MI 4.1 - Quartier Heidestrasse

Die Stadtloge:

Ankunft

Als einer der prägenden Eindrücke bei der Einfahrt in den Berliner Hauptbahnhof kommt dem Projekt eine maßgebliche städtebauliche, wie emotionale Bedeutung zu. Begriffe wie Ankunft und Abschied, Bewegung und Verweilen sind die Themen, welche der Aufgabenstellung zu Grunde liegen.

Das Quartier gehört zu den ersten Eindrücken der Stadt aus der Bewegung. Das Haus bildet demzufolge das ruhende Pendant hierzu. Entsprechend seiner Setzung im Stadtgefüge wird die Figur transformiert. Bilder von Logen, Kabinetten und Theaterrängen, sowie von besetzten Wänden, drängen sich auf.

Der Ort wird als Stadttheater gelesen und das Haus als Stadtloge. Die Loge als privilegierter Ort im Stadttheater, als Sinnbild von Privatheit in der Öffentlichkeit und der wechselseitigen Sehnsucht ist das Kernthema des Entwurfs.

Eingang und Abschluss

In seiner Kubatur nimmt der Baukörper Bezug auf Typologien der Großstadt,
welche auch fragmentarisch auf dem Gelände der künftigen Europacity zu finden sind. Den vorgegebenen Baulinien folgend, wird der in sich ruhende Großkörper an seinen städtebaulich wesentlichen Kanten akzentuiert und ablesbar gemacht.

Zum einen ist dies die Gebäudekante des Hotels entlang der Heidestraße, zum anderen die städtebauliche Dominante des Turmgebäudes. Beide verweisen, sowohl in der Nah- als auch in der Fernwirkung, durch dezente Bewegung der Außenschicht, auf den Eingang in das Quartier Heidestraße.

Struktur und Vermittlung

Innerhalb dieser - auf das Wesentliche reduzierten - Modellierung des Baukörpers stellt die Behandlung der Außenraumbezüge der einzelnen Wohnungen zum öffentlichen Raum den weiteren Schwerpunkt dar.

Im systematisierten Fassadenaufbau kommt der Ausformulierung dieser Schnittstelle zwischen Außen- und Innen, Öffentlichkeit und Privatheit eine besondere Bedeutung zu. Diese wird durch die funktionalisierte Fenster- und Wintergarten – Schicht, gebildet. Konstruktiv bildet dieses Element sowohl die thermische Trennung, aber auch den notwendigen Schutzraum gegen den Außenlärm.

Dem Charakter der industriell vorgefertigten, tragenden Betonfertigteil – Fassade wird das entsprechend seiner Bedeutung „veredelte“ Element der Wintergärten eingeschoben. Darüber hinaus gibt dieser innere Außenraum Hinweis auf die Aktivität seiner Bewohner, was ihn deutlich von den umgebenden Gewerbebebauungen differenziert.

Nach außen materialisiert sich das Haus als Mittler zwischen den umgebenden Gebäuden des Sonder- und Gewerbegebiets, sowie der Nachbarbebauung entlang der Heidestraße. Auf einem klar ablesbaren Sockel liegend, wird dem monolithischen Nachbarn des Sondergebiets eine Struktur gegenübergestellt, welche seinen industriellen Charakter nicht verneint, gleichzeitig durch seine Oberfläche schon von Weitem als mit der Umgebung verwandt, aber nicht identisch ist.

Die Aufnahme der Traufhöhen der entstehenden Nachbarn geben dem städtischen Raum Halt. Zum privaten Innenhof wird der Baukörper mit den Außenflächen verzahnt und bietet durch vielfältige Nischen Rückzugs- und Aufenthaltsmöglichkeiten.