Award / Auszeichnung | 07/2017
DGNB Preis „Nachhaltiges Bauen" 2017
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Innenansicht
Betriebsgebäude Fa. elobau
DE-07330 Probstzella, Am Überlandwerk 1B
Nominierung
Architektur
Landschaftsarchitektur
Tragwerksplanung
Bauherren
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Gewerbe-, Industriebauten
-
Projektgröße:
2.140m² (geschätzt)
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 08/2015
Fertigstellung: 09/2016
Projektbeschreibung
Der Bau besteht aus einem flachen Kopfbau mit Büros, teilweise darüber befindlichen Neben- und Technikräumen und der direkt an die Büros angrenzenden Produktionshalle mit ca. 1.150 m² Fläche. Auf einer Teilfläche der Halle soll für eine präzisere Fertigung eine Zone geschaffen werden, deren Temperatur im Bereich +-1°C konstant bleibt. Die Halle kann bei Bedarf später in gleicher Bauweise um mehrere Achsen erweitert werden.
Der Eingangsbereich orientiert sich hin zur Zufahrt und nimmt Bezug auf zum einzigen Bestandsgebäude im näheren Umfeld. Ein Baumhain besetzt den Zwischenraum und überdeckt den Mitarbeiterparkplatz. Der Hain setzt sich locker entlang des Gebäudes neben der Erschließungsstrasse fort, die zum Betriebshof am anderen Ende der Halle führt. Zwischen Eingang, Büroräumen, Personal- und Besprechungsraum befindet sich ein eingezogener Lichthof als "grünes Zimmer".
Die Sockelzone ist durchgehend verglast und verbindet auf diese Weise unterschiedslos und demokratisch die Büros mit der unmittelbar daneben befindlichen Produktionshalle. Die Transparenz und die gleichwertige Ausführung der Fassaden in Büro und Halle soll die Idee der Teamarbeit stärken. Über dem Sockel liegt leicht verschoben ein flächig gestaltetes geschlossenes Volumen. Dessen Fassade aus Schieferplatten nimmt Bezug auf zum Materialeinsatz der traditionellen Bauweise im Schiefergebirge. Es enthält die Technik, Umkleiden, sowie den Luftraum der Halle und bildet ein Vordach über dem Ladehof.
Fassadenkonzept
Das Fassadenkonzept knüpft an das in der Region traditionell verwendete Schiefermaterial an. Kompositorisch wird das Material eingesetzt, um die Masse der Großform des Baukörpers zu betonen und in ein spannungsvolles Verhältnis gegen das vollständig transparente Erdgeschoss zu setzen. Die traditionelle Deckungsart erfährt in dieser Anwendung eine moderne Interpretation, indem die mikrotypischen Materialeigenschaften des Schiefers sich in der monolithischen Großform des Gebäudes spiegelnd abgebildet werden. Einzelne Fassadenflächen sind leicht aus der Vertikalen geneigt und erzeugen so die dramatische Erscheinung einer Fassadenfläche, die zerklüftet und gleichsam selbstähnlich der Oberfläche der einzelnen Schieferschindel erscheint. In den Schnittstellen der geneigten Fassadenflächen wird eine - der rauen Fassadenoberfläche unterlegte - glänzende Haut sichtbar, die das Fassadenspiel überhöht und dem Passanten in unterschiedlichen Blickwinkeln überraschend offenbar wird.
