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Award / Auszeichnung | 06/2017

Hugo-HĂ€ring-Auszeichnung 2017 BDA Kreisgruppe Mannheim

Kreativwirtschaftszentrum C-HUB

DE-68159 Mannheim

Auszeichnung

Hartwig Schneider Architekten

Architektur

JO CARLE ARCHITEKTEN PartGmbB

Architektur

Mundsinger + Hans I freie Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Stadt Mannheim

Bauherren

Projektdaten

  • GebĂ€udetyp:

    DenkmÀler, GedenkstÀtten

  • ProjektgrĂ¶ĂŸe:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2013
    Fertigstellung: 07/2015

Projektbeschreibung

Aufgabe und Ort

Der Neubau soll die Entwicklung der Hafenstrasse in Mannheim-Jungbusch zu einer lebendigen Hafenmeile unterstĂŒtzen und dabei historisch gewachsene, identitĂ€tsstiftende Strukturen durch behutsame Weiterentwicklung stĂ€rken und so positive Impulse fĂŒr die Entwicklung des Quartiers erzielen.
Der Jungbusch ist ein multi-ethnisch geprĂ€gter Stadtteil mit vielfĂ€ltigen Integrationsherausforderungen. UrsprĂŒnglich angelegt als reprĂ€sentatives Wohnquartier von Kaufleuten, entwickelte sich der Jungbusch nach dem 2. Weltkrieg zunĂ€chst zum „Rotlichtviertel“ und seit den 1970er Jahren zum Anlaufpunkt von Migranten aus aller Welt. Heute liegt der Anteil von Einwohnern mit Migrationshintergrund bei 61%.

Das Ensemble, bestehend aus dem Neubau des BĂŒrogebĂ€udes „C-HUB“ und dem Umbau der ehemaligen Lagerhalle, unter Erhalt der denkmalgeschĂŒtzten Ziegelfassaden, als Galerie fĂŒr Gegenwartskunst „Port 25“ mit Gastronomie, reagiert auf die besondere AtmosphĂ€re des Ortes, die geprĂ€gt wird von der Lage am Kanal, dem rauen Charme der Hafenanlagen und den umliegenden historischen Bauten wie der KauffmannmĂŒhle.

Mit ihrer offenen Raumstruktur, die weniger auf ReprĂ€sentation, als auf Gebrauch und Aneignung ausgerichtet ist, bieten beide GebĂ€ude ein Umfeld fĂŒr Arbeit und Kommunikation, das die besonderen BedĂŒrfnisse der kreativen Branche umsetzt.
Das Kreativwirtschaftszentrum ist Teil eines der wichtigsten Kompetenznetzwerke fĂŒr die Musik- und Kreativwirtschaft in Deutschland. „Das Mannheimer Modell“, bestehend aus Popakademie, ExistenzgrĂŒnderzentrum Musikpark und Beauftragten fĂŒr Musik- und Popkultur ist bundesweit bekannt und hat Vorbildcharakter.

StÀdtebauliches Konzept

Die bestehenden stĂ€dtebaulichen Kanten werden durch die klaren Baukörper mit zum Kanal hin orientierten Fronten aufgenommen und stĂ€rken die durchlĂ€ssige stĂ€dtebauliche Struktur der Hafenmeile. Der zum Wasser offene Raum zwischen den Bauten erlaubt vielfĂ€ltige Nutzungen fĂŒr Kultur, Kunst und Freizeit und wertet diesen Bereich attraktiv auf. Dieser stĂ€dtebaulichen Disposition entsprechend wurden die Bauten konsequent als eine bauliche Einheit entwickelt. Dadurch wird dem Wunsch nach Synergien und Zusammenspiel der eigenstĂ€ndigen GebĂ€ude baulich Ausdruck verliehen und ein starkes stĂ€dtebauliches Ensemble geschaffen.

