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Award / Auszeichnung | 07/2017

Auszeichnung „Vorbildliche Bauten“ im Land Hessen 2017

Historisches Museum Frankfurt (Römerberg)

DE-60311 Frankfurt am Main

Auszeichnung

LRO GmbH & Co. KG

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Das historische Museum in Frankfurt gehört zu den ältesten Einrichtungen seiner Art. Unmittelbar am Zentrum, dem Römerberg. In der Innenstadt zum Main hin, war es bis in die zehner Jahre in einem Ensemble historischer Bauten und in einem Erweiterungsbau aus den siebziger Jahren in Stahlbetonbauweise untergebracht. Dieses Gebäude war aus technischen Gründen, den Brandschutz, die Fluchtwege wie auch die Schadstoffbelastung betreffend, abgängig.

Deshalb schrieb die Stadt einen Wettbewerb für einen Neubau aus, mit dem zum einen eine stadträumliche Verbesserung der Gesamtsituation erwartet wurde, auf der anderen Seite den geforderten musealen Anforderungen Rechnung getragen werden sollte. Nach Fertigstellung wird der neue Ausstellungsbau zusammen mit den bestehenden historischen Gebäuden eine Einheit bilden.

In einem ersten Schritt erfolgte die Sanierung der Altbauten durch das Büro Diezinger und Kramer, indem bis zur Fertigstellung des ergänzenden Neubaus der Betrieb des Museums stattfindet.

Der Entwurf für die Erweiterung sieht vor, zwischen den Altbauten und den zusätzlichen Ausstellungsräumen einen städtischen Platz aufzuspannen, der auf seinen Schmalseiten durch den sogenannten Stauferbau und einem der wenigen durch Kriegszerstörungen verschont gebliebenen Fachwerkgebäude, dem Haus Wertheym, begrenzt wird. Unter diesem Platz befindet sich die Verteilerebene, bzw. ein unteres Foyer, von dem die Ausstellungsebenen auf vier Geschossen erreicht werden. Ein besonderes Merkmal des Baukörpers ist sein Dach, das aus zwei aneinander liegenden Satteldächern in Längsrichtung gebildet ist.

Ein Museum, das sich mit der Geschichte der Stadt befasst, sollte selbst Beispiel dafür sein, wie die Stadt an dieser Stelle ohne Bruch weitergebaut werden könnte. Das ist in erste Linie eine Frage der Behutsamkeit und Sorgfalt, mit der die Korrektur des Wiederaufbaus, der sich um die Geschichte nicht scherte, erreicht werden kann. Dennoch soll das Besondere der Einrichtung, in einer neuen und gleichzeitig auch vertrauten Art und Weise sichtbar werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Selbst wenn man den musealen Inhalt des Gebäudes ignoriert, ist das fertiggestellte Bauwerk ein gelungener Beitrag zur innerstädtischen Bestandsreparatur im bürgerinitiativ umkämpften Geviert zwischen Römerberg und Dom. An diesem Ort wurden für die herbeigesehnte Altstadtarchitektur veritable Großbauten abgerissen zugunsten einer parzellenschmalen Melange aus authentisch rekonstruierten Häusern und historisch gemeinten Neubauten.

In dieser schwülen Situation gelang es den Architekten, ein freundliches Ensemble zu implantieren, das dicht an die Nikolaikirche heranrückt, einen einladenden Platz zwischen seinen beiden Baukörpern bildet und durch Zwillingsdächer über dem Ausstellungstrakt eine manierliche Höhe einhält. Während also einerseits die Bildungsgesetze einer alten Stadt nachvollzogen werden, simuliert der Neubau keine Gassenarchitektur, sondern lässt stützenfreie große Räume ahnen und die Tektonik einer modernen zweischaligen Fassadenkonstruktion. Die äußere Wand zeigt den ortstypischen roten Sandstein, der sich am Eingangsgebäude wie ein schmückender Teppich ausbreitet und mit seinen Rauten- und Tellermotiven an die benachbarten Fachwerkkonstruktionen erinnert. Details wie Erker, Fallrohre, Treppenhausfenster oder Türgriffe sind mit einer ironischen Spielfreude entwickelt. Das Foyer, das mit dem geschichtsträchtigen Altbau verbindet, ist wie ein elegantes Möbel mit Eichenholz ausgeschlagen, es leitet mit seiner kantigen Geometrie unter den neu geschaffenen Platz, vorbei an Garderoben, einer endlosen Sitzbank und einem Café, und setzt sich als hölzerne Skulptur mit zwei gegenläufigen Podesttreppen im Ausstellungshaus fort. Damit endet die robuste, sensible Architektur. Die Sammlungsstellagen, die ein anderes Büro dem Haus zumutet, sind ein gruseliger Fehlgriff.