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Award / Auszeichnung | 07/2017

Hugo-Häring-Auszeichnung 2017 Kreisgruppe Schwarzwald-Baar-Heuberg

Raucherunterstand Euronics GmbH & Co. KG, Tuttlingen

DE-78532 Tuttlingen, Daimlerstrasse 15-25

Auszeichnung

Muffler Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2014
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

Leitidee und Konzeption

Die Erläuterung beschränkt sich auf die Frage des Umgangs mit der kleinen Entwurfsaufgabe im vorgegeben Kontext verschiedener Bewegungsräume am Rande industrieller Tagesabläufe. Uns interessiert und beschäftigt hierbei die Frage, ob hier die Funktion oder/und die Gestalt im Vordergrund steht und sich dem Betrachter stellt oder sogar offeriert. Wir denken, dass sich die Baulichkeit über die gegebene Grundstücksfläche definiert, die Materialität aus dem Gegebenen aufnimmt und durch den Inhalt der Planungsaufgabe ein Stück Modernität das Bild des Bauherrn widerspiegeln soll. Dies bedeutet für uns, die grundlegenden Strukturen des Bestehenden aufzuspüren, die den Ort bestimmen. Wir sehen hier den Bezug des Einzelnen zum Ganzen und somit den Verbund Aller, die das Gefüge definieren. So soll eine Synergie mit dem Umfeld entstehen mit dem Anspruch der Entwicklung des Formbildes aus der Identität des Ortes. Wir denken, dass das Geplante sich der Diskussion entziehen muss, ob es durch Modernität einen Kontrast bildet, oder so tut, als wäre es ein halbes Jahrhundert alt. Neu, konzipiert aus der dreiecksförmigen Geometrie des Grundstücks, in guter handwerklicher Qualität, mit vertrauten, einfachen Materialien und schönen Fügungen im Zusammenspiel derer. Eine einfache Geometrie, den Kindheitstraum eines Jeden über die Form einer Zeltdachkonstruktion ansprechend, spiegelt sie menschliche Dimension im Anspruch an Kommunikationsfähigkeit und auch Ruhe an diesem Ort wider.


Konstruktion und Materialität

Das bestehende dreiecksförmige Grundstück in Form einer kleine Wiese definiert sich mit dem im Rücken angrenzenden Schiebetor und dem Wirtschaftshof mit der Anlieferung umschliessenden Zaun einerseits und den auf der anderen Seite angrenzenden Garagen. Diese gegebene Fläche bestimmt wie selbstredend die Raumform, und bildet den Zugang aus der bestehenden asphaltierten Abstandsfläche der Garagen. Direkt angrenzend und wie selbstverständlich überleitend, gliedert sich eine, die Dreiecksform aufnehmende in Stahlbeton ausgebildete Bodenfläche, mit einer die natürliche Struktur des Betons zeigenden, geglätteten Oberfläche. Verzinkte, dünne Stahlbleche als Randabschalung trennen diese den Raum des Zeltdaches bildende Fläche von der 'Aussenfläche', die sich wie ein städtischer Platz mit Pflastersteinen artikuliert. Diese sind in der Sprache des kleinen Grundstückes, die den Bewegungsraum der Anlieferung in Form eines leichten Bogens bildet, in einem Passé-Verband verlegt, anthrazitfarbig im Mass 8/10 cm und bilden das Pendant zu den glatten, scharfkantigen Oberflächen des Betons und des Stahls der Zeltdachkonstruktion. Die den Raum erzeugende Struktur wird gebildet aus drei Flachstahlplatten, 15 mm stark in schwarzer Farbe, unbehandelter Rohstahl. Vorort verschweisst, mit pigmentiertem Rostschutz vorbehandelt und mit wetterbeständigem silbernen Eisenglimmerlack beschichtet. Die Eine, das Grundstück zum Zaun und zur Strasse begrenzende Fläche, wird gebildet in Form eines sich leicht zum Hof neigenden Trapezes mit den Massen von 3.60 x 3.20 m ( l x b ) und einer Höhe von 2.10 m aufsteigend zu 2.50 m am höchsten Punkt. Die anderen beiden Flächen, konzipiert als zwei gleichschenklige Dreiecke mit den Massen 3.00 x 3.00 m bilden einerseits eine zum Hof aufsteigende Dachfläche und andererseits eine zur Anlieferung angrenzenden, schützenden Wandfläche, die sich über eine Ecke der Dreiecksform in den Boden ableitet. In der Erscheinung fast materiallos, nur mit dem Berührungspunkt der Spitze am Boden, wird die Kraft über ein 15 mm starkes Rundrohr aus Edelstahl auf eine quadratische Edelstahlplatte im Boden übergeleitet und für den Betrachter nahezu unsichtbar gehalten. Eine Sitzbank aus einem massiven Weisstanne- Stamm mit den Massen 1.90 x 0.40 x 0.40 m mit leicht pigmentierter matter Lackfarbe und 4 Edelstahl- Rundrohren als Bodenabstand rundet das Gesamtbild ab und erzeugt Masstäblickeit. Zwei bodenbündig eingelegte Strahler beleuchten die Dachfläche von Innen und bestreichen die hinter der Sitzbank situierte Wand. Ein grosser zylindrischer Abfallbehälter aus anthrazitfarbenem Stahl dient zur Aufnahme und Definition des Ortes. Ein Ort, mit eigener Identität...

Beurteilung durch das Preisgericht

Diese Architektur eckt genau so an wie Rauchen in der Öffentlichkeit. Deshalb wurde dieser Rückzugsort geschaffen. Ein Platz, der ausdrückt, wieviel Raum Rauchern heute noch verbleibt. Drei auf drei Meter, und das auf einem riesigen Firmengelände. Die rudimentäre Stätte symbolisiert das Raucher-Schicksal mannigfaltig. Auf einem Sünder-Bänkchen darf der Qualmer Platz nehmen, von hinten drückt ihm dabei ein Metalldach ins Kreuz und nötigt eine nach vorne gebeugte Haltung ab. Demut durch Gestaltung?
Vielleicht ist das aber auch keine Architektur sondern nur eine zugespitzte Form der Persiflage. Der Wink mit dem offenen Dach? Raucher und Nichtraucher müssen füreinander Verständnis haben - Offenheit für den anderen macht die Welt gleich viel besser. Die Semantik verbietet den angeregten Zugriff auf die "Skulptur". Hierbei handelt es sich um bildende Kunst.