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2. Rang 3 / 3

Projektwettbewerb | 12/2016

Personenüberführung Ost, Rotkreuz

Xylo

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Ingenieurbüro Miebach

Bauingenieurwesen

WilkinsonEyre Architects

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau/Architektur
Das Projekt Xylo sieht eine aufgeständerte, gedeckte Holzbrücke als Verbindung zwischen den beiden Gleisseiten vor. Es tritt als markantes Objekt über dem Gleisraum in Erscheinung. Die konstruktiv bedingte Kleinteiligkeit lässt über die gesamte Länge ein interessantes Volumen entstehen, das von drei Stützen gleichsam als Kunstobjekt getragen wird. Die seitlich angeordneten Erschliessungselemente ermöglichen an beiden Enden die Ausbildung einer Aussichtsplattform. Der durch das Holz und die eng gesetzten Gitterträger geprägte, introvertierte Innenraum erzeugt eine spezielle Stimmung wie sie von Holzbrücken der letzten Jahrhunderte bekannt ist. Es stellt sich allerdings die Frage, ob diese Architektursprache mit den Bahnhofsarchitekturen und den künftigen Arealentwicklungen in Rotkreuz nicht einen allzu grossen Kontrast bildet.

Das tektonische Prinzip des Brückenquerschnitts wird detailliert dargelegt. Während der hölzerne Charakter in der Passerelle erlebbar ist, geht dieser in der äusseren Wirkung durch die Blech/Glas- Eindeckung und die unzähligen, dominant in Erscheinung tretenden Metallwinkel verloren. Unklar ist der Nutzen der Dachverglasung, deren Lichtwirkung durch eine relativ dichte Deckenlattung unterminiert wird. Mit der Vielzahl von Materialien und Konstruktionsteilen entsteht der Eindruck einer Objekt- Collage, die durch die Ausformulierung der Erschliessungselemente (Lift/Perrontreppen) noch verstärkt wird.

Tragwerkskonzept
Der Ansatz an historische Gitterträgerbrücken in Holz ergibt eine spannende schöne Lösung. Bei näherer Betrachtung stellen sich aber diverse Fragen. Gitterträger würdigen den Krafteinleitungsbereich mittels einer formalen- und konstruktiv notwendigen Geste, welche hier in den Abgangsdurchbrüchen inexistent ist.

Der Auflage einer möglichen späteren Perronverschiebung kann im angedachten System nur mit grossen Rück- und Neuaufbaueingriffen nachgekommen werden. Die im Neubauprojektstand spürbare Statik mit den je nach Kraft variierenden Diagonalstabbreiten wird nach dem Umbau nicht mehr lesbar sein. Die "Flickstelle" wird immer farblich und in der Textur abgesetzt wahrnehmbar bleiben.

Die Entwässerung der Fahrbahn, flächenbündig mit der Oberkante des Untergurtes, ist an den Rand, in den Bereich der statisch am stärksten beanspruchten Verbindungen angedacht. Erschwerend kommt hinzu, dass die angedachten Füllhölzer zwischen den Diagonalen den Wasserabfluss verhindern, auch fehlt die zwingend notwendige Luftumspülung des Holzquerschnittes an den Fusspunkten. In den gefangenen Fugen kann sich Wasser ansammeln. Die Gefahr von unkontrolliertem Wasserfluss zu den Verbindungskonten mit nachfolgender Fäulnisgefahr kann nicht ausgeschlossen werden.

Der in der Untersicht geschlossene Brückenkasten wirft weitere Fragen bezüglich der Langlebigkeit des Holztragwerkes nach einem unkontrollierten Wassereintritt auf.

Der Brückenholzbau müsste wartungsfrei ausgebildet werden. Die einleitend erwähnten konstruktiven Imperfektionen führen zu einem erhöhten Ausfallrisiko mit entsprechend hohem Unterhaltsaufwand im Holztragwerk.

Die abgekanteten Aluminiumpanelle werden sehr schnell durch den oxidhaltigen Bremsstaub verunreinigt. Diesem Aspekt könnte nur mit eine immensem, nicht tragbarem Aufwand (was für ein Aufwand? Reinigungsaufwand?) entgegen gewirkt werden.

Gesamtwürdigung
Insgesamt zeigt das Projekt interessante Ansätze und eine sorgfältige Detaillierung, die jedoch in der Vielheit der Absichten nicht konsequent genug herausgeschält werden konnten. Zugleich wird bezweifelt, ob das gewählte Konstruktionsprinzip für die später notwendigen Veränderungen am Tragwerk (Perronverschiebung) die richtige Lösung darstellt.
2. Rang 3 / 3