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Award / Auszeichnung | 07/2017

DGNB Preis „Nachhaltiges Bauen" 2017

Genossenschaftliche Wohnanlage wagnisArt

DE-80807 München

Sieger

bogevischs buero

Architektur

HABLE ARCHITEKTEN

Architektur

Schindler Architekten

Architektur

bauchplan ).(

Landschaftsarchitektur

Auböck + Kárász Landscape Architecture Design

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro EST EnergieSystemTechnik GmbH

TGA-Fachplanung

Wohnbaugenossenschaft wagnis eG

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    20.275m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

Das Grundstück liegt wie eine Insel am südöstlichen Ende des neuen Quartiers. Die Vorgaben des Bebauungsplans beschränkten sich auf eine umlaufende Baugrenze und eine maximale Geschosszahl von fünf Geschossen. Dies bot die Möglichkeit, Gebäude frei zu formen, die über Plätze und Durchgänge mit der umgebenden Nachbarschaft in einen Dialog treten und gleichzeitig im Inneren einen Ort der Gemeinschaft bilden. Die Gebäudegruppe besteht aus fünf freistehenden Baukörpern, die von den Bewohnern nach den fünf Erdteilen benannt wurden und sich jeweils um einen zentralen Erschließungskern fügen. Die Häuser sind miteinander in zurückspringenden Dachgeschossen über Brücken verknüpft. So enstand eine Dachgartenlandschaft von einmaliger Größe und Vielfalt.

Neben herkömmlichen Wohnungen wurden auch neue Wohnformen umgesetzt. Im Erdgeschoss der Häuser entstand eine Vielzahl an Gemeinschaftsräumen, Ateliers, Werkstätten und Freiräumen, die den Bewohnern und darüber hinaus dem gesamten Quartier dienen.

Ein Grundsatz der wagnis eG ist die Partizipation – die Beteiligung der Bewohner am Planungsprozess. Nach gemeinsam festgelegten Regelwerken wurden von den zukünftigen Bewohnern gemeinsam mit den Architekten Gestaltungselemente entwickelt. Ein zentraler Aspekt für die Gemeinschaft sind die verschiedenen Flächen im Freiraum. Hofräume und Zwischenräume dienen dem Ankommen und der Begegnung. Direkt vor den Gebäuden wurden die Freiflächen als Erweiterung der angrenzenden Nutzungen geplant – als Caféterrasse, als erweiterte Arbeitsbereiche vor den Ateliers und Werkstätten, zum Aufenthalt vor den Gemeinschaftsräumen und als Vorbereiche vor den Hauseingängen.

Eine Besonderheit der Wohnanlage sind die so genannten „Clusterwohnungen“, die hier zum ersten Mal in München realisiert wurden. Bis zu acht kleine Appartments mit Bad und Kochnische wurden um gemeinschaftliche Wohnbereiche angeordnet. So sind gemeinschaftliche Großwohnungen mit bis zu 400 m² Wohnfläche entstanden.

Beurteilung durch das Preisgericht

wagnisART ist ein genossenschaftliches Wohnbauprojekt, das in vieler Hinsicht als vorbildhaft und einmalig in Deutschland gilt.

Durch die Einbindung der zukünftigen Mieter in den Planungsprozess mittels Workshops, Zieldefinition und entscheidungsfördernden Maßnahmen entsteht eine bemerkenswerte, die Gemeinschaft fördernde Architektur. Sie zeigt sich auch in der außergewöhnlichen Anordnung, Verbindung und Ausformung der einzelnen Gebäude. Die polygonalen Häuser mit ihren frei geformten Grundrissen entstehen in einer selbstverständlichen und nachvollziehbaren Art aufgrund der unterschiedlichen Wohntypologien. Die hochwertig gestalteten Innenhöfe, die als Dorfplätze mit unterschiedlichen Nutzungsangeboten angelegt wurden, öffnen sich nach außen und werden durch die Baukörper verbindenden Brücken zu geborgenen Innenbereichen. So bekommt die Gesamtanlage der genossenschaftlichen Wohnungen auch etwas von einem Zentrumscharakter für die ganze Neubebauung des Quartiers und Anschluss an die bestehende Künstlerkolonie.

Das vielfältige Wohnungsangebot, mit fast 40 % der Wohnungen als Clusterwohnungen, zeichnet sich durch die besondere Eignung für Mehrgenerationen-Wohnen aus. Die Cluster bestehen aus privaten Wohneinheiten, gekoppelt mit Gemeinschaftsflächen zu einer „Groß-WG“. Gemeinschaftliche Nutzungsangebote wie Waschsalon mit Nähstube, Kaffee, Versammlungsraum, Dachgärten und Brücken ergänzen auf sinnvolle und die Gemeinschaft fördernde Weise die Wohnanlage. Großzügige Raumangebote, auch für private Zusatznutzungen in Treppenhäusern und auf den Brücken, zeichnen die Lebensräume aus.

Die Themen des Dreisäulenmodells der nachhaltigen Bauweise sind in vielen Bereichen sehr gut integriert. Zu den soziokulturellen und ökonomischen Zielen werden die ökologischen Ziele ebenfalls sehr gut erfüllt. Als zertifiziertes Passivhaus mit niedrigem Wärmebedarf und günstigem A/V Wert, Photovoltaikanlagen auf den Dächern, Stahlbeton-Holz-Hybridbauweise und Mobilitätskonzept erfüllt es die Anforderungen einer zeitgemäßen Bauweise.

Idealerweise hätten die Außenmaterialien der Gebäude hinsichtlich Material- und habtischen Qualitäten optimiert werden können, um die besondere formale Ausbildung im Grundriss der Häuser zu unterstützen und die hohe Wohnqualität, die in einem ausführlichen Planungsprozess erarbeitet wurde, besser in das Quartier zu kommunizieren.

Der partizipative Planungsprozess, die städtebauliche Anordnung, die verschiedenen Wohnformen, die gemeinschaftlichen Nutzungsangebote und die nachhaltige Bauweise überzeugen die Jury von der besonderen Qualität der baulichen Anlage. Sie hat das Projekt „Gemeinschaftlich nachhaltig bauen – wagnisART“ für den diesjährigen DGNB Preis „Nachhaltiges Bauen“ nominiert.