modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 10/2016

Holzbaupreis Niedersachsen 2016

Kita Kleine Gallier

DE-30519 Hannover, Peiner Straße 30

ein 2. Preis

MZWO ARCHITEKT*INNEN GMBH

Architektur

shl ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kindergärten, Vorschulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Anlass und Ausgangssituation

Der Verein „Kleine Gallier e.V.“ wurde 1996 von einer Gruppe deutsch-französischer Eltern mit dem Ziel gegründet, eine mehrsprachige und multikulturelle Erziehung für Kindergartenkinder anbieten zu können. Den Kindern soll die Möglichkeit geboten werden, mit zwei Sprachen und zwei Kulturen aufzuwachsen.


Lage im Stadtraum / Grundstück

Mit dem Neubauprojekt wurden die Einrichtungen des Vereins im Stadtteil Hannover-Döhren zusammengefasst und erweitert. Das hierfür ausgewählte Grundstück an der Peiner Straße wurde von den Hannoverschen Verkehrsbetrieben Üstra im Rahmen einer langfristigen Erbpachtlösung zur Verfügung gestellt. Rückwärtig und seitlich grenzt es an das Straßenbahndepot Hannover-Döhren.

Das neue Kitagebäude wurde auf dem Grundstück so platziert, dass die Außenflächen mit einem U3-Bereich direkt am Gebäude (ca. 880 qm) und einem langgestreckten Bereich Richtung Holthusenstrasse für die Kita-Kinder (ca. 1.090 qm) optimal genutzt werden können.

Stadträumlich liegt das Grundstück in einem Übergangsbereich zwischen überwiegend gewerblicher Nutzung und einer geschlossenen 4-geschossigen Wohnbebauung, die östlich hinter der Holthusenstrasse beginnt. Zwischen diesen Nutzungen stellt der Neubau als solitäres Gebäude das Bindeglied dar.


Entwurfsprinzipien, Grundriss und Material

Im neuen Gebäude wird die Kindertagesstätte mit 2 Krippengruppen mit je 15 Kindern im Erdgeschoss sowie 2 Kindergartengruppen mit je 25 Kindern im Obergeschoss betrieben. Jeweils eine Gruppe im Krippen- und Kindergartenbereich wird als Ganztagsgruppe betrieben.

Aufgrund des sehr engen Kostenrahmens wurden zunächst eine eingeschossige und eine zweigeschossige Neubaulösung für die 4-Gruppen-Kita untersucht. Dabei zeigte sich, dass ein kompaktes 2-geschossiges Gebäude mit einem sehr einfachen Baukörper deutlich günstiger realisiert werden kann als eine eingeschossige Lösung. Beide Geschosse werden jeweils über einen Mittelflur erschlossen. Im Erdgeschoss befinden sich die Räume für die U3-Kinder, im Obergeschoss die Räume für die Kindergartenkinder. Zusätzlich ist im Erdgeschoss der Mehrzweckraum untergebracht, der von den Kindern als Sport- und Tobebereich genutzt wird und darüberhinaus vom Verein auch für Veranstaltungen, Mitgliederversammlungen etc. genutzt werden kann. Die Funktionsräume (Sanitärräume, Küche, Technikräume) orientieren sich zur Strassenseite und damit nach Norden. Die Gruppen- und Kleingruppenräume orientieren sich nach Süden und damit zu den Freiflächen.

Die Außen- und tragenden Innenwände wurden als Holzrahmenelemente vorgefertigt. Brettsperrholzelemente wurden für die Treppen- und die Deckenkonstruktion genutzt. Flachdachelemente mit der Gefachedämmung wurden ebenfalls vorgefertigt. Aufgrund der sehr kurzen Bauzeit konnten die Wintermonate für die Vorfertigung des gesamten Rohbaus genutzt werden. Die Montage der genannten Elemente konnte aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades im März 2014 in ca. 3 Wochen realisiert werden. Nach dem umgehenden Einbau der Holzfenster und der Abdichtung des Daches mit Bitumenbahnen konnte ca. 5 Wochen nach dem Beginn der Holzbauarbeiten mit dem Innenausbau begonnen werden.

Holz spielt auch bei der Gestaltung der Innenräume eine große Rolle, z.B. in Form von höheren Sockelprofilen an den Wänden, bei den Treppenuntersichten und –geländern, im Randbereich der Akustikdecken und beim Mobiliar. Die Fassade wurde mit grau lasierten, horizontal gegliederten Profilbrettern verkleidet. Akzentuiert werden die Fassadenflächen durch Dreischichtplatten mit einer dichtpigmentierten Lasur in kräftigen, hellen Blau- und Grüntönen. Das Gebäude erhielt durchgehend eine Fussbodenheizung. Der Gas-Brennwertkessel wird durch eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach unterstützt. Das Gebäude unterschreitet die Energieeinsparverordnung um 20%.


Planungsprozess / Eigenleistung

Aufgrund der engen Gesamtterminsituation wurde die Detailabstimmung im Winter 2013 / 2014 mit der Bauherrengruppe parallel zu den bereits laufenden Erd- und Gründungsarbeiten durchgeführt. Der Verein hatte zur Durchführung des Projektes verschiedene Arbeitsgruppen gebildet. Auf Grundlage der Meinungsbildung im Verein und in den Arbeitsgruppen erfolgte die Detailabstimmung zwischen den Planern und zwei Vereinsmitgliedern, die die Bauherrengruppe hierfür vertraten. So konnte im gesamten Planungsprozess das erforderliche hohe Maß an Kontinuität gewährleistet werden. Vor dem Hintergrund einer sehr früh erstellten, detaillierten Kostenberechnung wurden im Rahmen des Ausschreibungs- und Vergabeprozesses alle Detailfestlegungen nochmals auf den Prüfstand gestellt. Die Kindertagesstätte konnte dadurch im definierten Kostenrahmen realisiert werden und termingerecht unmittelbar nach den Sommerferien 2014 den Betrieb aufnehmen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Immer wieder fällt auf, mit welchem Engagement und mit welcher Kreativität sich private Akteure der Bauaufgabe Kindertagesstätte annehmen. Schlicht und unaufgeregt, für die Kinder als wesentliche Nutzer in Wahrnehmung und Funktionalität selbsterklärend sowie von außen mit wenigen Elementen die Ablesbarkeit der Nutzung darstellend stellt dieser Entwurf einen weiteren beispielgebenden Beitrag in dieser Hinsicht dar. Dabei erschließen sich formale Qualitäten, wie die differenzierte Rasterung der gartenseitigen Fenster, dem Betrachter erst auf den zweiten Blick.

Zudem stellt die Realisierung dieses Objektes einen Beitrag dahingehend dar, wie mit scheinbar unbebaubaren Restgrundstücken in den Bestandsstrukturen von Städten und Gemeinden sinnvoll umgegangen werden kann. Die Kompaktheit des Gebäudes, die dank der Schlankheit moderner Holzbaulösungen die Nutzung nicht einschränkt, ermöglicht einen großzügigen, abwechslungsreichen Außenraum.