In Anlehnung an den industriellen Charakter der Ziegelbauten wird durchgefĂ€rbter ziegelroter Ortbeton mit rauer, liegender Bretterschalung verwendet. Mit seiner Höhenentwicklung und prĂ€gnanten Struktur tritt das BĂŒrohaus in einen Dialog mit den mĂ€chtigen IndustriedenkmĂ€lern KauffmannmĂŒhle und SpeichergebĂ€ude. PrĂ€zise gesetzt, definiert es den Auftakt der kreativen Hafenmeile neu.

Der Quartiersplatz wird rĂ€umlich gefasst, bleibt durch das AbrĂŒcken des Baukörpers von der sĂŒdlichen Baugrenze aber eigenstĂ€ndig. Allseitig einsehbare und zugĂ€ngliche Erdgeschosszonen mit Showrooms, LĂ€den oder WerkstĂ€tten, beleben den öffentlichen Raum und tragen so zur Verflechtung mit der Umgebung bei.

Mit dem neuen Zentrum wird ein weiterer Meilenstein zur nachhaltigen BewÀltigung des Strukturwandels von einem von BrachflÀchen geprÀgten Industrie- zu einem aufstrebenden Standort der Kreativwirtschaft gesetzt. In ErgÀnzung zur Musikwirtschaft wird mit diesem Projekt die Ansiedlung von Unternehmen aus den Bereichen Design, Fotografie, Mode, Film und Kulturwirtschaft realisiert.
Der Entwurf ging aus dem 1.Preis eines Realisierungswettbewerbs nach RPW mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren hervor.

Die Baukörper definieren einen neuen öffentlichen Außenraum großer UrbanitĂ€t und atmosphĂ€rischer Dichte. Von diesem offenen Durchgang ergeben sich reizvolle Einblicke in sĂ€mtliche öffentlichen Nutzungen und ein direkter Zugang zu allen Bereichen des Kreativwirtschaftszentrums. Der Hof wird zum kommunikativen Vermittler zwischen den GebĂ€uden und zwischen Ensemble und Quartier. Die direkt am Wasser situierte Terrasse erweitert diesen Raum ĂŒber die Promenade hinweg.

BĂŒros und Showrooms

In Anlehnung an die von der Kreativbranche bevorzugten Gewerbe- und Industrielofts, bestimmt die klare, robuste Baustruktur den offenen Werkstattcharakter des BĂŒrohauses. Im Inneren ermöglicht dieser individuelle Aneignung und kommunikatives Miteinander. Aufweitungen der Erschließungszonen mit zweigeschossigen zum Kanal orientierten Kommunikations- und Pausenbereichen, schaffen besondere Orte im GebĂ€ude und fördern den sozialen Austausch. Versetzbare TrennwĂ€nde, ein modulares Heizungssystem und Fassadenraster und ein flĂ€chiger Hohlraumboden ermöglichen FlexibilitĂ€t und Umnutzung.

Deckenhohe Verglasung mit außenliegendem Sonnen-und Blendschutz aller RĂ€ume fĂŒhrt zu einer sehr guten Tageslichtbelichtung und ermöglicht reizvolle Ausblicke. Die technische GebĂ€udeausrĂŒstung beschrĂ€nkt sich auf das Notwendigste. Die Geschossdecken sind bauteilaktiviert. Der geringe Aufwand fĂŒr Betrieb, Wartung, Pflege erzeugt geringe Kosten im Lebenszyklus.

Galerie „Port25“ Gastronomie und Veranstaltungsraum.

Die zweigeschossige Lagerhalle mit ihren denkmalgeschĂŒtzten Ziegelfassaden wird zum Veranstaltungsort fĂŒr öffentliche Gemeinschaftsnutzungen umgebaut.
Innen wird eine neue Stahlbetonkonstruktion auf Grundlage der bestehenden strukturellen Ordnung errichtet. Die daraus resultierende einfache, klare rĂ€umliche Konfiguration ermöglicht das Zusammenschalten, ebenso wie die getrennte Nutzung der Bereiche. Mit 590 qm stĂŒtzenfreiem Ausstellungsraum im OG und dem wahlweise als Foyer, „Schaufenster“ oder Ausstellungsbereich zuschaltbaren Raum im EG, verfĂŒgt die stĂ€dtische Galerie ĂŒber ein flexibles, prĂ€gnantes Raumangebot.
Der Großraum wird von der Stahlbetonkonstruktion stĂŒtzenfrei ĂŒberspannt.

