltaikmodule und eine Kleinwindkraftanlage auf dem Dach eingesetzt. Durch Verzicht auf Verbundkonstruktionen und Einsatz recyclingfähiger Baustoffe wird graue Energie reduziert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bei dem ursprünglich achtgeschossigen Eisenbahnerhaus wurde nach 45 Jahren eine Generalsanierung dringend notwendig. Das Projekt sollte modellhaft Wege und Möglichkeiten einer sowohl qualitativen Steigerung des Wohnwerts als auch einer Optimierung zu einem Effzienzhaus Plus aufzeigen.
Ganz im Sinne von Nachhaltigkeit und Nachverdichtung erfolgte eine Aufstockung des Gebäudes um ein erhöhtes Geschoss, in dem sich zwei Penthouse-Wohnungen befinden. Die Fassade wurde von den kleinen vorgehängten Balkonen befreit und bis auf den Rohbauzustand rückgebaut. Ein neues Kleid aus hellen Betonwerksteinen bildet die nun gedämmte Fassade. In der Erdgeschosszone wurde durch die vorgestellte neue Schale ein Arkadengang ausgebildet, auf dem sich, nach oben gestapelt, jetzt tiefe, breite Loggien vor den Wohnungen befinden.
Auch im Inneren des Hauses war der Sanierungsbedarf erheblich. Die Erneuerung sollte aber bei voller Belegung des Hauses stattfinden. Um die Mieter möglichst kurz und wenig mit Lärm und Staub zu behelligen, setzten die Architekten auf die weitreichende Vorfertigung und schnelle Montage der Bauteile im Außenbereich. In den Wohnungen galt es, möglichst minimalinvasiv vorzugehen. Lediglich vier Zentimeter schlanke Kühl-Heizdecken, die die Raumhöhe kaum beeinträchtigen, haben die alten Installationen abgelöst.
Im geschlossenen Teil der Südfassade neben den Loggien befinden sich in den Beton eingegossene Kunststoffrohre, die als Energieabsorber dienen. Die gesammelte Wärme wird in einen Eisspeicher geleitet, dort wird die Energie zwischengelagert und bei Bedarf mit Wärmepumpen zurück ins Haus befördert. Der Strom für die Wärmepumpen wird durch Fotovoltaikelemente und eine kleine Windkraftanlage gewonnen.
In den Geschäftsräumen im Erdgeschoss ist die Kfz-Zulassungsstelle des benachbarten Landratsamts eingezogen. Durch die Sanierung und die prominente Lage des Hauses am Ausgang einer Gleisunterführung von der Innenstadt ist das Gebäude zu einem markanten Entree in die Pforzheimer Nordstadt geworden.