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Award / Auszeichnung | 09/2017

ARCHITEKTURPREIS DER STADT LEIPZIG ZUR FÖRDERUNG DER BAUKULTUR

Aufstockung des denkmalgeschützten Kontorhauses

DE-04229 Leipzig, Holbeinstraße 29

Preis

Knoche Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2015
    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Das bestehende Gebäude wird durch eine horizontal gegliederte Ziegelvorsatzschale bekleidet. Es ist ein Industriedenkmal und wird als Bürogebäude genutzt.
Die Aufstockung ergänzt den Bestand durch ein massives Volumen, das die bestehende Gebäudekontur übernimmt. So entsteht eine markante Kubatur, in der die Aufstockung ablesbar bleibt. Im Bereich des Dachrandes wird die horizontale Gliederung des Bestandes aufgegriffen, während die Außenwände mit ihren handwerklich ausgeführten, horizontal reliefierten Putzflächen die Rauhigkeit des Ziegelmauerwerks neu formulieren. So wird, auch durch die natürliche Farbigkeit der Außenwände, der architektonische Ausdruck des Bestandes zum Leitmotiv für eine sehr eigenständige Ergänzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Überraschend, einfach und überzeugend erscheint die Aufstockung auf dem denkmalgeschützten Gebäude der alten Celluloid-Fabrik. Das neue Volumen reagiert angemessen auf den dreigeschossigen Nachbarn und macht aus dem früher nur zweigeschossigen Haus ein neues Pendant auf Traufkantenhöhe. Neben einem sinnfälligen Beispiel für Weiterbauen im Bestand entstand hier zugleich eine Nutzungsmischung mit Arbeiten in den unteren Etagen und Wohnen in der neuen Dachetage. Die gelungene Verbindung von Alt und Neu wird durch eine dialogische Gestaltung mit Anpassung und Distanz geschaffen. So gibt es in Referenz an das Denkmal einen wohltuenden Verzicht auf Vor- und Rücksprünge und die Fassadenöffnungen antworten auf den Bestandsrhythmus. Vom Rot-Gelb des historischen Ziegelmauerwerks setzt sich der graue Putzfarbton allerdings ab. Seine markante Horizontal-Reliefierung zeigt eine qualitätvoll handwerkliche Ausführung und reagiert wiederum mit seiner haptischen Wirkung und Rauigkeit auf den Bestand. Der Aufbau ist mit tragendem Mauerwerk errichtet und verzichtet auf ein Wärmedämmverbundsystem, so dass er bautechnologisch die Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Altbaus weiterführt.

Die erforderliche neue Erschließung rekurriert auf die frühere Fabriknutzung, indem eine Stahltreppe installiert wurde mit einem respektvollen Abstand zu den Bestandswänden. Die beiden neuen Wohnungen sind jeweils mit einer offenen Raumkonzeption um einen Patio bzw. an eine Loggia angelegt, von der kleinere Einzelräume separiert sind. Einfach gestaltete Holzeinbauten integrieren verschiedene Funktionselemente wie den Küchenbereich, die Heizkörper und Schränke und bewirken auch im Innern ein ruhiges Erscheinungsbild. Die akzentuiert angelegten Fenster und Verglasungen unterstützen die großzügige Raumwirkung und bieten einen gerahmten Ausblick ins Quartier.

Insgesamt ist die Aufstockung angemessen und exponiert sich nicht aufdringlich in den Stadtraum, sondern zeugt eher von einem Understatement. Materialität und Formensprache fügen sich in das Viertel Holbeinstraße ein und belegen die Authentizität des Neuen. In diesem Sinne ist die Aufstockung ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der wachsenden Stadt Leipzig und zur Baukultur urbanen Wohnens.