Das Oberlicht sorgt fĂŒr diffuse, blendfreie Ausleuchtung des Raumes und macht die neue öffentliche Nutzung auch in den Abendstunden nach Außen erkennbar. Innenrollos erlauben einen wartungsarmen Sonnenschutz und Abdunklung. Durch den geringen Glasanteil können stabile klimatische Bedingungen ohne grossen Aufwand in der technischen AusrĂŒstung und im Betrieb erreicht werden.

Die zu mehr als 80% geschlossenen denkmalgeschĂŒtzten gemauerten AußenwĂ€nde werden zwischengedĂ€mmt und erhalten eine Betoninnenschale und großzĂŒgige Öffnungen im EG. Zu- und Abluft der sensorgesteuerten LĂŒftungsanlagen werden in den mehrschaligen StirnwĂ€nden, SchĂ€chten und abgehĂ€ngten Decken gefĂŒhrt und in der Galerie ĂŒber Boden- und Wandfugen eingebracht.

Gestaltung

SchlĂŒsselelement des Entwurfes ist die Reduktion auf das Wesentliche, im Sinne eines sparsamen, flexiblen GebĂ€udekonzeptes, aber auch als Antwort auf die Frage nach den Voraussetzungen fĂŒr kreatives Arbeiten. Die Gestaltung vermeidet beliebige modische Akzente und ist frei von Nostalgie und pittoresker Anpassung. Dem industriellen Charakter des Ortes wird mit einer unprĂ€tentiösen, von einfachen, klaren Formen und vom prĂ€gnanten strukturellen Aufbau der GebĂ€ude bestimmten Architektur und Gestaltung entsprochen, die dem gewĂŒnschten „openhouse“ Charakter entspricht. Die taktilen Eigenschaften der RĂ€ume werden von sichtbaren Strukturen und FĂŒgungen in reduzierten, unbehandelten Materialien bestimmt.

Bauherr Stadt Mannheim
Realisierungswettbewerb 1.Preis 2011
Leistungszeitraum 2012-2015
Leistungsphasen 1-9
Gesamtbaukosten 16 Mio. Euro

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Kreativwirtschaftszentrum C-HUB wird die Entwicklung neuer, Impuls gebender, markanter Kulturbausteine im Jungbusch unmittelbar am Kanal weitergefĂŒhrt.
Die zwei vollstĂ€ndig getrennten GebĂ€ude entwickeln insbesondere ĂŒber die MaterialitĂ€t des durchgefĂ€rbten Betons und den Erhalt der historischen Ziegelfassaden eine starke Ensemblebildung und fĂŒgen sich im Sinne der ehemaligen, vorgefundenen Industriearchitekturen aufgrund ihrer Robustheit und SkulpturalitĂ€t hervorragend in die ehemalige Hafenlandschaft ein. Das neu geschaffene GegenĂŒber von Neubau und Bestand stĂ€rkt durch seine SelbstverstĂ€ndlichkeit das historische Umfeld und verleiht ihm eine neue, besondere IdentitĂ€t. Die durch den gemeinsamen Hofbereich geschaffene offene Kommunikationszone stellt mit ihrer DurchlĂ€ssigkeit zum ehemaligen Hafen die Beziehung zwischen Wasser und Quartier her und schafft so einen besonderen Ort von hoher AtmosphĂ€re. Insgesamt dient die rohe und stringente
Gestaltung als hervorragende Plattform fĂŒr die kreative Bespielung. Die klare Grundrissorganisation lĂ€sst eine hohe FlexibilitĂ€t in der Nutzung entstehen und schafft vielfĂ€ltige Raumbeziehungen, Durchblicke und LuftrĂ€ume. Durch die sinnlich haptische Materialanmutung und die sorgfĂ€ltige Proportionierung der Bauteile entsteht ein zeitloses wie charakterstarkes GebĂ€ude bei hervorragender Konstruktions- und AusfĂŒhrungsqualitĂ€t.