modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 04/2017

Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2017

Übersicht über die Anbauflächen am Westdach mit Hochbeeten und gemeinsam genutztem Gewächshaus

Übersicht über die Anbauflächen am Westdach mit Hochbeeten und gemeinsam genutztem Gewächshaus

Dachgarten wagnis 4

DE-80797 München

Auszeichnung in der Kategorie Quartiersentwicklung / Wohnumfeld

Wamsler Rohloff Wirzmüller FreiRaumArchitekten

Landschaftsarchitektur

A2freising Architekten und Stadtplaner

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

Das genossenschaftliche Wohnprojekt wagnis 4 mit ca. 100 Bewohnern steht am Ackermannbogen in München in relativ grüner Umgebung, am Rand des Olympiaparks. Die 4-5-geschoßige Bebauung ist mit einer GFZ von ca. 1,0 noch relativ wenig verdichtet. Trotzdem war den Genossen im Planungsprozess relativ schnell klar, dass ihre Freiraumansprüche nicht allein im erdgeschossigen Hof unterzubringen sein würden. Die Bewohnerschaft wünschte sich gleichzeitig viele Bäume, sonnige Grünflächen, Bewegungs- und Spielraum für Kinder, ruhige Rückzugsräume wilde Natur, ausgedehnte Anbauflächen und vieles andere mehr.

Die Planer entschieden sich, die ruhe- und sonnenbedürftigen Freiraumnutzungen in einen Dachgarten über dem 3.Obergeschoß des Nordhauses auszulagern, und hier Rückzug und Grünerlebnis in unterschiedlich großen „Gartenzimmern“ zu ermöglichen. Das Dach über dem 3.Obergeschoß des Westhauses nimmt Anbauflächen für Gemüse auf, mit einem Gewächshaus in der Nordwestecke. Auf dem 5-geschossigen Osthaus gibt es im Nordosteck vier Ölweiden mit größerer Fernwirkung.

Die Dachflächen im Norden und Westen sind über den Aufzug im Osthaus barrierefrei zugänglich. Der Anteil an Belagsflächen wurde auf das erforderliche Mindestmaß reduziert. Geringe Belastungen ermöglichen „billige“ Wegeflächen aus liegend, mit großen Fugen und ohne Einfassung eingebauten Betonleistensteinen und eine Aufweitung als Holzdeck. Gehölze, Stauden und Gemüse wachsen in handwerklich vorgefertigten großen Trögen aus rohem Stahl. Für abgemagerte Rasenflächen, Gehölze und Stauden, Gemüse und kalkmeidende Kulturen wurden vier verschiedene Substratmischungen aus regionalen Grundstoffen eingesetzt. Die Pflanzung folgt einem durchgehenden Konzept, mit robusten mediterranen Staudenflächen und einem lichten Schirm aus Felsenbirnen und Sommerflieder.

Die Gemüsebeete werden jeweils von 2-3 Familien nebeneinander bewirtschaftet. Ähnliches gilt für das Gewächshaus, dessen Kosten und Bauaufwand sich 6 Familien geteilt haben. Für das gemeinschaftliche „Solettl“, einen unbeheizten Glaswintergarten am Treppenhaus Nord, hat sich unter den Genossen ein sonnenhungriger Sponsor gefunden.

Im Planungsprozess ist es gelungen, die Vielzahl der Sanitäreinrichtungen (Dachentlüfter, Dachabläufe) so zu bündeln und zu platzieren, dass sie die Nutzung und der Gesamteindruck des Dachgartens nicht stören.

Wichtigste Besonderheit des Projektes ist die starke Beteiligung der Bewohner schon im Planungsprozess, bei der Realisierung und im Unterhalt. Pflanzungen, Holzdecks und drei größere windschützende Liege- und Sitzmöbel wurde selbstbaugerecht geplant und (mit anfänglicher Anleitung durch die Landschaftsarchitekten) von den Bewohnern mit großem Engagement noch vor dem Einzug realisiert.

Der Dachgarten macht nach drei Jahren Nutzung und Pflege durch die Bewohner einen geordneten und gleichzeitig naturnahen Eindruck. Die wenigen eingesetzten Materialien (Lärchenholz, Betonleisten, patinierter roher Stahl) harmonisieren mit dem üppig wachsenden Grün.
Die Nutz- und Ziergartenflächen werden sehr intensiv angenommen, die Bewohner ziehen sich allein und in kleinen Gruppen zurück oder treffen sich zum Chillen und Grillen am Dach. Damit können sich auch die unbefestigten Freiflächen im Hof mit der großen Obstwiese „grüner“ entwickeln, als man das in dieser innerstädtischen Lage erwarten würde.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt „Dachgarten wagnis 4“ in Münchner Innenstadtlage beschäftigt sich mit einem wichtigen Zukunftsthema der Landschaftsarchitektur, der Gestaltung vielfältig nutzbarer, grüner, gleichzeitig naturnaher und ästhetisch ansprechender Gartenflächen auf Dächern. Die Auszeichnung in der Kategorie „Quartiersentwicklung/ Wohnumfeld“ würdigt auch die gelungene Partizipation und den damit einhergehenden Lernprozess aller Beteiligten am Beispiel Natur- und Landschaftsraum. Die Auszeichnung geht an „Dachgfarten wagnis 4“, Entwurfsverfasser: Wamsler Rohloff Wirzmüller FreiRaumArchitekten, Regensburg.
Das Dach über dem viergeschoßigen Nordhaus

Das Dach über dem viergeschoßigen Nordhaus

Übersicht über die Anbauflächen am Westdach mit Hochbeeten sowie gemeinsam genutztem Gewächshaus und dem Dachgarten Nordhaus

Übersicht über die Anbauflächen am Westdach mit Hochbeeten sowie gemeinsam genutztem Gewächshaus und dem Dachgarten Nordhaus

Windschutzmöbel aus Lärchenholz, erstellt in Eigenleistung der Bewohner

Windschutzmöbel aus Lärchenholz, erstellt in Eigenleistung der Bewohner

Gemeinschaftliche Beetnutzung am Westdach, in teilweise rollstuhlgerechten Hochbeeten

Gemeinschaftliche Beetnutzung am Westdach, in teilweise rollstuhlgerechten Hochbeeten

Gemeinschaftliche Beetnutzung am Westdach

Gemeinschaftliche Beetnutzung am Westdach

Gewächshaus mit Kräuterbeet und Leistensteinwegen; Blick zum Aufzug im fünfgeschoßigen Osthaus

Gewächshaus mit Kräuterbeet und Leistensteinwegen; Blick zum Aufzug im fünfgeschoßigen Osthaus

Bewohner beim Bau ihres "Solettl", im Hintergrund Dachbäume und Vogelhochhaus

Bewohner beim Bau ihres "Solettl", im Hintergrund Dachbäume und Vogelhochhaus

Innenhof

Innenhof

Innenhof mit Privatterrassen, Wasserlauf, Mooswand und naturnaher Obstwiese

Innenhof mit Privatterrassen, Wasserlauf, Mooswand und naturnaher Obstwiese

Innenhof

Innenhof