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Award / Auszeichnung | 07/2017

Beispielhaftes Bauen im Main-Tauber-Kreis 2010 - 2017

Erweiterung der Gastronomie auf der Burg Wertheim

DE-97877 Wertheim, Schlossgasse 11

Auszeichnung

punkt4 architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2013
    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

Alte Zeiten, neuer Raum

Aufgabe war es, ein Erweiterungsgebäude für die Burggastronomie mit Küche/ Lager, Sanitär- und Sozialräumen zu schaffen.
Der Standort: eine bewirtschaftete Burgruine, hoch über dem Maintal, mit integrierten Veranstaltungsräumen, Restaurant, Biergarten sowie einem Open-Air-Gelände.
Enges und steiles Gelände, gedrängte Gebäudeverhältnisse in exponierter Lage. Der folgerichtige Denkansatz: hoher Vorfertigungsgrad, leichte Bauelemente und kontrastreiches Material zwischen Historie und Gegenwart.

Küchenfunktionsgebäude

Das neu errichtete Gebäude erscheint als eigenständiges, jedoch untergeordnetes Funktionsgebäude. Im Erdgeschoss befindet sich die Restaurantküche, die Sanitärräume für die Besucher und Sozialräume für Mitarbeiter im Obergeschoss. In diesem Anbau ist auch ein Aufzug zur barrierefreien Erschließung untergebracht.

Anbauten dieser Art gab es über die Jahrhunderte viele auf den Burgen; seinerzeit meist als einfache Fachwerk- oder Holznebengebäude.
Das neue Küchengebäude mit der Fassade aus unterschiedlich stark dimensionierten Eichenkanteln, nimmt diese Tradition auf und steht als Solitär im Raum des nicht mehr vorhanden Johannisbau neben dem Treppenturm.

Durch den Fassadenrücksprung und den Materialwechsel zu den artifiziellen HPL Platten und die dadurch entstehende Fuge, wird die respektvolle Haltung gegenüber dem vorh. Gemäuer betont. Die Fensteröffnungen im neuen Gebäude sind in Anlehnung an vorh. Fenster gleich proportioniert und lediglich der jeweiligen Nutzung entsprechend skaliert.

Konstruktiv ist die Küche zweigeschossig in Holzrahmenbauweise errichtet, eindeutig als Nebengebäude zu erkennen; abgerückt vom historischen Gemäuer und dennoch selbstbewusst als Garant für das Fortbestehen und Gelingen der Gastronomie und damit für die Akzeptanz und somit Weiterbestehen der Burg.

Löwensteiner Bau

Der Löwensteiner Bau vermittelte das Bild der romantischen Ruine. Ein Raum, ein Gebäude das als Wohngebäude errichtet wurde und durch eine Pulverexplosion zerstörte, als Pferdestall genutzt wurde. Ein Raum ohne dimensionierte Größenverhältnisse, reduziert auf Außenwände mit Fensteröffnungen ohne Geschossgliederung bis zu 17 m hoch und einige wenige Ansätze und Einbindepunkte von Widerlager der Kreuzgratgewölbe.

Der eingefügte Baukörper, die Decke mit der Tragkonstruktion in Form einer Sichtbetonscheibe und zweier Stützen, proportioniert den Raum und lässt ihn in seiner eigentlichen Dimensionierung erfahrbar werden. Die Raumhöhe von rd. fünf Metern zieht sich nun nachvollziehbar aus dem Restaurant in diesen neu geschaffenen Raum. Die Treppe erschließt den Rittersaal und die Dachterrasse.

Die Sandsteinoberflächen bleiben unberührt, der bekannte und beliebte Charakter des Gemäuers bleibt erhalten! Das neue Material ist handwerklich verarbeiteter Beton, Stahl und Holz. Durch das Abfasen der neuen Decke und dem dadurch als Abstand zum historischen Gemäuer erscheinenden neuen Bauteil wird auch hier gebührlicher Respekt verdeutlicht.

Der Dielenboden distanziert sich durch eine Kiesfuge ebenfalls vom Mauerwerk. Durch eine Stahlheizleise im Sockelbereich, wird das Mauerwerk temperiert und somit auf lange Sicht trockengehalten.

Durch die Decke entsteht im Obergeschoss eine Fläche, die durch die einfache Betonlaterne erschlossen gastronomisch als Dachterrasse genutzt wird. Dort bleibt der Eindruck des offenen Raumes in der Ruine erhalten. Die Fläche im Gemäuer ist deutlich proportionierter und es wird ein Ausblick durch die vorh. Fensteröffnungen über die Stadt gewährt.