Auszeichnung „Vorbildliche Bauten“ im Land Hessen 2017

Ein Konzepthaus, zweifellos. Sicher war es eine günstige Voraussetzung, dass der Bauherr und sein Sohn selbst zu den Baubeflissenen zählen und damit eine wissende Sympathie für Architektur bestand, in der eine intensive Auseinandersetzung mit dem Entwurf möglich war.

Das Haus für ein älteres Ehepaar formuliert das Wohnen neu. Das Gehäuse, das wie eine abstrakte, begehbare Skulptur wirkt, bietet ebenerdig eine sehr funktionale, erlebnisreiche Wohnfläche. Die sechs unterschiedlich hohen Kuben verbindet eine sich labyrinthisch verzweigende, offene Wohnhalle, an deren Endpunkten sich schwellenlos, aber störungsfrei, Garderobe, Esstisch, Arbeitsplatz oder auch nur Ausblicke anbieten. Im Zentrum treffen sich die Wege bei den Polstersesseln vor dem Kamin. Dieser innere, bodentief verglaste Baukörper ist niedriger als die massiven Funktionswürfel, die dadurch wie ein kleines städtisches Ensemble wirken. Die abgeschlossenen Räume bergen maßvoll bemessene Zimmer, wobei die Raffinesse darin besteht, dass nahezu alle Wände bis unter die Decke von akkurat geschreinerten Schränken oder Borden begleitet werden, was den introvertierten, massiven Charakter erhöht. Dazwischen eingelassene Schiebetüren oder erkerartige Ecksituationen zeigen, wie Funktion und Detail zusammenfinden. Überhaupt ist es ein Haus für die Nahaufnahme, man möchte mit den Händen entlangstreifen an den bündigen Stoßleisten, geklebten Scheiben, millimetergenau eingesetzten Zargen. Material und Farben sind auf ein Lichtgrau und Schwarz reduziert, die noch angelehnten Bilder müssen keine Konkurrenz befürchten.

Kostengünstig und nachhaltig bauen heißt auch, dass man in einem Haus bleiben möchte und es lange unverändert mit Leben erfüllen kann.