Veröffentlichungen
2016: Ausgewählte Bauten - Informationsdienst Holz
Beurteilung durch das Preisgericht
Der teilverglaste und mit Schiefer (lokaler Bezug zum Schiefergebirge) verkleidete Bau schafft eine angenehme und lichtdurchflutete Arbeitsatmosphäre für die Mitarbeiter und sichert den Außenbezug. Neben der Qualität des Arbeitsplatzes setzt die Firma elobau mit dem Neubau insbesondere in der Energiebilanz bzw. Energieautarkie sowie in der Baukonstruktion und der Verwendung von Baubuchenholz neue Maßstäbe in Bezug auf Nachhaltigkeit. Das Gebäude wurde als Plusenergiegebäude geplant und gebaut. Die dachintegrierte PV-Anlage erzeugt in der Jahresbilanz mehr Strom als das Gebäude inklusive des Nutzerstroms und Produktionsstroms verbraucht. Ausgehend von dem Ansatz, dass der Eigenstromanteil erhöht werden sollte, um die Netzeinspeisung und damit Netzbelastung zu verringern, konnte durch den Einsatz von Batteriespeichern die Stromautarkie auf 60% erhöht werden. Fremdbezug wird ausschließlich über grünen Strom gedeckt. Die Wärme- und Kälteerzeugung erfolgt über eine geothermische Wärmepumpe.
Insgesamt können dadurch die CO2-Emissionen des Gebäudes dauerhaft auf ein Minimum reduziert werden. Um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, wurde die Halle mit einer Holzkonstruktion realisiert (25m Spannweite). Die Konstruktion wurde nicht wie üblich aus Nadelholz erstellt, sondern aus Laubholz, genauer gesagt aus Baubuche, einem Furnierschichtholz aus europäischer Rotbuche. Seit August 2014 ist dieser industriell hergestellte, konstruktive Werkstoff aus Laubholz verfügbar. Er besitzt eine außergewöhnlich hohe Tragfähigkeit und ermöglicht schlankere Bauteile sowie größere Spannweiten im Holzbau. Im Vergleich zu Nadelholzwerkstoffen führt der Einsatz von Baubuche zu erheblichen Materialeinsparungen. Die Verwendung beim elobau-Neubau ebnet auch in ästhetischer Hinsicht neue Wege, die insbesondere in den offenen Streben-Fachwerkträgern der Hallendecke sichtbar wird, die im Querschnitt eher an ein Stahltragwerk erinnern, jedoch aus nachwachsendem Rohstoff gefertigt wurden. Klimawandel sorgt dafür, dass sich die Fichte als schnittfähiges Massenholz zurückzieht. Dieses Projekt zeigt durch die Verwendung von Baubuche exemplarisch die Möglichkeiten des Einsatzes von Laubholz als Baustoff auf und weist damit einen weiteren Weg hin zu einer alternativen Entwicklung der Bau- und Forstwirtschaft als Adaption zum Klimawandel.
Das Projekt zeigt deutlich, dass die Themen Soziales (Aufenthaltsqualität), Klimaschutz (hoher Energieautarkiegrad, Plusenergie) und ökologisch-ökonomische Kreisläufe (Baubuche, Energiespeicher) durch Engagement von privaten Bauherrn vorbildlich in einem Neubau vereinigt werden können. Die DGNB Jury würdigt die Vorreiterrolle des Projekts „elobau Werkzeugbau Probstzella“ mit einer Nominierung für den diesjährigen DGNB Preis „Nachhaltiges Bauen“.
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Fernwirkung, Blick des Vorbeifahrenden
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Südwesten, Zugang, Verwaltung, Birkenhain
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Patio, grünes Zimmer zwischen Foyer und Personalraum
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Blick des Bahn-Reisenden, Südfassade
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Betriebshof von Nordosten
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau - Produktionshalle Betriebshof von Südosten
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Produktionshalle vor dem Ausbau
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Produktionshalle vor dem Ausbau
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Detailansicht
©Fotodesign Peters, Amerang
elobau Produktionshalle - Produktion Innen
©F64 Architekten
elobau Produktionshalle - Lageplan
©F64 Architekten
elobau Produktionshalle - Grundriss EG
©F64 Architekten
elobau Produktionshalle - Grundriss OG
©F64 Architekten
elobau Produktionshalle - Längsschnitt
©F64 Architekten
elobau Produktionshalle - Querschnitt