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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2017

Neubau Wache Nord und Zentrale Einsatzlogistik Schutz & Rettung (ZEL)

Mazinga

1. Rang / 1. Preis / Antrag zur Weiterbearbeitung

Enzmann Fischer Partner AG

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

ffbk Architekten

Projektsteuerung

s3-engineering / Sustainable System Solutions GmbH

TGA-Fachplanung

Enz & Partner GmbH

Verkehrsplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

SMLXL Landschaft + Städtebau

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das neue Gebäude für die Wache Nord tritt aus der Reihung der Gewerbebauten entlang der Binzmühlestrasse hervor und stösst mit seiner Südfassade bis an die Baulinie. Innerhalb des Konglomerats von sehr unterschiedlichen Nutzungen und Architektursprachen in diesem Abschnitt der Binzmühlestrasse positioniert es sich damit als öffentliches Gebäude, wobei die geforderte Bezugnahme auf die nachbarlichen Gebäude vernachlässigt wird. Gegen aussen zeigt das Projekt eine ruhige Silhouette und eine klar gestaltete Fassade. Im Arealinneren ist das Volumen differenzierter: mit seiner L-förmigen Anlage formuliert es einen grosszügigen Aussenbereich, der als Zufahrt, Anlieferung und Manövrierfläche dient, jedoch auch als Übungsplatz genutzt werden kann. Die Einfahrt in die unterirdische Einstellhalle erfolgt am nördlichen Rand dieses Platzes, Kreuzungen können somit weitgehend vermieden werden. Gleichzeitig werden die Bereiche des ewz-Unterwerks und der Wache Nord auf selbstverständliche Art zoniert. Neben den Einsatzfahrzeugen befinden sich auch die Containerstellplätze im Untergeschoss, wobei die grosszügig dimensionierte Erschliessungshalle auch dort ein konfliktfreies Manövrieren ermöglicht und als weitere Übungshalle dienen kann. Das eigentliche Herz des Projekts «Mazinga» stellt die grosse stützenfreie Übungshalle dar, die unmittelbar an den genannten Aussenbereich anschliesst und auch einen direkten betrieblichen Bezug zur Fahrzeughalle, zu den Werkstätten und zur Anlieferung aufweist. Auch die Nutzungen in den oberen Geschossen sind rund um die Übungshalle organisiert. Zwischengeschosse innerhalb der Hallenteile, die mit einläufigen Treppen angebunden werden, ergänzen die nutzbaren Flächen des Erdgeschosses wie auch des ersten Obergeschosses. Lichthöfe über die ganze Höhe setzen die Aufenthalts- und Büroräume in Bezug zur Übungshalle und gewährleisen sehr schöne Sicht- und Lichtbeziehungen zwischen den verschiedenen Nutzungseinheiten. Vorbild und Inspiration für den Entwurf stellen die teilweise heute noch bestehenden grosszügigen und funktionalen Industriehallen Oerlikons dar. Die Aufnahme und Weiterentwicklung von typischen architektonischen und konstruktiven Merkmalen des industriellen Bauens ist interessant. Das Gebäude ist geprägt von seiner klaren und kräftigen Konstruktion und Tragstruktur aus Beton. Es ist als Betonskelettbau mit einer selbsttragenden Hülle aus Trapezblech und Glas konzipiert. Die vorfabrizierten Rippendecken werden mit Überbeton zu einem Verbundsystem vergossen. Das geschosshohe Fachwerk im 1. Obergeschoss erlaubt den stützenfreien Übergang zwischen Übungshalle und Hof: bei aufgezogenen Hubtoren kann ein riesiger Übungsplatz genutzt werden. Die Südfassade ist als Solarfassade mit Solarpaneelen ausgebildet und vermittelt damit den Nachhaltigkeitsgedanken auch gegen aussen. Der hohe Anteil an Wiederholungen und an Vorfabrikation dürfte sich auf die Bauökonomie und die Bauzeit vorteilhaft auswirken. Die Seitenfassaden bieten Potenzial, die Einbindung in den Stadtraum und die Adressierung weiter zu verbessern. Das Betriebskonzept wird insgesamt sehr positiv bewertet, insbesondere stellt der grosszügig bemessene multifunktionale «Innenhof» ein hervorragendes Raumangebot dar. Ein gewisser, wenn auch geringer Konflikt besteht mit dem Werkstattbetrieb. Auch die Anordnung der Einsatzräume im Erdgeschoss ist noch nicht ganz zufriedenstellend gelöst. Aus logistischer Sicht müsste der zweite Lift als Warenlift dimensioniert sein. Die Räume für die Metallbearbeitung sind deutlich zu klein geraten. Die Wohn- und Aufenthaltsgeschosse für das Einsatzpersonal sind sehr angenehm, hell und wohnlich. Über die gut platzierten Rutschstangen ist die Fahrzeughalle schnell erreichbar. Die Geschossflächen liegen insgesamt über dem Durchschnitt der eingereichten Projekte; die Untergeschosse bergen noch Optimierungspotenzial. Das vorgeschlagene Tragwerkskonzept ist gut konzipiert und weist eine sowohl in vertikaler als auch horizontaler Richtung logische Lastabtragung auf. Die Tragstruktur ist in Massivbauweise hergestellt und besteht grösstenteils aus vorfabrizierten Betonelementen, welche mit den Ortbetonkonstruktionen zu einer effizienten Einheit vergossen werden. Das Tragwerk positioniert sich eindeutig im Raumgefüge und verstärkt den industriellen Charakter des Gebäudes. Die Verfassenden haben sich sehr intensiv mit den Eigenheiten des Orts wie auch den Anforderungen des Raumprogramms beschäftigt, was sich im stimmigen Gesamtkonzept und im betrieblich, konstruktiv und räumlich sehr durchdachten und ausgereiften Projektvorschlag ausdrückt. Nebst seiner guten Funktionalität zeichnet sich das Projekt «Mazinga» auch durch das kohärente Energiekonzept und die glaubwürdige Auseinandersetzung mit Themen der Nachhaltigkeit aus. Der Vorschlag für die Erweiterung überzeugt nicht gleichermassen, verändert er doch die Silhouette des Baukörpers gegen aussen massgeblich. Ebenso überzeugt die Bezugnahme zu den Nachbarsbauten an der Binzmühlestrasse noch nicht vollumfänglich. Als schönes abschliessendes Detail sei die zeichenhafte bewegliche Montage- und Unterhaltstreppe entlang der Südfassade erwähnt, die gleichzeitig funktionell und verspielt wirkt: Sie unterstützt die Präsenz und Dynamik der Wache Nord, die in diesem durchdachten und attraktiven Projekt zum Ausdruck kommt.